Guten Abend,
ich habe eine Geige erstanden mit Zettel August Seidel in Klingenthal 1847.
Das Alter könnte denke ich stimmen, sie hat Ausbuchser, einen echten Anschäfter und auch der Untersattel war mal tiefer. Das Ebenholz am Zäpfchen könnte meiner Meinung nach auch eine Reparatur sein. Innen vier Klötze (oder Blender..). Über den Geigenbauer konnten ich nichts in Efshrung bringen bzw. habe ich nur Friedrich August Seidel gefunden.
Was sagt ihr zu der Geige? Ich finde sie sehr schön. Zwar hat sie ein paar alte Risse, aber alle augenscheinlich repariert und stabil.
Geige August Seidel Klingenthal 1847
- Peperoni
- Erledigt
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Bilder folgen noch, schaffe gerade nicht, sie am Handy zu verkleinern
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So, jetzt müsste es klappen!
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Der Riss neben dem Untersattel ist geleimt.
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Und noch der Zettel
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Also, Klingenthal stimmt. Das ist ein ganz typisches Modell.
Beim Zettel bin ich ausgesprochen skeptisch. Erstens ist mir die Schrift zu krakelig für jemanden, der seinen eigenen Namen schreibt, das Schreibtempo stimmte nicht (oder die Feder war kaputt..?). Auch die Jahreszahl sieht eher so aus, als hätte jemand schwer geübt, um „altertümlich“ zu schreiben bzw. irgendwo „abgemalt“. Das wurde mit einer Stahlfeder -keiner Rohrfeder- geschrieben, ich muss noch mal nachschauen, ab wann es die in breiter Verfügbarkeit gab.
Zweitens fehlen sämtliche typischen Alterungsspuren am Papier. Vielleicht ist es das Foto, aber das Papier erinnert mich an DDR-Packpapier. Vielleicht gabs davor auch schon ähnliches Papier, aber dann würde man trotzdem Staub/Dreck und Tintenfrass erwarten, nach fast 200 Jahren...
Vielleicht hat ein „Restaurator“ einen „Neuzettel“ reingemacht, die Geige kann natürlich aus der Seidelfamilie sein. Für die näheren Verwandtschaftsverhältnisse solltest Du im Forum des Musikinstrumentenmuseums Markneukirchen anfragen, die wissen bei sowas immer Bescheid...
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Also, die erste deutsche Schreibfederfabrik eröffnete 1842, also 1847 gab es schon Stahlfedern.
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Also, für mich (als alter „Schriftgelehrter“) sieht die Schrift authentisch aus, eher mit Feder als mit Stahlfeder geschrieben,
und die Tinte ist ziemlich „zerflossen“. Ich wäre aber auch nicht erstaunt, wenn es eine Kopie wäre, dazu müsste ich es in
Wirklichkeit betrachten können.
Den Saitenhalten find ich nicht wirklich passend zu so einem alten Schätzchen, aber das ist Ansichtssache, Hauptsache,
sie funktioniert und wird gerne gespielt. Da kommen wir zum wichtigsten Punkt: Wie klingt sie denn? -
Eben. Schrift zerflossen weil sehr langsam geschrieben. Dann sollten die Buchstaben aber auch akkurater sein, gerade zu dieser Zeit.
Rohrfeder hätte abhängig von der Strichrichtung verschiedene Breiten- das sehe ich hier nicht.
Wäre aber auch wurscht- da es sich um die Übergangszeit Rohrfeder/Stahlfeder handelt, kann man es eh nicht daran festmachen.
Bin kein „Schriftgelehrter“, aber hab ein bisschen Ahnung von Kunstfälscherei und alten Schriftarten, auch wenn ich ersteres nie fabriziert habe.
Aber wie gesagt: Die Geige sieht alt aus, und kann durchaus eine Seidel sein.
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„Schriftgelehrter“ in Anführungszeichen: Ich habe bei Lisa Beck in Augsburg 4 Semester Schrift studiert und
auch selbst diese alten Schriften und Techniken gelernt und viel geschrieben. Daher diese Bezeichnung spaßeshalberich sehe das genau so. In der Regel konnten die Leute damals tatsächlich besser schreiben und nicht so krakelig.
Letztich sagt das Etikett so gar nichts aus, dazu müsste man es einer genauen Untersuchung unterziehen.Viel mehr würde mich eh interessieren, wie die Geige klingt.