Ein schwieriger Fall

  • ....und steht die Oberzarge bündig auf dem Tisch und im rechten Winkel zu Boden/Decke? Wirst Du zum Aufbau der neuen Zarge nach den Maßen von Decke/Boden eine neue Innenform konstruieren? Wenn Boden und Decke nicht sehr exakt aufeinander passen muss man eine Innenform bauen mit nicht-rechten Winkeln. In der Regel ist bei einer Uhr alten Geige die Decke etwas geschrumpft :rolleyes:....

  • Da hatte ich auch schon mal ein Problem mit, dass die Decke bei einer Geige die länger offen war, nicht mehr richtig passte. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, dass bei einer 100jährigen Geige die Decke noch schrumpft.

  • Hehe, bei meiner Geige ist die Decke leicht länger als der Boden, aber durch einen tiefen Einschnitt für den Halsansatz passt es mit der Zarge. Ansonsten passen Decke und Boden ziemlich genau aufeinander, so dass ich die Zarge auf dem Boden frei aufschachteln kann. Vermutlich wird die bestehende, linke Zarge des C-Bügels in ihrer Form nicht ganz bündig mit der äußeren Geigenform sein, aber das kann ich verschmerzen.


    Leider ist der innere Halsansatz am Boden viel zu klein für den Oberklotz. Dort war Fichtenholz eingepasst und aufgeleimt, leider ist diese Konstruktion beim Lösen des Oberklotzes kaputt gegangen, so dass ich am Boden an der Stelle ein Futter machen muss. Das alte war aus Fichte, das neue werde ich vermutlich aus Ahorn machen, damit es haltbarer ist.

  • .....um so besser wenn die Teile „trocken“ noch gut zusammenpassen, dann müsste es mit dem Aufschachteln gut gehen. Bin gespannt auf den weiteren Verlauf.


    Damals bei der russischen Geige (es waren noch alle Zargenteile da) musste ich am Ende die Zarge an zwei Stellen kürzen. Die Zarge war schon im Fundzustand zu groß (stand unten über, siehe Bild) hatte wechselnde Breite, die Decke war kleiner als der Boden, die Reifchen waren aufgequollen, u.s.w.

    Weiter gutes Gelingen:thumbup:, wird schon werden;).

  • Unter meiner neuen Lichtlupe hat sich leider gezeigt, dass die Bodenfuge an vielen Stellen doch nicht bündig gepasst hat, sondern zum Teil ziemlich dick Leim zwischen den beiden Hälften zu sehen war :( Deshalb hab ich die Fuge wieder gelöst und die beiden Hälften auf feinem Schleifpapier, das ich auf die Arbeitsplatte geklebt habe, plan geschliffen. Das klappt bei mir wesentlich besser als Hobeln.


    Das schrittweise Zuleimen gestaltete sich als schwierig. 2x hab ich von oben angefangen, und beide Male waren die beiden Hälften dann unten nicht bündig, obwohl es anfangs gepasst hatte. Beim dritten Versuch hab ich dann unten angefangen und ziemlich geflucht, weil der Boden scheinbar verzogen ist und ich in der unteren Hälfte viel Kraft aufbringen musste, obwohl die beiden Hälften mittig völlig plan waren. Keine Ahnung, warum. Die obere Hälfte ließ sich dann viel leichter leimen.


    Jetzt bin ich mit der Fuge zufrieden. Vermutlich werde ich zur Sicherung noch einige Belege setzen, aber nicht so viele wie vorher. Das kleine Stück Holz, was jetzt am Zäpfchen fehlt, ergänze ich noch.


       


    Die Schnecke werde ich in Anlehnung an die Schnecken von Benjamin Banks machen. Zumindest für's grobe Aussägen von Schnecke und Hals hätte ich gern eine Bandsäge. Aber gut, ich will ja alles von Hand machen. Dann dauert's halt länger und gibt mehr Blasen an den Händen ^^



    (Auch wenn es auf dem Bild nicht so aussieht, die Vorlage ist 1:1 auf das Holz übertragen...)

  • Hast du schon mal eine Schnecke gemacht?



    Sieht das nur so aus oder ist die Fläche, auf der du die Schnecke anzeichnest, gar nicht ganz Plan?

    Und wann willst du dieWirbelkastenlöcher bohren?


