Cello kaufen - wie angehen?

  • Bin auf Cellosuche für mein Kind, das aus den Kindergrößen nun endgültig herausgewachsen ist. Bislang wird ein Mietinstrument vom Geigenbauer gespielt, das würde ich erstmal mit ganzer Größe weiterführen, parallel dazu auf die Suche nach einem Kaufinstrument gehen. Vermutlich wird der Geigenbauer auch Instrumente vorrätig haben, irgendwie habe ich aber noch die Illusion, auch von Privat fündig zu werden.


    Völlig verloren bin ich beim notwendigen Budget. Das derzeit gemietete Instrument dürfte sich in der Preisklasse bis 2000EUR (als Set mit Bogen u. Etui) bewegen. Qualitativ verschlechtern will sich ja niemand, allerdings frage ich mich, ob

    - das ein noch angemessener Rahmen für einen soliden Hobbyspieler im Amateurorchester oder Streichquartett ist

    - man in dieser Liga überhaupt fündig werden kann oder besser das doppelte oder mehr veranschlagen sollte.


    Woran erkenne ich bei einem Privatangebot, ob es sein Geld wert ist?

  • Willkommen im Forum!


    Am besten ist es, mit Kind und jemandem, der Ahnung von der Materie hat, zu den erreichbaren Celli, die von privat angeboten werden, hinzufahren und sie auszuprobieren. Zum Preis kann ich nicht viel sagen, 2000 Euro klingen aber eher wenig für ein anständiges und gut spielbares Cello.

  • Schau Dir ruhig private Angebote an, wie Geigerlein sagte, am Besten mit jemandem, der sich auskennt. Für 2000 Euro lässt sich schon was finden, wenn man Geduld hat und kleine Anpassungen/Reparaturen beim Geigenbauer noch draufrechnet. Neue (gute) Saiten kommen auf ca. 200 Euro, nur mal so als Verhältnis...


    Das Cello sollte keinen Stimmriss haben, bei älteren Instrumenten kommen Zargenrisse öfters vor, wenn die repariert sind, sind sie meist unproblematisch. Celli haben öfters Wolfprobleme, das sollte man testen.

  • Wenn Du ein bisschen risikobereit bist, schau mal bei Ebay.com nach dem Anbieter yitamusic. Dessen Instrumente werden von Käufern sehr gelobt, und was ich an Aufnahmen von Celli dieses Herstellers auf z.B. youtube gehört habe, fand ich sehr überzeugend. Auf jeden Fall ausreichend für Amateurorchester und private Kammermusik, und vom Preis-Leistungsverhältnis sehr gut.


    Es bleibt natürlich ein Restrisiko, und auf dem privaten Gebrauchtmarkt wird man sicher auch fündig, aber schaut Euch diesen Hersteller einfach mal an. Die Gebotspreise liegen meist deutlich niedriger (bei ca. 400-800 Euro je nach Modell) als der „Sofort-Kaufen-Preis“, beobachtet das Ganze am Besten eine Weile.

  • Vielen Dank schon mal für Eure Rückmeldungen.


    Ahnung von der Materie

    Als Nur-Hobbymusikerin habe ich vom Geigenbauhandwerk kaum Ahnung, ich würde in erster Linie nach dem Klang gehen. Ein Instrument, das nicht anspielbar ist, wäre für mich von vorneherein raus. Ich würde gerne auch meinen Blick ein wenig schulen und staune (im positiven Sinne!) nicht schlecht welche Aussagen manche User anhand der eingestellten Fotos machen können.


    2000 Euro klingen aber eher wenig für ein anständiges und gut spielbares Cello.

    Das fürchte ich auch. Bei den aufgerufenen Preisen grüble ich aber schon, welche "Gurken" man Schülern offenbar zumutet. Nach Meinung der Lehrkraft sind 2500 aktuell die absolute Untergrenze. Zumindest bei im Kleinanzeigenbereich der E-Bucht wird da wenig Umkreis in diesem Segment angeboten und wenn finde ich die Angebote eher dubios. Eine Anfrage beim Verkäufer treibt gerne mal lustige Blüten, dieser Tag z. B. als ich nach Alter, Herkunft, Spieleigenschaften... fragte kam ein kurz angebundenes "kommt für Sie nicht in Frage" zurück. Am liebsten hätte ich rückgefragt, ob sie der Preis dann nach dem Heizwert richtet.

    Stimmriss

    Das wäre ein Riss im Verlauf des Bassbalkens, korrekt? Darf der repariert sein? Die Seite mit den wert- und tonmindernden Schäden hier im Portal muss ich noch ein wenig verinnerlichen. Wolftöter hatten wir bislang an jedem Leihinstrument mindestens einen montiert.

    Anbieter yitamusic

    Habe ich mal auf die Merkliste gesetzt. Wie ist das denn mit CITES-Bescheinigungen wenn ich selbst aus dem Ausland importiere? Zumindest Griffbrett und Wirbel dürften ja darunterfallen. Hat jemand Ahnung, wie solche Instrumente geliefert werden? Der Steg dürfte nicht aufgestellt sein - wie finde ich denn die richtige Position?

  • Nein, wegen Cites brauchst Du keine Angst zu haben! Ich habe schon einige Instrumente aus China importiert, und auch schon Ebenholz-Rohteile, das war wirklich nie ein Problem.


    Darf eben kein Elfenbein sein, aber das ist an den meisten Celli eh nicht dran.


    Problem am Privatmarkt: Es gibt viele schwarze Schafe und windige Händler, die neue Celli als alt zu überhöhten Preisen verkaufen. Oder Schrottkisten. Die Händler bringen gute Celli auch zum Geigenbauer...


