Habe eine Geige, was sagt Ihr dazu

  • Das ist schade. Aber ein Wertgutachten hätten die doch ausstellen können, oder? In dem Gutachten hätten die dann auch ihre Einschätzung (authentischer Zettel) einbringen können. Deshalb, irgendwie verstehe ich nicht, warum du jetzt gar nichts in der Hand hast.

  • Also so garnichts habe ich nicht, mein Geigenbauer Herr Müller hat mir eine Wertbestätigung ausgestellt.
    Die sind aber nur Intressant für eine Versicherung im Schadensfall.
    Eine Expertise geht um einiges weiter ins detail der Geige und der Geigenbauer steht mit seinen Ruf und seiner Ehre in der Pflicht. Deshalb kostet sowas auch 5% vom Wert der Geige.


    Welche vorteile hat also eine Expertise außer das Sie viel Geld kostet. Man hat jetzt die Möglichkeit die Geige Privat mit einem Nachweis zu Verkaufen. Bei allen anderen möglichkeiten eines verkaufs kommen noch mal 20% in Rechnung dazu. Z.B Auktion oder Kommission. Das sind bei 15000€ mal eben 3000€ . Ich kann Sie jetzt also für 13000€ an bieten und habe immer noch mehr Gewinn und der Käufer spart auch nochmal.


    Aber selbst bei einer Auktion mit den zusätlichen Kosten macht eine Expertise sinn da es im Regelfall mehr Intressenten gibt, da Sie das Kaufen was Sie auch suchen und das mit nachweis.


    Und hier schließt sich auch der Kreis warum Experten sich sehr sicher sein müssen wenn Sie eine Expertise ausstellen. Denn wenn hinterher einer feststellt das die Expertise falsch ist, ist die Glaubwürdigkeit ruiniert.

  • Liebe Geigen Freunde, ich habe eine Dendrochronologische Altersbestimmung meiner Geige durch führen lassen.
    So etwas ist ganz nett aber ob man es wirklich braucht naja.
    Ergebnis die basseite ist ca. 1739-1824 und die Sopranseite von 1751 - 1834 damit ergibt sich ein Fällungsdatum um 1834. Nehmen wir mal eine Lagerung von 10 Jahren an kann die Geige um 1844 oder später gebaut worden sein. Die Deckenhälften stammen nicht vom selben Baum ( hat Stradivarie auch gemacht).
    Die Region in der der Baum Gewachsen ist 1 Bayerischer Wald auf Platz 2 Mittenwald und auf Platz 3 Vogtland.


    Bei Instrumente mit hoher Wahrscheinlichkeit selben Holz kommt unter anderem J.G. Lippold in betracht.
    Wobei der bei der Fällung der Hölzer bereits Tot war. Ich gehe daher auf vorschläge gleicher Geigen mit Namen nicht weiter ein. Abschließend ist zu sagen das ich etwas Enteuscht bin von dem Ergebnis da das einzige das Alter der Bäume ist was zu treffend sein könnte und die Region die sehr weitläufig ist.


    Hinzu kommt das wohl jeder seine eigene Datenbank hat und diese nicht vernetzt sind um viele Messungen zu vergleichen.

  • die Regionen sind durchaus plausibel. Dass der Bairische Wald (damit der gegnüberliegende Böhm. Wald käme dann auch in Betracht) am wahrscheinlichsten ist, ist wenig verwunderlich. Die jährlichen Flössereien der Stämme entlang der Gebirsgsflüsse waren riesige Volksfeste, so sehr, dass die z.B. in Bayern noch HEUTE (!!!) aber nur mehr als Folklore zelebriert werden.
    https://www.bayern.by/floesserei-im-frankenwald


    Dass die einzelnen dendochronolog. Datenbanken noch immer nciht weltweit vernetzt sind, verwundert. Früher in meiner Zeit als Geologie-Student in den 1980igern war das eine mühsame Arbeit händisch und visuell die erstellten Profile mit den dokumentierten zu vergleichen. Heute macht das ein Scanner und schwuppdiwupp findet er in der EDV-Datenbank das passendste Profil.
    https://de.wikipedia.org/wiki/…logie#Ablauf_der_Analysen

  • Naja, im geographischen Massstab gesehen ist das schon eine kleine Region. Fichten kommen eben überall vor, und das Klima in den Höhenlagen des Erzgebirges und des böhmischen/bayrischen Waldes ist nicht wirklich verschieden. Diese Regionen gehen ja ineinander über. Inwieweit die Nordseite der Alpen sich davon unterscheidet weiss ich nicht. Italien (Südseite der Alpen), Frankreich und Karpaten wurden ja ausgeschlossen.


    Die wahrscheinliche Region der Holzherkunft stimmt doch mit Brünn einigermassen überein...? Was hattest Du dir denn von der Untersuchung erhofft?

  • Ich hatte erwartet das es eine datenbank gibt in der alle Geigen sich wieder finden. Damit wäre die Aussage genauer und man würde vielleicht auch eine Geige finden die meinem Holz sehr nahe ist.
    Statt dessen werden nur die eigenen Geigen geführt die man untersucht hat. Das hätte ich mir anders vorgestellt.

  • Ich sehe das auch so, wie Braaatsch: Das Holz könnte durchaus aus den genannten Regionen nach Brünn gekommen sein. Da auch die Geigenbauer damaliger Zeit Holz aus Bergregionen verarbeitet haben, sind diese Regionen doch die nächstgelegenen.


    Nach deinen Erfahrungen mit dem Dendrochronologen, wäre es interessant, ob alle so auf ihren Inseln leben, oder ob es vielleicht doch welche gibt, die auf größere, gemeinsame Datenbanken zurückgreifen.
    Es wäre schön, wenn du jemanden finden könntest, der schon Wutzlhofer Geigen untersucht hat. Ich hatte ein Video über dendrochronologische Untersuchungen an Stradivari-Geigen gesehen, da wurde festgestellt, dass die Decken von verschiedenen Geigen aus dem Holz ein und des selben Baumes gefertigt wurden. Wenn eine solche Übereinstimmung für deine Geige zu finden wäre, wäre das ein Beweis.

  • Ich werde mal bei anderen Dendrologen anfragen. In der zwischenzeit lasse ich die Geige in der Bucht laufen mal sehen wie die Resonanz ist. Beim verhandeln kann ich vielleicht damit Punkten das keine 20% Provision gezahlt werden müssen und ich diesen Vorteil in die Waagschale schmeißen kann. Ansonsten bleibt nur das übrige, über ein Aukionshaus zu verkaufen.

  • Tja ich mag es gar nicht sagen aber die Geige schläft gleich neben mir zum leidwesen meiner Frau. Na ja bei der Taile einer geige geht es eben nur mit Korsett wenn man mithalten will.
    Ich habe ein Angebot bekommen die gegen eine Gesualdo Averna Geige aus Italien einzutauschen.
    Ich weiß noch nicht wie das gehen soll aber Intressant ist es schon.