    Hast du die Schnecke anhand von einem Original kopiert? Oder hast du Pläne?

  • Die verleimte Mittelfuge sieht optisch Plan aus. Wie hast du den Boden während des Trocknen eingespannt/ Abgespannt? Auf welcher Seite hast du den Boden abgelegt?

    Wenn man mit dem Finger über die Mittelfuge geht spürt man sie noch? Ich frage so neugierig weil das meiner Meinung nach sehr schwierige Arbeitschritte sind.

  • Die Holzkantel war ursprünglich nicht parallel/rechtwinklig zu den Jahresringen geschnitten. Die Fläche, auf der der Hals und die Vorderseite der Schnecke aufgezeichnet sind, ist im richtigen Winkel gesägt und dann gehobelt. Ich weiß, dass es das Ausstechen der Schnecke schwieriger macht, wenn man nicht von einem richtigen Quader ausgeht, aber die Kantel passte am besten von allen zum Boden, und ich werde mir alles genau aufzeichnen.


    Als Vorlage hab ich eine Guarneri-Schnecke genommen, deren Schablone ich habe, und dann Art, Größe und Lage des Kopfes und Schwung und Länge des Wirbelkastens verändert. Hab insgesamt 12 unterschiedliche Schnecken gezeichnet und sie über einen längeren Zeitraum immer wieder studiert und verändert. Vor kurzem hab ich mir ein Buch über Benjamin Banks gekauft und schlussendlich dort Schnecken gefunden, die der Form von Decke und Boden meiner Geige am besten entsprechen. Eigentlich mag ich ja auch sehr gern diese ausladenden Schwanenhals-Schnecken mit kleinem Kopf, aber sie scheinen mir nicht passend für diese rustikale Geige. Ursprünglich hatte ich eine sehr kompakte Schnecke mit wenig Schwung favorisiert, aber dann schien mir der überproportionale "Oberkopf" mit den engen inneren Windungen einer Banks-Schnecke am besten zu der Geige zu passen. John Dilworth hatte mir ja gesagt: "You have to use your imagination.", als ich ihn fragte, welche Schneckenform er am passendsten fände.


    Vermutlich werde ich die Löcher für den Wirbelkasten bohren, bevor ich ihn aussteche. Jetzt muss ich aber erst mal die äußere Form grob hinkriegen und dann immer weiter verfeinern. Das wird bestimmt ewig dauern...

  • Die verleimte Mittelfuge sieht optisch Plan aus. Wie hast du den Boden während des Trocknen eingespannt/ Abgespannt? Auf welcher Seite hast du den Boden abgelegt?

    Wenn man mit dem Finger über die Mittelfuge geht spürt man sie noch? Ich frage so neugierig weil das meiner Meinung nach sehr schwierige Arbeitschritte sind.

    Du wirst lachen, aber ich hab die beiden Hälften nicht eingespannt, sondern sie mit den Händen gehalten und zusammengedrückt, während sie trockneten. Und musste dabei natürlich aufpassen, dass mir die leimverschmierten Finger nicht festkleben. Ziemlich dilettantisch, aber ich hatte keine Lust, mir so eine tolle Vorrichtung wie Norbert V zum Einspannen zu bauen. Ich finde auch, man hat in den Fingerspitzen das beste Gefühl, die beiden Flächen plan aneinanderzukriegen.

    Die Fuge ansich ist ein bißchen eingesunken, aber über den größten Teil bündig. Es gibt noch zwei Stellen, an denen eine Seite leicht höher ist. Diese werde ich mit warmem Wasser wieder anlösen und durch Fingerdruck bündig machen und trocknen lassen. Das hab ich an einer anderen Stelle schon gemacht.


    Die Profis haben für solche Fälle vermutlich passende Zwingen oder bauen sich Zulagen. Sie können es sich nicht leisten, sich eine halbe Stunde mit einem Geigenboden hinzusetzen, bis der Leim hält. Aber ich bin ja kein Profi ;)

  • .....wow, lass mich raten: im wahren Leben bist du physiotherapeutisch oder Sportlehrer mäßig tätig. Normalerweise gehst du dreimal die Woche in die Muckibude. Das geht zur Zeit nicht und deshalb verleimst du Geigenböden🤗.



    ......Braaatsch, ich kann halt immer alles ganz schlüssig erklären!😉