Altes 4/4 Cello gefunden und keine Ahnung

  • Richtig- Bögen von Fotos zu beurteilen ist (nahezu) unmöglich. Ich hatte schon echte , optisch perfekte Meisterbögen in der Hand, die Schrott waren- viel zu weich, "durchgenudelt". Im Gegensatz dazu manch alten "Schrottbogen", der richtig gut war. Und Beschädigungen (Risse, gut reparierte Brüche, schlechte Biegung, verzogenes Holz,...) kann man auf Fotos nicht immer sehen/nicht ausschliessen.


    Ob ein Bogen zum Instrument passt, ist eine Frage des Spielers und des Geschmacks. Bei der Gitarre gibt es ja auch Saiten, die besser und schlechter zum individuellen Instrument passen- das Saitenproblem hat das Cello auch, aber beim Bogen ist das ähnlich. Cello, Bogen und Spieler müssen zusammenpassen, um das beste Ergebnis zu erzielen. Vom Foto her unmöglich zu beurteilen... Ein Geigenbauer kann zumindest eine grobe Einschätzung geben.

  • Hallo zusammen,

    ich habe noch ein Frage zu dem Spalt zu sehen anbei.

    Wenn ich es recht sehe ist doch auf der Innenseite das Unterholz.

    Und das bedeutet doch, wenn da ein Spalt ist, dann kann das unterholz nicht mehr vollständig verleimt sein mit beiden Zargen-Häften.

    Und wenn das so wäre bedeutet das doch, um das Unterholz wieder korrekt mit den Zargenhälften zu verleimem muss das Cello geöffnet werden - oder liege ich da falsch?

    Beste Grüße

    Mann der nur noch Cellomusik hört


  • Manchmal wurde da auch schon bei der Herstellung „grosszügig gearbeitet“, das ist ja eine Stelle, die man nicht gleich sieht. Es kann auch sein, dass das schon mal so repariert wurde.


    Und ja, oft ist eine Reparatur von aussen möglich, und ja, das kann man nur in Natura prüfen, vom Foto her nicht.


    Normalerweise wird beim Bau Knochenleim verwendet, dieser lässt sich mit Wärme lösen. Man kann also -sofern es nicht noch weitere Probleme gibt- die Stelle punktuell erwärmen, die Zarge lösen und neu aufleimen. Dazu muss man das Cello nicht öffnen.

  • Den Boden unten würde man auch einfach wieder zuleimen- da würde man nicht alles komplett auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Geigenbauer haben da ihre Tricks und ihre Spezialzwingen.

  • Ja, genau so etwas. Der Stachel wird entfernt, und der Dorn auf der auf dem Bild linken Seite durch das Loch geschoben. Das Teil klappt dann wie ein Widerhaken aus. Das Holzteil wird dann mit der Schraube dagegengespannt.


    Sich lösende Zargen bzw. sich öffnende Leimfugen wo auch immer kommen bei älteren Instrumenten öfters mal vor. Beispielsweise weil der (Natur-)Leim auf Feuchtigkeit und Wärme -und somit auch auf die Witterung (oder suboptimale Lagerungsbedingungen)- reagiert (=sich teilweise löst), und der Saitenzug dann dazu führt, dass genau der Schaden entsteht, den Du bei deinem Instrument siehst. Und das kommt öfter mal vor, die Physik ist bei allen Celli ähnlich... Ungünstiger ist es, wenn es zu Rissen kommt, deren Reparatur ist meist deutlich teurer.


    Letztendlich ist Knochenleim auch nur so ne Art Gelatine (ganz grob gesagt!), den kann (=könnte) man sogar essen (schmeckt nur nicht). Das Zeuch ist super, aber nicht einfach zu verarbeiten (da kommt es auf den richtigen Temperaturbereich an, sonst klebt er nicht), und er reagiert eben auf Feuchtigkeit und Wärme. Dafür lässt er sich aber eben auch lösen, und man kann Instrumente (holz)schonend reparieren, und immer wieder öffnen und schliessen und teilweise öffnen etc. pp. -daher hat sich noch kein moderner Holzleim gegen den guten alten Knochenleim durchgesetzt.

  • Hallo,

    vielen Dank Braatsch, ja Knochenleim habe ich in meiner Werkstatt. Der ist wirklich prima.
    Ich werde mir erst mal das Cello von innen genau ansehen. Also nicht öffnen sonden endoskopieren, meine ich natürlich.

    Evtl. sehe ich ja was da unten am Unterholz genau los ist oder ich sehe noch innere Beschädigungen.

    Nur so zum dazu lernen. Das interessiert mich einfach.

    Was für eine wundervolle Handwerkskunst der Geigenbau doch ist...

    Beste Grüße

    Thunder

  • Wenn es Dich interessiert: Das Cello hat zumindest was man von den Fotos sieht eine gute Substanz. Soooo schwer ist das nicht, das wieder flottzukriegen- vor allem, wenn Du schon Erfahrung mit Holzarbeiten/Knochenleim hast. Du kannst mal mit dem Geigenbauer reden- und Dir vielleicht auch erklären/zeigen lassen, was gemacht werden muss (oder mit ein bisschen Zeit gemeinsam mit ihm machen!). Gerade wenn es nicht wirklich schwierige Reparaturen wie Risse etc. sind. Beim Cello ist das auch alles nicht so fiepsig-klein wie bei der Geige, das geht alles besser ;)


    Und vielleicht bekommst Du dann doch Lust, das mal auszuprobieren- Cello und Gitarre ist eine gute Kombination ;)