Bogenhaltung?

  • Hallo, ihr Lieben...


    ...falls ich in meinem vorherigen Beitrag etwas pathetisch wurde,
    so tut es mir leid. Der Pathos ist unglücklicherweise eine meiner Schwächen.
    Aber ich danke euch für eure Antworten...
    Und ja, ich werde "weiterkämpfen" ;)
    Ich möchte ja auch lernen, wie man die Geigensaiten selbst aufzieht und in der
    Theorie kenne ich den Vorgang auch, aber ich wollte schlicht nichts falsch machen
    und meinem Instrument irgendetwas antun.


    Nun, ich war heute erneut in dem Musikgeschäft.
    Meine Geigenlehrerin hat mich nicht begleitet, weil sie meist bis spät Nachmittags arbeitet
    und zu der Zeit, wenn sie nach Hause kommt, das Geschäft bereits geschlossen hat.
    Sie hat mir allerdings geraten, wie ich mein Anliegen am besten vorbringen könnte - und ich bin ihrem Rat gefolgt.
    Und das mit mäßigem Erfolg. Wobei, was heißt mäßig? Mit überhaupt keinem Erfolg.
    Der Herr, der mir die Saiten augezogen hatte, war endlich wieder gesundet, aber man hat mir so wie ich das Geschäft
    betreten hatte schon gesagt, dass er nicht vorhabe, sich lange hier aufzuhalten, ich also am Besten schnell machen sollte.
    (Letzteres wurde nicht direkt so ausgesprochen, war zwischen den Zeilen aber deutlich lesbar.)
    Als sich der Herr dann bequemte sich meiner anzunehmen, habe ich ihm zunächst ruhig den Sachverhalt erläutert.
    Oder besser, ich wollte es, doch er hat mich gar nicht erst ausreden lassen. Was ich bei diesen Saiten auszusetzen habe?
    Als Anfängerin sollten diese Saiten für mich doch völlig genügen. Und überhaupt - ob ich mich mit so etwas denn auskennen würde?
    Ich habe ihm dann berichtet, dass ich die Violine meiner Geigenlehrerin vorgelegt hätte und sie zu demselben Schluss gekommen sei
    wie ich. Wer denn diese Lehrerin sei? Ob sie denn eine Ahnung von dem habe, was sie sagt?
    Das empfand ich dann schon als sehr dreist.
    Der Mitarbeiter war keineswegs freundlich, nicht eine Sekunde lang. Nur ungeduldig und herablassend.
    Es war nichts zu machen wegen der Saiten. Aber das Problem mit meinen Wirbeln gab es ja auch noch.
    Und das war schlicht zu offensichtlich, um es weg zu reden.
    Der Blick, den ich für diese Beschwerde erntete, hätte Meere einfrieren lassen können.
    Was ich mit meinen Händen anstelle, wenn mir so augenscheinlich die Kraft fehle, die Wirbel drehen zu können?
    Das ginge doch ganz einfach! Dann nahm er mir die Geige aus der Hand und er, ein ausgewachsener, kräftiger Mann,
    benötigte zwei Hände um einen einzigen Wirbel zu drehen. Als dieser sich dann bewegte, ächzte das Instrument auf eine
    Art und Weise, dass ich glaubte, es müsste in seine Einzelteile zerfallen. Mit hochrotem Kopf wiederholte er: "Ganz einfach"
    Haha. Die Ironie der Situation legte ich ihm dar und zeigte anschaulich, dass sich bei mir die Wirbel keinen Zentimeter
    verrückten ließen. Die Antwort: "Ja, da können Sie dankbar sein, dass Sie Ihnen beim Stimmen nicht mehr zurückspringen."
    Witzig. Beim Stimmen. Wenn das möglich wäre.
    Als ich ihn auf dieses belanglose Detail hinwies, wurde er richtig patzig und beschied mir, dass wenn ich daran etwas geändert
    habe wolle, müsse er mir die Wirbel einseifen und das würde kosten. Außerdem habe er jetzt keine Zeit mehr, wenn ich also die
    Wirbel gäniger haben wollte, müsste ich ihm meine Violine dalassen.
    Ich sagte ihm, dass ich garantiert nichts mehr in diesem Musikgeschäft machen lassen würde und verschwand.
    So gedemütigt und betrogen wurde ich wirklich selten. Immerhin wird mir diese Aktion eine Lehre fürs Leben sein.


    Nun ja, noch sind die Saiten ja nicht gerissen und ich werde wohl oder übel auf ihnen üben müssen.
    Die am schlimmsten beschädigte Saite, die wohl hauptverantwortlich für das Scheppern war, habe ich mit Hilfe einer
    fiedelnden Schulkameradin durch meine alte Stahlsaite ausgetauscht...
    Ich bin bloß gespannt, was die Geigenbauerin zu meiner Violine sagen wird.


