Restauration einer Ebaygeige

  • Vielen Dank für das Bild und die Maße! Das war genau was ich wollte. Eine Decken-Dickemessung wäre natürlich auch informativ.
    Wenn ich das, was ich bisher über Geigenbau gelesen habe, richtig verstanden habe, sollte die Decke in der Mitte, oberhalb und unterhalb des Steges, am dünnsten sein, so etwa 2,6mm, am Steg selbst minimal dicker, und zum Rand hin noch etwas dicker, bis 3mm. Beim Boden umgekehrt. (Stimmt das?)
    Übrigens, falls du einen Expertenrat brauchst: Der Bogenmacher in HN war mir gegenüber recht auskunftsbereit, als ich ihn über das Lackieren und Polieren befragte. Auch über verschiedene Modelle von Stimmsetzern und deren Handhabung haben wir lebhaft diskutiert...

  • Ja, Herr Merz ist immer dankbar, wenn er jemanden zum Fachsimpeln hat und nicht nur langweilige Verkaufsgespräche führen muss. :)
    Ich wohne jedoch nicht mehr in der Gegend und komme daher dort nicht mehr oft vorbei. Aber die meisten Geigenbauer sind sehr freundlich und entgegenkommend, wenn man sich für ihr Handwerk interessiert.

  • Leider bekomme ich den Möckel nicht vor Freitag, da ich nicht Mitglied der Fakultät der Musikwissenschaften bin und Literatur für Fakultätsfremde nur über Wochenenden ausgeliehen werden darf. Daher werde ich bis zum nächsten Wochenende mit dem Ausbessern der Risse in der Decke warten müssen. Es sei denn hier im Forum könnte mir jemand aushelfen.
    Spontan fallen mir normales Leimen ein und dann mit Papier die Decke innen etwas verstärken und das Abtragen von altem Holz und Aufsetzen von neuem Holz ein. Gibt es ansonsten noch andere Methoden und welche ist hier sinnvoll?


    Viele Grüße


    Dabei habe ich noch eine rein rechtliche Frage: Ist es mir offiziell erlaubt das Buch zu digitalisieren wenn ich nicht im Besitz von selbigem bin, sondern es mir nur ausgeliehen habe?

  • Zitat

    Original von j_g_Gütter[...]Dabei habe ich noch eine rein rechtliche Frage: Ist es mir offiziell erlaubt das Buch zu digitalisieren wenn ich nicht im Besitz von selbigem bin, sondern es mir nur ausgeliehen habe?

    Naja, das ist immer so eine Sache. Für den Eigenbedarf ist das "relativ" harmlos - aber veröffentlichen würde ich sowas nicht.


    Wobei man ja zum Beispiel aus der Schule kennt, dass einem aus Büchern kopierte Dokumente ausgehändigt werden.
    Bei Grafiken ist es so, dass eine bestimmte Prozentzahl bearbeitet werden muss (also das Bild abweichen muss), damit man es verändern darf.
    Zitieren mit Angabe ist allerdings erlaubt.


    Ich stehe momentan vor einem ähnlichen Problem: ich muss für die Uni ein Buch analysieren, dass nichtmehr gedruckt wird. Wobei es da glaube ich auch auf das Erscheinungsdatum ankommt, ab einem gewissen Alter dürfen Sachen glaube ich weiterverbreitet werden.

  • Was man jetzt schon mal tun könnte und vielleicht auch sollte, wenn vor Eintreffen des Buches nichts weiter an der Geige gemacht wird, wäre, die Deckenunterseite abzubürsten und mit einem feuchten Schwamm abzuputzen, aber es darf nichts an den Riss kommen. Und dann wäre es noch gut, sie gepolstert sanft auf ein Brett zu spannen, damit sie in der Zeit "in Form bleibt".


    Ein sehr informativer und auch streckenweise vergnüglicher thread zum Thema Deckenriss ist hier (ich hoffe, es ist hier erlaubt, wie auch unter englischen Foren üblich, von Forum zu Forum verweisen und ich begehe jetzt nicht, ohne es zu wollen eine "Sittenwidrigkeit")


    http://www.musiker-board.de/in…ie-wieder-reparieren.html

  • Bücher kopieren: Das kann Ärger geben.... ;) Und man sollte sich überlegen, ob man nicht schaut ob man den Moeckel gebraucht bekommt. Das Buch hat einige Seiten, das ist ein ganz schöner Wälzer...da braucht man ein paar Stunden, bis man den kopiert hat, wenn ich das auf meine Arbeitszeit umrechnen würde, käme ich mit dem Kauf billiger. Und lesen tut sich ein Buch allemal besser als ein Stapel Kopien. Und zumindest meine Ausgabe hat "Baupläne" drin, die schwierig zu kopieren sind.

  • Zum Thema kopieren:
    Ich werde mir das Buch sicher kaufen, fände eine, momentan nicht existierende digitale Version nicht schlecht. Erst einmal will ich das Buch aber leihen und dann stellt sich die Frage der Legalität in der Übergangszeit, die vielleicht doch ein paar wenige Monate lang sein könnte. Viel Arbeit ist es für mich nicht, da ich Zugriff auf einen Bücherscanner habe.


