eine alte Geige

  • ich muss mich umstandshalber von meiner Geige trennen und ich weiss nicht so recht was ich dafür verlangen kann.es ist laut Geigenbauerin eine sehr schöne und saubere Markneukirchener Arbeit.Die Decke ist aus feinjährigem Holz gemacht und der Boden ist sehr schön geflammt (kommt auf dem Foto nicht zur Geltung) Sie ist komplett spielfertig und hat einen Brillianten und tragenden Ton.Die Geige ist 100 jahre alt.
    zu dieser Geige passte mein Goldbogen hervorragend.


    was meint ihr, was kann ich für einen Preis verlangen ??


    LG
    Anke

  • zweifellos eine gute Arbeit.
    Das Problem: Was kann man dafür verlangen?
    Eigentlich unter korrekter Angabe der Beschaffenheit und (etwaiger) Mängel das, was man dafür will und das, was der Kunde dafür zu zahlen gewillt ist.
    Mittlerer dreistelliger Euro-Bereich (<>500?) wäre meine Einschätzung.
    Hätte sie eine Authentizität ginge der Preis noch hinauf, aber sie dürfte ein Produkt dieses sog. Verlagsystemes gewesen sein. Dass in diesem Geigenbauerkollektiv, das schon vor der DDR bestand, die Herstellung arbeitsteilig von Hand in verschiedenen Fabriken gemacht wurde.
    So etwas wirkt leider wertmindernd, weil der Geige die Identität fehlt.

  • diese Geige ist in einer kleinen Geigenbauwerkstadt in Markneukirchen entstanden soweit ich weiss...sie hat keinen Velegerzettel sondern einen nicht authentischen Friedrich August Glass Zettel. Sie hat bis auf einen Wirbelkastenriss keine Beschädigungen. Der Riss ist repariert.Die Geige klingt wirklich hervorragend ! und ist meiner Meinung nach auch nichts für Schüler.

  • Könnten Sie ein Foto vom Zettel machen und hier veröffentlichen? Schülergeige ist sie keines Falls, und wäre sie nachweislich eine Glass, dann würde sie die 1000? locker überschreiten.
    Im Handel mit Geigen ist das primäre Authentizität. Eine Geige kann noch so gut sein, noch so toll gemacht sein, fehlt der Name oder dieser hat in der Fachwelt keinen guten "Klang" geht's mit dem Preis in den Keller.
    Nur, welcher hervorragende sächs. Geigenbauer soll so bescheiden gewesen sein, und seine Werke mit fremden Federn geschmückt haben?


    PS: Glass hatte wirklich Stil. v.a. seine Stainer Kopien -äh wollte sagen von Stainer inspirierte Instrumente, sind sehr gelungen

  • ein einfacher, wie effekriver Trick, eine Ware zu verkaufen ist, man setzt einfach mal einen möglichst hohen Preis an.
    Wendet sich der Kunde nicht erpost ab, sondern zeigt sich weiter interessiert, versucht aber argumentativ den Preis zu drücken, dann weiss man, dass etwas in der Geige steckt.
    Sind seine Argumente vernünftig, kann man sich dann auf einen für beide akzeptablen Preis einpendeln.
    So auf den Fotos erscheint mir die Geige durchaus interessant. Materialien und Lack passen. Sächsisch ist sie sicherlich. Na ja Stainer Dickbäuche sind mit wenigen Ausnahmen (eben z.B. von der Familie Glass) momentan nicht so en vogue (vielleicht in paar Jahren dafür umso mehr).
    Probier halt mal mit 2000? und rede aber tacheless (nicht dass er dann behauptet, Du hättest ihn über den Tisch gezogen)!
    Wäre mein Vorschlag.

  • ...dieser wahrscheinl.stainerkonzept-Nachbau aus/ bei MNK/ Vogtland...
    die stainertypen (u.-originale) sind mehr für kammermusik geeignet als große strahlende orchester- oder gar soloeinsätze...es gibt ein profiquartett, das nur auf stainer's spielt
    wert richtet sich nach dem lt. zettel üblichen niveau (wenn dieser echt...), man muß sich umhören dort in MNK (Museums-Auskunft), mag schon auch an oder über die 2000,- eur sein...
    ps. habe hier ein altes JHS-Guarneri-fragment (Korpus, dto. königl.sächs. Manufakturarbeit von mind. 100 jahre), der auf Komplettierg. mit Hals wartet--
    fr.grüße, sbr.

  • @ yx also den zettel zu fotographieren ist schlecht es steht: fried. aug. glass verfertigt nach antonius stradivarius in cremona anno 1636 der zettel ist nicht echt, wie ich schon vermutete. es ist aber ein schönes stradivari modell. die decke ist aus feinjährigem holz und in wirklichkeit sieht die geige viel besser aus als auf den fotos. ich kenne eine geigerin die vom ton begeistert ist.

  • ..lt. zettelangabe,
    >>> stradi-lebensdaten 1648/9-1737 !, ab ca. 1672 ca. erste eig. Arbeiten, dann ist doch die angabe 1636 pränataler nonsens...!--Zettelschwindel gab es schon seit frühen geigenbaujahren...-


    würde mal in MNK-Museum nachsehen....gibt dort eig. webforum, wo schon andere ihre Glaß-geigen hinterfragten...


    http://www.museum-markneukirch…/viewtopic.php?f=12&t=556


    (...könnte "gestrecktes" strad-allonge-modell aus, die antonio 1690-99 ca. baute, aber FF-löcher zu lang, danach begann die berühmte goldene periode bis etwa lebensende) - sb

  • Wegen der Wölbung hätte ich eher auf eine Stainer-Kopie getippt. Aber vielleicht sind es nur die Reflexionen.
    Noch einmal: das A & O vom Wert ist die Authentizität.
    Ich habe zig Top-Fiedeln gesehen und gehört, aber weil kein (Original) Zettel oder bloss NUR 0815 sächisch gar schlimmer böhmisch, waren die faktisch wertlos (gut halt 500?, manchmal je nach Qualität halt ein bischen mehr)
    die 2. Hoffnung wäre, man kann Herkunftsort u/o Herkunftszeit bestimmen, sodass man die Geige jemanden zuschreiben kann.
    Nur dann müßte man die Geige auf Herz und Nieren prüfen und das kostet dann meist viel mehr als was sie wert hat
    Anonyme Cremoneser Geigen aus der goldenen Ära fangen allesamt nicht unter 10 000 ?, egal wie nach Mist die klingen, an.
    Der letzte Ausweg wäre, die Geige ist zwar aus unerklärlichen Gründen anonym (es wurden sogar J.B. Vuillaume Geigen zu Stradivaris, weil man halt zu den 200 000 ? noch ein Null hinten anhängen wollte) , sie ist aber von der Machart her von einem Spitzeninstrumentenbauer hergestellt.
    Wenn sogar die Teile, die man nicht sieht (Deckenunterseite, Verleimungen, Einfassung der Zargen, Bassstab etc.) makellos sind, kann man auch noch je nach Modell sogar bis in die 5000? Region vorstossen.
    Nur dazu bräuchte man auch wieder eine Expertise, und da ist das Risiko, eine Lemon zu haben, doch sehr groß.
    In Wien kann man im Dorotheum GRATIS Geigen schätzen lassen. Da sind immer wieder Termine ausgeschrieben, die müßten Sie googeln.
    Das ist das einzige, was ich Ihnen empfehlen kann.
    Ihr Instrument sieht auf den Fotos sehr interessant aus, aber jetzt dafür einen Preis von mehr als 1000? zu rechtfertigen, müßte man sie in natura sehen.
    MFG
    yxyxyx