Stimmholz Geige

  • Hallo zusammen,


    ich habe vor ein paar Tagen ein Video gesehen. Ein bekannter Musiker und Geigenbaumeister aus NL hat erklärt, je kleiner das Loch an der Stimme ist, desto besser wird das Klangvolumen des Instrumentes. Er hat rund 20 Jahre dafür investiert, den Klang der Instrumente zu verbessern. Schlussendlich hat er ein Instrument entwickelt, mit dem er die Stimme platziert ohne jegliche Beschädigung dieser. Leider ist er knapp 650km von mir entfernt. Kennt hier jemand evtl. nen Geigenbauer, der ähnlich arbeitet und das Klangvolumen derart verbessern kann ?

    Freue mich auf etwaige Tipps.

    LG an alle ! Lars

  • Also, meiner Meinung nach hat das Klangvolumen eines Instrumentes mehr mit den Dimensionen seines Klangkörpers zutun (siehe kleine vs. grosse Bratschen), der Konstruktion (Plattendicke/Holzfestigkeit) und vieler anderer Parameter wie Steg (passend? Masse?) und Besaitung. Nicht zuletzt Bogen und Spieltechnik. Die Stimme ist ein Parameter von mehreren, und hat selber hat viele Parameter- Position, Länge (=ausgeübter "Gegendruck"), Holzqualität...und ja, vielleicht ist das "Loch" vom Stimmsetzer auch ein Faktor. Das weiss ich nicht.


    Aber im Vergleich zu allen anderen Parametern, denen so ein Instrument unterliegt, glaube ich nicht, dass "Loch oder nicht" grundsätzlich etwas ändert- es sei denn, alle anderen Faktoren sind totoptimiert, und die letzten 2% müssen noch herausgeholt werden. Ich lasse mich aber sehr gerne eines Besseren belehren, ich habe es tatsächlich noch nicht ausprobiert, welchen Unterschied eine Stimme mit vs. ohne Loch tatsächlich macht.


    Ich habe mal in ein Cello eine "ungelochte" Carbonstimme (Hamberger) eingebaut, und kann für dieses Instrument den Vergleich zur "gelochten" Holzstimme ziehen. Obwohl die Carbonstimme doch deutlich anders ist als die Holzstimme, hat sich der Grundcharakter des Instruments nicht wesentlich verändert. Es spricht etwas leichter an, aber ganz ehrlich: Die Veränderung, die ich mit besseren Saiten, einem passenden Bogen und vor allem besserer Spieltechnik erzielen konnte, waren zumindest bei diesem Instrument grösser.

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  • Dazu würde ich sagen, der Badiarov ist -in meinen Augen- ein sehr, sehr guter Geigenbauer. Er weiss, was er tut, und baut z.B. auch Celli da Spalla, die richtig gut klingen, und ist da im absoluten Profibereich unterwegs. Er beherrscht die Kunst, auch aus kleinen Korpusgrössen viel Klang rauszuholen. Sprich: Er weiss, wie man "alles" optimiert. Da glaube ich ihm auch, dass bei einem Instrument, wo "alles" stimmt, eine "perfekte" Stimme noch was herausholen kann. Im Prinzip sagt er genau das ja auch in seinem Video- wenn auf alles Andere geachtet wurde, Platten, Steg, Stimmposition etc., dann wäre das eben auch noch eins der Dinge, die man besser machen kann.


    Meine "Durchschnittsinstrumente" haben aber -im Vergleich zu den Instrumenten, die er anfertigt- so viele "Baustellen", dass das Loch in der Stimme garantiert nicht "das" Problem ist. Auch mit einer ungelochten Stimme wird aus einem Amateurinstrument kein Meisterkracher.


    Trotzdem kann man es ja mal probieren- er zeigt ja sein kleines Werkzeug, was m.E. einfacher anzufertigen ist als ein Stimmsetzer, und fast nix kostet, und er will mit seiner Idee auch kein Geld machen, was mir auch sehr sympathisch ist.

  • Der nächste Geigenbauer wird uns zeigen, dass eine „gerade“ Stimme nicht das Optimum sein kann

    und man mit leicht konvexen Stimmstocken viel mehr herausholen kann. In der Mitte muss man ein wenig

    abschaben, damit es etwas weniger Masse wird, damit wird der Klang um 20.000 EUR wertvoller.


    Der dritte wird eine etwas dickere, aber ausgehöhlte Stimme verwenden und dann klingt die Geige

    nochmal um weitere Lichtjahre besser. :D

  • Welch ein Sarkasmus ! Habe soeben mit einem Geigenbaumeister, der auf Klangoptimierung asugerichtet ist telefoniert. Für den war das absult nicht NONSENS. Es gibt mehrere Stellschrauben, um den Klang zu verbessern und er ist davon überzeugt, dass sich da durchaus etwas verändern kann.

  • Eben. Mehrere Stellschrauben...das denke ich auch. Und da wird je nach Instrument die eine oder andere Stellschraube wichtiger sein. Ich glaube, Fiddler macht sich eher darüber lustig, dass jedes Instrument gleich nach 10.000 Euro mehr klingt. Das halte ich auch für Quatsch- aus einer 49,99 Euro Geige wird nicht durch den anderen Stimmstock ein 10.049,99-Instrument. Platt gesprochen. Weniger platt gesprochen: Aus einer 2000-Euro-Durchschnittsgeige wird kein 12.000-Instrument, nur weil der Stimmstock kein Loch mehr hat.


    Dass ein Meister wie Badiarov bei seinen Instrumenten noch mehr herausholen will und kann wundert mich wie gesagt nicht. Dass jetzt jeder seinen Stimmstock rausreisst und selber loswerkelt ist aber auch nicht Sinn der Sache. Das hat Badiarov zwar auch nicht gesagt -der Videotitel suggeriert das aber.


    Also, ich kann mir wie gesagt vorstellen, dass es in gewissem Rahmen was bringen kann. Aber auch Andere haben sich Gedanken gemacht, beispielsweise mit den verstellbaren Stimmstöcken zur (Gegen-)Druckoptimierung, und da auch Überlegungen zur Masse.