bitte um Werteinschätzung von Geige von Josef Cermak

  • Hallo liebe Forumsbesucher,
    ich habe eine wunderschöne Geige von Josef Cermak aus dunklem Holz mit folgender Inschrift: Josef Cermak v ces. Sumburku ... .u Tannvaldu 1906. Mein Vater hat sie mir vor ca. 20 Jahren gekauft. Sie hat laut meinem damaligen Geigenlehrer einen besonders schönen Klang und ist eben keine Geige von der Stange. Was sie damals gekostet hat, weiß ich nicht. Ein Geigenbauer aus Mannheim, den es heute leider nicht mehr gibt, hat sie damals an uns verkauft. Ich habe sie zu Spielzeiten immer gut gepflegt, jetzt lag sie ca. 10 Jahre in ihrem Koffer.
    Ich will nicht um den Brei reden, ich würde sie nun gerne verkaufen und wollte fragen, wie und wo man dies am besten macht. Ist es sinnvoll ein Geigenbauergeschäft aufzusuchen? Wird der Geigenbauer aber überhaupt einen gerechten Preis machen, da er ja selbst an der Geige verdienen will? Oder geht man in ein Auktionshaus? Über Ratschläge und eine vorsichtige Bewertung würde ich mich freuen.
    Anbei auch ein paar Bilder.
    Vielen Dank, JuliRosa

  • In "Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart" habe ich folgende Info gefunden:


    Cermak, Josef. ? Böhmisch-Schumburg
    (Sumburk). 1889. 1895


    Musikinstrumentenmacher, von dem mehrfach Arbei-
    ten vorkommen.


    Geigenzettel : Josef Cermäk / V Ceskem Sumburku u
    Tannwaldu (gedruckt).


    Es gab wohl auch einen Josef A. Cermak oder Cermäk. Nicht verwechseln!


    Da wir quasi Nachbarn sind, würde ich mir die Geige gerne in Natura anschauen, hätte evtl. Interesse. Bin aber selbst KEIN Experte, was den Wert angeht! Wir könnten auch gemeinsam damit zum Geigenbauer Uphoff in MA gehen.


    Gruß

  • Boehmisch-Schumburg ist, soweit ich weiss, nur der deutsche Name von Cesky Sumburk (Sumburk), was zu Tanvald (früher Tannwald) gehört. Das ganze liegt im Riesengebirge, und war mehrheitlich von Deutschen besiedelt. Daher kommen sowohl deutsche als auch tschechische Bezeichnungen vor.


    V Ceskem Sumburku u Tannwaldu heisst einfach nur aus/in Böhmisch Schumburg zu Tannwald, es dürfte sich also um den gleichen Geigenbauer (bzw. die gleiche Familie) handeln.

  • Sie sagen es korrekt. Cermak liess im Zuge des aufkommenden tschech. Nationalismus seinen "germanisierten" Namen so als Abgrenzung zu den damals noch in Böhmen dominanten deutschsprachigen Geigenmachern, "retschechisieren". Das war allerdings nicht an seinem Ruhm, einer der produktivsten Geigenmacher der alten Monarchie zu sein, abträglich. Viele meinen, zu produktiv. Obwohl er angeblich nie eine Manufaktur betrieb, so muss er einen Stab an Gesellen gehabt haben, um die Mengen an Geigen, die er produzierte, eben auf den Markt werfen zu können.
    Daher ist sein Marktwert in den letzten Jahren eher gesunken, obwohl ich das anbahnende Geschäft nicht irgednwie dadurch präjudizieren will.
    Kann eine der Damen bitte uns dann mitteilen, was die Begutachtung in natura ergeben hat?
    Wäre sehr interessant.


    GEFUNDEN:
    Dieser Verkäufer z.B. verlangt "nur" schlappe 1400? für seine J. Cermak. Da wurden mir schon schlechtere Modelle von ihm (Fälschungen??) für wesentlich mehr Geld angeboten.


    <Link wurde entfernt>

  • Wie gesagt, es gibt laut diesem Buch zwei Geigenbauer mit fast identischem Namen. Der eine beschriebene Josef Cermak aus Sumburk (Schumburg) und der andere Josef Antonin Cermak aus Kutna hora (Kuttenberg) mit entsprechend anderen Angaben auf dem Zettel. Und alle Angebote von Geigen im Internet, die ich gefunden habe, scheinen von dem letzteren zu sein. Diese beiden Orte liegen auch eine Ecke voneinander weg (vor 100 Jahren eine Riesenentfernung):


    http://maps.google.de/maps?q=k…&resnum=3&ved=0CFUQ8gEwAg


    Sollte das der gleiche Geigenbauer sein? Oder nur ein anderer aus der gleichen Familie?
    Ich kenne mich ja wie gesagt nicht damit aus, habe nur ein bisschen gegoogelt und dies herausgefunden.


    Aber moment mal... ich möchte JuliRosa (und auch mich selbst) keinesfalls um den Genuss der Expertenmeinungen hier bringen, jede weitere Information ist doch wertvoll. (Es bahnt sich auch noch nicht gleich ein Geschäft an, nur weil ich Interesse zeige...) Bessere Bilder wären natürlich schon notwendig, wie yxyxyx sagte.


    Aber falls JuliRosa mit mir zum Geigenbauer geht, hätte ich nichts dagegen, euch anderen von dem Ergebnis zu berichten.

  • Hallo JuliRosa!


    falls Sie noch in Ladenburg wohnen, würde ich mir Ihre Geige wirklich gerne anschauen, einerseits aus reiner Neugier, und andererseits weil ich selbst auf der Suche nach einer bezahlbaren Geige mit gutem Klang bin. Sie wären dadurch zu nichts verpflichtet (und ich natürlich auch nicht). Ich sende Ihnen daher eine persönliche Nachricht mit meiner Telefonnummer und würde mich freuen, wenn Sie sich - unabhängig weiteren Beiträgen hier - bei mir melden würden. Auf jeden Fall bin ich auf die weiteren Fotos gespannt.
    Eine grobe Werteinschätzung könnten wohl die Experten hier im Forum liefern, für eine genaue Preisteinschätzung sollte man aber schon beim Geigenbauer vorbeischauen. Der einzige Geigenbauer, den ich hier in der Gegend "kenne" (d. h. so gut man jemand kennt, von dem man schonmal was gekauft hat), ist eben Herr Uphoff in Mannheim. Von ihm weiß ich, dass er Instrumente für 10% in Kommission nimmt, dann hätten Sie auf jeden Fall schonmal eine Werteinschätzung, und von dem Kommissionsvertrag kann man auch jederzeit zurücktreten.
    Natürlich gibt es auch Geigenbauer in Heidelberg, deren Konditionen kenne ich aber nicht.