    Ansonsten Danke für die informativen Links. Wird das, was bei geigenbau.com beschrieben wird üblicher Weise gemacht, oder, nur wenn es ein Riss am Stimmstock ist?
    Ich kannte diese Methode, weiß aber nicht, wann sie angewandt wird.
    Solanges Link werde ich jetzt lesen, habe ich noch nicht getan. Trotzdem schon einmal vielen Dank dafür.
    OK, ich lese den Faden dort gerade und dort scheint alles wichtige zu stehen. Vielen Dank dafür!

  • Ich habe eben nochmal in meinem "Möckel" nachgesehen. Dort exisitiert keine Beschreibung zu explizit einem solchen Riss am f-Lochbereich. Allerdings habe ich exakt dieselbe Art Riss vor einem Monat selbst an einer 10Euro vollständig entlackten Flohmarktgeige geleimt. Da dies hier der Amateurgeigenbaubereich ist, getraue ich mich mal meine Lösung zu nennen. Bin absolute Dilettantin, daher Vorsicht bei meinen Ideen. :)
    Je nachdem, wieviel Bereitschaft zur Simplifizierung besteht, läßt sich das Ganze auch mit einem soliden Gummiband bewerkstelligen. Lustigerweise habe ich gerade eben in einem englischen Forum exakt die gleiche Lösung vorgefunden, - sie hat dort zwar für Heiterkeit gesorgt, wurde aber durchaus nicht abgelehnt. Und es hat bei meiner Geige hervorragend funktioniert. Leider funktioniert meine Kamera nicht mehr, sonst würde ich es mal zeigen, wie´s geht. Man schlingt einen Teil des Gummis um den F-Lochlappen und verdreht und verschlingt ihn je nach Gummilänge mehrfach und zieht ihn dann um die Ecke. Stramm sollte es schon sein, damit der Riss auch zusammengezogen wird.
    Aber wie gesagt, war auch ´ne sehr einfache Geige, bei der ich nicht zuviel Bohai veranstalten wollte.

  • Also, ein Futter (Stimmfutter) ist vor allem bei Risen im Stimmstockbereich wichtig, weil der Stimmstock einen Druck auf diesen Riss ausübt, und zwar einen sehr "direkten". Mit dem Stimmfutter sorgt man dafür, dass dieser Druck wieder auf eine Fläche ausgeübt wird, und nicht auf die Bruchkante. Vor allem aber strebt man an, dass die Schwingungen wieder übertragen werden, und eine Fläche schwingt, und die Schwingungen nicht durch dir Bruchkante "gebrochen" werden. Die Decke/der Boden werden daher entsprechend verstärkt, und man versucht Holz zu nehmen, welches vom Faserverlauf dem Ursprungsholz möglichst ähnlich ist.


    Bei einem normalen Riss liegt die Sache etwas anders. Durch einen Riss versucht ein Instrument, sich "Spannungen" zu entledigen, welche z.B. durch unterschiedliches Trocknen/"Arbeiten" von Holz entstehen (Manche Instrumente "entledigen" sich ungünstigen Materialspannungen dadurch, dass Leimfugen aufgehen (Mittelfuge am Boden, Verbindung Zargen/Decke/Boden)). Aufgrund der Bauweise treten diese Risse typischerweise an bestimmten Stellen auf: F-Löcher, neben dem Saitenhalter, in der Nähe der Mittelfuge. Man sollte zuerst versuchen, die Ursache für die "Missspannungen" zu finden: bei Rissen in der Nähe des Saitenhalters ist oft der Untersattel zu "fest eingepasst", er sollte gelöst und ein kleines bisschen schmaler geschliffen werden, und dann wieder eingepasst...sodas ein ganz kleines bisschen Platz zwischen Decke und Untersattel ist. Oder der Unterklotz ist zu hoch/zu niedrig,... Wenn man das nicht tut und stattdessen den Riss nur (vielleicht noch mit ordentlich Zwingenspannung...) zuleimt, kann es daneben wieder aufreissen. Im Gegensatz zu Stimmrissen macht man bei normalen Rissen kein Futter. Die werden einfach zusammengeleimt (wenn sie ganz schmal sind) oder evtl. von innen mit Plättchen belegt (wenn sie größer sind, oder im Bereich der Mittelfuge, wo der Riss "Spannung " aushalten muss. Weit auseinanderklaffende Risse sind etwas problematischer: man kann sie mit dem Einfügen eines Holzspans beheben (das hat den Vorteil, dass man dem Instrument nicht wieder neue Spannung zufügt, sondern "zugesteht", dass da ein Riss "hinmuss" und einfach die Decke wieder schliesst). Leider bleibt das optisch oft sichtbar... Alternativ muss die Decke abgenommen, repariert (von innen belegt) und neu aufgesetzt (ggf. etwas angepasst) werden, das ist die elegantere Lösung. Aber auch hier muss man sehen, dass man nicht zu viel neue Spannung ins Instrument bringt. Bisschen unter Spannung stehen muss das ganze System ja, sonst klingt es nicht, aber eben nicht um jeden Preis irgendwie "zwingen".