    Privatmarkt -da muss man wirklich nach Privatleuten suchen. Die „was-letztte-Preise-mein-Freund“- sollte man tunlichst meiden.


    Ein Stimmriss ist ein Riss in Decke oder Boden im Bereich der Stimme, das andere ist ein Bassbalkenriss. Ein Stimmriss ist ok, wenn er professionell mit einem Stimm-oder Brustfutter repariert wurde. Oft sind die aber nur zugekleistert und von innen notdürftig gesichert. Also, für die Begutachtung eines solchen Instrumentes solltest Du dir einen Zahnarztspiegel und eine kleine Taschenlampe (Handylicht geht auch!) mitnehmen.

  • Beim Einrichten (Steg, Saiten aufziehen) ist Dir euer Lehrer oder eigentlich jeder Geigenbauer gegen ein kleines Entgelt behilflich. Manchmal muss bei den Instrumenten noch kleinere Einstellungen vorgenommen werden (bei einem alten Instrument kann das auch manchmal mehr sein...), sowas wie Saitenlage, Klangeinstellung, umgefallenen Stimmstock aufstellen etc.


    Aber normalerweise steht der Steg beim Cello mittig zwischen den inneren F-Loch-Kerben. Eine geringfüge Abweichung von 1-2mm nach oben oder unten ist beim Cello kein Problem, kann aber den Klang beeinflussen (sprich, das kann man auch ausprobieren wie das Instrument dann reagiert).

  • Ebenholz-Rohteile

    D. h. das im Geigenbau verwendete Holz gehört nicht zu den Dalbergien / Palisanderhölzern. Irgendwie war ich der Auffassung, dass "Ebenholz" eine ungenaue bzw. umgangssprachliche Bezeichnung für diese Hölzer sei. Bei Holzbläsern ist da nämlich durchaus ein Problem.


    Saiten aufziehen und stimmen sollten wir selbst hinbekommen, vom Steg habe ich bislang immer die Finger gelassen. Irgendwann ist aber immer das erste Mal.

    Die Händler bringen gute Celli auch zum Geigenbauer...

    Das nenne ich mal eine für mich brauchbare Hintergrundinformation. Zusammen mit

    Privatmarkt -da muss man wirklich nach Privatleuten suchen. Die „was-letztte-Preise-mein-Freund“- sollte man tunlichst meiden.

    heisst das eigentlich, in den einschlägigen Online-Portalen brauch' ich nur gucken, wenn ich mir die Zeit vertreiben will. Der Großteil ist Schrott oder zumindest ein Risiko. Ein paar wenige Anfragen habe ich zu Angeboten gestellt und da kommt echt lustiges zurück. Hinfahren und anspielen könnte bereits Zeitverschwendung sein. Wenn dann "old-school-mäßig": Irgendwann ergibt es sich, dass man jemanden kennt / kennenlernt, der ein Instrument abzugeben hat und wird miteinander glücklich. So zumindest lief es bei meinem bislang einzigen Geigenkauf vor 30 Jahren... Gut zu wissen, dass sich daran im Grunde nichts geändert hat.

    Zahnarztspiegel und eine kleine Taschenlampe

    Guter Tipp, das sollte sich finden.

  • zu den Hölzern: Da gibt es eben verschiedene Baumarten. Bei den Ebenholzteilen, die ich importierte, war immer ein Zertifikat dabei, dass das Holz von einer ungefährdeten Baumart stammt (inkl. genauem lat. Namen!), und aus Forstwirtschaft stammt (kein wilder Einschlag).


    Die Holzteile, die Du hier bei Gewa und Co. bestellen kannst, kommen ja auch aus diesen Ländern (und da kann man sie auch gleich dort kaufen, ist ca. 70%-90% billiger und das Geld kommt direkt bei den Leuten an!).


    Wie gesagt, beim Import ganzer Instrumente oder Instrumentrohlinge hatte ich bisher noch nie Probleme.


    Man sollte natürlich beim Zoll auch nicht dreimal nachbohren, ob nun dieses Instrument, was man gerade in der Hand hält, nicht vielleicht doch und wirklich wirklich kein... ;)


    Es gibt legale Holzwirtschaft für Ebenholz, sonst gäbe es ja auch hierzulande nicht so Unmengen an Instrumenten mit Ebenholzteilen.

  • Dass das Ebenholz zu geschützten Baumarten gehört, ist richtig. Soweit ich Cites verstanden habe, gibt es mehrere Schutzstufen. Für das Ebenholz im Geigenbau ist es so, dass es als „fertiges Produkt“ eingeführt werden darf. Zumindest habe ich das so verstanden und das würde auch erklären, warum das bisher kein Problem war.


    Es wäre ja auch widersinnig, wenn Gewa & Co. oder Amazon tonnenweise Ebenholzteile oder Geigen mut Ebenholz importieren können, aber Privatleute wegen eines Einzelstücks Probleme bekommen...!


    Wenn Du eine riesige Wohnzimmerschrankwand oder mehrere Festmeter Rohholz importieren willst, könnte das anders aussehen ;)



    Mit dem Verreisen ist das so eine Sache, bei Geigenbögen macht manchmal das Elfenbeinblättchen am Kopf Probleme. Oder irgendeiner stellt sich wegen Palisanderwirbeln quer. Es ist allerdings weder mir noch irgendjemandem, den ich kenne, tatsächlich passiert.


    Also, wegen des Imports eines fertigen Instrumentes brauchst Du dir wirklich keine Sorgen zu machen! Das ist ein Geschäftszweig, von denen ganze Firmen leben.