Testgeige vom Geigenbauer unbekannter Herkunft mit Reparaturen

  • Hallo Zusammen,


    gestern habe ich zwei Testgeigen von meiner Geigenbauerin mitgenommen. Ich habe vor einem Jahr angefangen zu spielen und mir damals eine sehr günstige Geige gekauft, auch vom Geigenbauer, aber halt aus einer chinesischen Fabrik. Meine ist schon definitiv okay, allerdings habe ich sie damals ohne irgendwelche Ansprüche und Kenntnisse gekauft und merke jetzt, dass sie an manchen Ecken Probleme bereitet...


    Nun zur Frage, ich habe mir gestern eine alte Geige mitgenommen. Es ist kein Zettel drin und die Geigenbauerin hat ehrlich gesagt, sie war sehr kaputt, Risse wurden repariert, davon auch ein Stimmriss. Sie hat sich damals dafür entschieden sie wieder spielbereit zu machen, da sie den besonderen Klang mochte. Es wurde damals auch von einem anderen Geigenbauer ein anderer Hals eingebaut, da der originale kurz war.


    Sie sagte, diese Geige hat ihre Baustellen und ich soll es mir gut überlegen. Sie kann nicht garantieren, dass nicht bald etwas drin wird, was eine erneute Reparatur bedeutet. Dafür kostet sie nicht viel. Ich habe im Preissegment bis 3.000€ geschaut und diese finde ich mit Abstand am schönsten! Sie ist natürlich auch die günstigste, aber das war jetzt nicht das Kriterium :)


    Was könnt ihr mir als absolute Anfängerin und unerfahrene Geigenspielerin raten?

  • Das nenne ich mal einen ehrlichen Geigenbauer! 😁 Im Prinzip kann bei jedem Instrument jederzeit etwas passieren, egal ob alt oder neu, Streichinstrumente aus Holz sind eben ziehmlich empfindlich. (Ich bin aus diesen Gründen auf Carbon umgestiegen, aber das ist Geschmackssache!)


    Lass Dir mal erklären, was „die Baustellen“ sind. Wie wurde der Stimmriss repariert?


    Und wenn die Reparaturen stabil gemacht sibd, sie Dir gefällt und der Preis gut ist, nimm sie. Du wirst Dich ärgern, wenn Du stattdessen eine andere kaufst und „dem magischen Klang“ dieser Geige nachtrauerst. ;)


    Es geht hier ja auch darum, ein Instrument zum Spielen zu haben, und nicht als Wertanlage. Da ist der Klang (& Spielbarkeit) und das persönliche „Gefällt mir“ das Ausschlaggebende.

  • Der Klang hat halt echt Power. Diese Geige ist präsent und nicht ein kleines Stimmchen 😂 Vom Sound her das Modell "ich mag den Klang einer Bratsche aber spiele trotzdem Geige"

    😂 Sehr ungewöhnlich, kein typischer Geigenklang. Hab mich sofort verliebt 🥰


    Aber meine Angst war halt, dass ich mir wegen der Reparaturen vielleicht ungeahnte Probleme einhandel. Die Risse sind stabil repariert worden. Sie sagte mir, die Decke wurde halt mehrfach geöffnet, sie könnte irgendwann aufgehen. Aber so wie sie repariert wurde, hält sie schon länger.

  • Eine Decke, die sich an einer Fuge von der Zarge löst, kann recht einfach von außen wieder zugeleimt werden. Das ist nicht das Problem. Hat der Stimmriss ein Futter bekommen? Wenn ja, sollte er mehrere Jahrzehnte halten, wenn die Geige nicht starken Temperaturschwankungen ausgesetzt ist oder Dir auf den Steg fällt. Und wenn die übrigen Risse alle belegt sind, sollten sie auch problemlos halten.


    Meine Tochter spielt eine 3/4-Geige, deren Decke auch mehrere gravierende Risse und auch einen Stimmriss hatte. Dafür hab ich mein erstes Stimmfutter gemacht. Wir lieben den kräftigen, vollen Klang dieser Geige, und bisher sind alle Reparaturen stabil.


    Ich bin ein absoluter Fan alter Geigen, und wenn Du Klang und Spielbarkeit dieser alten Geige liebst, nimm sie.

  • Es ist wie immer der Preis der bestimmt ob gekauft wird oder nicht in Abhängigkeit vom Klang. Wenn die Geige trotz der Wertminderen reperaturen gut klingt und einen zu Frieden stellt ist das ok. Man sollte aber beachten das der wieder verkaufswert später nicht annähernd den Kaufpreis entsprechen wird. Wenn das keine große Rolle spielt ist es in Ordnung. Wenn man jetzt schon weiß das mit mehr können eine bessere Geige hermuss, sollte man sich das ganze genau überlegen.

  • Nein, keine Wertanlage, ein oft bespieltes Instrument einer Anfängerin ☺️ Mir geht es um einen schönen Klang und dass ich gut mit ihr spielen kann. Dafür sollte sie mir noch ein paar Jahre erhalten bleiben. Ich hatte zum testen auch 'neue" Geigen von bekannten Geigenbauern aber oft empfand ich den Klang als nasal, hohl, oder quietschig. Mir ist auch klar, dass ich in der Preiskategorie bis 3000€ keine Wunder erwarten kann. Diese kommt dem was mir gefällt schon sehr nahe und je länger ich damit spiele, desto schöner klingt sie.


    Das ist natürlich immer sehr subjektiv was "schön" klingt. Daher wollte ich zum Zustand der Geige ein paar Meinungen.


    Was glaubst ihr, wie alt sie ist und woher sie kommt? Die Geigenbauerin sagte "altdeutsch" - was immer das auch heißt 😀 geschätzt wurde älter als 100 Jahre...

  • Ich verstehe hier nicht alles. Offensichtlich wurde die Geige angeschäftet. um 1850 oder älter. Schöne Holzauswahl durchaus. Sieht recht sorgfältig angefertigt aus. Recht starke aber keine extreme Wölbung.


    Schöne Schnecke.


    Richtung Sachsen oder Böhmen. Aber schwer ohne Zettel genauer zuzuordnen.