Ein Mammutprojekt

  • Bevor du an den noch sehr schönen Originallack rangehst, übe unbedingt an einer Schrottgeige. So ganz wertlos ist deine Geige augenblicks nicht, wenn du sie aber neu lackiert hast ist sie vermutlich unverkäuflich. Und dort, wo Kratzer und Vertiefungen sind, bekommt man den Originallack quasi nicht heraus. Das sieht hinterhervso richtig schäbig aus.


    Ich denke, bei diesem Instrument wirst du mit Lackierversuchen nur Klang und Optik kaputtmachen.


    Um eine Geige gut zu lackieren, braucht es jahrelange Erfahrung. Um eine Geige wirklich schööööön zu lackieren, muss man diesbezüglich in Jahrzehnten denken. In den Manufakturen waren Leute angestellt, dir nichts anderes machten als tagein tagaus Geigen zu lackieren- da sah es mit der Erfahrung auch gangut aus. Die kann man sich auch mit dem besten Geigenlackierset nicht kaufen. Und sowas kann man auch nicht mal eben aus dem Internet lernen... Nicht msondt ist Geigenbauer ein Lehrberuf- warum sollte das so sein, so ein bisschen Holz sägen, schnitzen...die Dckenstärken stehen im Internet, kaNn man mit der CNC-Fräse einfsch machen, und so ein bisschen pinseln...


    ...funktioniert so einfach eben nicht. Nicht, weil ich dir nichts zutraue, sondern eeil ich Respekt vor der Kunst des Geigenbaues habe und weiss, wieviel können und Wissen, Tricks und Kniffe dahinterstehen.An einer Schrottgeige kann man mal üben- aber deine Geige ist keine Schrottgeige, und du magst ihren Klang- da würde ich das Risiko nicht eingehen.

  • War ehrlichgesagt auch mein Gedanke!

    Den Boden zum Beispiel finde ich extreeem schön so, wie er ist.
    Und an einer Schrottgeige zu üben, ist auch viel viel entspannter (meistens zumindest :D ), dadurch lernt man einfach auch mehr und besser. Und wenn der Klang doch so schön ist, das wäre doch zu schade... ich hab´ auch schon seit Jahrenden eine auf dem Regal, die richtig toll klingt, aber übe bisher immer weiter an ollen Schrottkisten, damit ich es bei der später nicht versaue. Sie ist mit Abstand! nicht so schön wie Deine, und trotzdem....wegen ihr lese ich mich seit Jahren durch Literatur, wühle mich durch youtubes und Geigenbauerseiten, probiere ständig Neues etc. :)

  • Oooh Leute ... Ich hätte niemals gedacht, dass alle meine Geige so schön finden. Einfach jeder sagt das! :saint: Ich denke, ich werde wohl nicht drum herum kommen und die Geige so lassen wie sie ist. (Übrigens meine handwerkliche Begabung ist ziemlich groß, weil da einige Angst hatten :DD ...)


    Oke, oke
    Ich hab noch Glanz und Pflegepolish hier zu Hause für die Geige. Auf dem Lack sind noch so festgetrocknete Kolophonieumreste. Wie bekomme ich die jetzt am schonensten runter?


    Und jetzt halt die große Frage: Was mache ich jetzt mit der Schnecke? Ist es ratsam einfach zum Geigenbauer zu gehen und da was machen zu lassen oder soll ich selber was machen?


    Wegen dem Umlackieren, werd ich auf euren Rat erstmal an einer Schrottgeige üben :D Ich find's irgendwie lustig

  • (Übrigens meine handwerkliche Begabung ist ziemlich groß, weil da einige Angst hatten :DD ...)


    Aber nicht, daß Du selbst Geigenbauer/in bist und uns hier zum Besten hälst... :D


    Gute Entscheidung! Und ja, das mit der Schnecke würde ich unbedingt zunächst den Geigenbauer machen lassen. Kannst Du dann leichten Herzens an der Schrott-Geige üben. Mir ist wieder eingefallen, wie diese "Schmidtschen Wirbel“ aussehen. Bitte tu ihr das nicht an!!! Für ne Bluegrass-Fiddle oder so ja okay, aber doch nicht für diese Geige.


    Was die verhärteten Kolophoniumreste auf der Decke betrifft, würde ich das den Geigenbauer machen lassen, wenn Du sie ohnehin dorthin gibst. Es wird öfter mal zu einem Microfasertuch geraten, mit dem man seine Geige reinigen könne. Aber wenn das Kolophonium bereits mit dem Lack eine Verbindung eingegangen sein sollte, kommst Du damit auch nicht mehr weiter, glaube ich, und u.U. "störst" Du den Lack damit eher noch. Vielleicht mal vorsichtig probieren. Was Poliermittel betrifft, habe ich gelesen, daß deren Verwendung eher mit Vorsicht zu genießen ist. Es scheint auch eine Frage dessen zu sein, welche Art Lack auf dem Instrument ist, welche "Pflege-Kur" da am besten ist. Meine bisherigen "Übungsstücke" waren entweder lacktechnisch eh zu fertig oder hatten einen zu entfernenden "Kunststoffpanzer“, sodass sich dieses Problem mir nie stellte. Frag´ da am besten mal den Geigenbauer, und erzähle uns doch, was er für Deinen Fall für geeignet hält. Würd mich auch interessieren.


    Ich wünsche Dir viel Spaß bei Deinem nächsten Projekt und gutes Gelingen! :thumbup:

  • Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten. Ich überlege mir das halt noch, ob ich die Lackierung wirklich so lasse oder nicht. Aber soweit ich wieder was neues für euch habe, dann halte ich euch auf dem aktuellsten Stand ;)

  • Nur weil man allgemein sehr sportlich ist, sollte man sich nicht auf die Ski stellen und eine schwarze Piste hinunterbrettern oder auf die Idee kommen, ein junges Pferd einzureiten, wahlweise auch auf den Everest klettern oder was es noch an sportlichen Herausforderungen gibt. Auf's Handwerk bezogen: Geschick, Liebe, Geduld und handwerkliche Begabung sind das eine, ohne die geht es nicht. Und die hast du bestimmt.


    Aber es geht eben auch nicht ohne Wissen, ohne Erfahrung und Können. Und gerade bei Instrumenten ist die Optik eben das Eine und die Funktion, der Klang etc. das Andere. Das ist etwas komplexer als beim Aufarbeiten eines Möbelstückes. Du bist auf die Optik fixiert, aber das komplexe Zusammenspiel zwischen Lackzusammensetzung, Deckenstärken und Klang, Wirbelgewicht/Schneckengewicht/Schwingungsverhältnisse am Korpus und Klang sind Dir vielleicht noch nicht ganz so geläufig. Das ist dann das, was einen Geigenbauer von einem sehr begabten Liebhaber unterscheidet… :)


    Und deshalb gibt es schon ein Heer an verbastelten, ursprünglich guten Geigen. Da kann man bei Ebay regelmässig wirklich gut gemeinte Versuche bewundern- wo Besitzer mit viel Liebe und Geschick "Todsünden" begangen haben. Und eben genau wegen ihres handwerklichen Geschickes so gründlich, dass sie schwer zu beheben sind...


    Geigenbau ist eine Kunst, und man kann sich vieles selber beibringen, gerade wenn man wie Du handwerklich begabt ist und viel Liebe und Geduld mitbringt. Die Krux ist das: SICH BEIBRINGEN. Sprich: Erfahrung sammeln und Lernen. Da zahlt jeder Lehrgeld, und das sollte dann eben erstmal keine gute Geige sein, die man für seine ersten Erfahrungen opfert. Und mit dem Kolophoniumentfernen fängt es ja schon mal an… :) Könntest Du bei deiner guten Geige damit leben, wenn Du in guten Absichten durch falsche Lösungsmittel, falsche Bearbeitung etc. dort nicht reversiblen optischen und klanglichen Schaden zufügst?


  • Den Link finde ich genial auf der einen Seite und erschreckend auf der anderen Seite.
    Wenn man bedenkt, dass die wunderschöne alte italienische Geige zuhause eventuell aus einzelnen kleinen Holzteilen zusammengesetzt wurde.
    Das wunderbare ist ja wirklich, dass man am Endprodukt kaum etwas erkennen kann.
    Von dem Aspekt muss man gestehen, dass die echten Geigenbauer und Repair Spezialisten wahre Künstler sind.

  • Na, ich denk halt, man kann niemanden aufhalten, wenn er/sie partout an seinem Instrument auch eventuell ungeübt was machen will. Es kann einen persönlich "schmerzen", aber letztlich ist es Sache des Besitzers/Besitzerin. Den link hatte ich aus Gründen von "Schadensbegrenzung" gesetzt. Ich hatte nicht umsonst geschrieben, daß es auch sowas braucht, wenn es halten soll. Mein Gedanke dabei war eben, daß dadurch der tatsächliche Aufwand, der einen erwartet, dadurch offenbar wird. Daß man als Betrachter dieser Reparatur unweigerlich denkt: "WOW, das ist ganz hohe Kunst!" …nochmal in sich geht, sein handwerkliches Vermögen überdenkt, und sorgsam abwägt, ob man es wirklich tun soll. Die Konstruktion ist zwar recht schnell gebaut,- je nach handwerklichen Vorraussetzungen -, aber es ist eben nicht, ein bisschen hier und da leimen und zwingen. :)