    Liebe Grüße, Olivia.

  • Olivia, das wird leider nicht das letzte Mal sein, dass dir sowas passiert. Nimm es nicht persönlich, den meisten von uns ist schon mal sowas passiert. Viele Leute versuchen ihre Inkompetenz durch Arroganz zu verschleiern. ;)


    Die Wirbel kann man mit Wirbelseife etwas gängiger machen. Das kannst Du selbst. Bei vielen preisgünstigen Instrumenten passen die Wirbel aber nicht richtig in die Wirbellöcher, man merkt dann, dass sie "unrund" laufen oder "eiern". In diesem Fall schaut der Geigenbauer, ob die Wirbellöcher schief sind (dann werden diese nachgefeilt) oder die Wirbel (dann werden die abgedreht, also "gerundet"). Meist wird auch beides gemacht, jedenfalls "passt" es dann wieder.

  • Einen schönen guten Tag, ihr Lieben


    Lang ist's her. ^^
    Aber ich bin nicht verschollen...bloß im Abiturstress.
    Deswegen musste meine arme Violine (vermutlich war sie froh, der Folter einige
    Zeit entgangen zu sein) einige Monate im Koffer verbringen. Darüber bin ich ganz und
    gar nicht glücklich, doch es ging nun mal nicht anders. Prinzipiell sollte ihre Ruhephase sogar
    noch ein wenig andauern, aber mein Geduldsfaden ist jetzt gerissen - nun hab ich sie verfrüht
    wieder aufgenommen. ;)
    Nun ja, es klingt, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, wieder ziemlich unbeholfen...
    ...dabei aber nicht einmal ganz so grauenhaft, wie ich es mir vorgestellt hatte.
    Allerdings habe ich meine Haltung, Fingersetzung etc. aus diesem Grund viel genauer beobachtet
    und mit der der fiedelnden Größen verglichen. Dabei stellt sich mir eine Frage:
    Darf das letzte (unterste) Fingerglied des Zeigefingers am Geigenhals anliegen?
    Oder darf der Zeigefinger den Geigenhals überhaupt nicht berühren?
    Dieses...Loch?...das zwischen dem Hals und der Handfläche/dem Bereich, der Daumen und Zeigefinger verbindet,
    vorhanden sein sollte, besteht in beiden Fällen.
    Was aber ist technisch richtig? Ich wäre euch für Hilfe sehr dankbar! Wie stets.


    Es grüßt euch ganz herzlich,
    eure Olivia.


    P.S.: Wen es interessiert, wie es bei der Geigenbauerin war - sie war sehr freundlich.
    Natürlich ist sie von den eher günstigen Internetviolinen nicht ganz so sehr angetan,
    doch sie hat gemeint, dass mein Instrument nicht schlecht ist, sondern für Anfänger sogar
    sehr gut geeignet. Meine Geige ist recht solide, hat sie gesagt. Nur am Obersattel hätten
    sich meine ursprünglichen Stahlsaiten tief eingegraben, aber das könnte sie mir reparieren.
    (Hat sie auch getan) Bei den Saiten hat sie mir zugestimmt, dass man mir da alten Saiten
    angedreht hat. Sie hätte mir andere aufgezogen - und mich auch Probespielen lassen -
    aber das konnte ich mir dann nicht auch noch leisten.
    Alles in allem war der Besuch bei ihr aber lohnenswert und ehe ich noch einmal ins Musikhaus
    gehe, weiß ich, an wen ich mich wenden sollte.

  • Ja, das unterste Glied des Zeigefingers darf am Hals anliegen. Das schränkt zwar die Bewegungsmöglichkeiten ein wenig ein, aber für Anfänger, die das saubere Intonieren noch lernen müssen, ist das ganz hilfreich. Wenn später Lagenwechsel und Vibrato für Dich normal werden, wird sich die linke Hand ganz von allein vom Hals der Geige lösen. Aber das dürfte für Dich noch ziemliche Zukunftsmusik sein. Insofern schau erst mal, dass die Basics funktionieren. Wenn Du weiter fortschreitest, ist immer noch Zeit für Tipps von Profis ;)

  • Vielen lieben Dank für die Auskunft.


    Das ist, ehrlich gesagt, beruhigend. ;)
    Für passionierte und geübte Violinisten sicherlich
    ziemlich belustigend, aber bei dem Versuch den Geigenhals
    nicht zu berühren bin ich ziemlich ins Schleudern geraten...
    Tja. Das dürfte dann in der Tat noch weite, weite Zukunftsmusik sein.
    Obwohl ich schon recht ehrgeizig bin (und ja, auch ungeduldig) bemühe ich
    mich sorgfältig und in angemessenem - also leider Gottes langsamen - Tempo
    voran zu schreiten. Es gilt doch auch hier: Der Weg ist das Ziel, oder nicht?
    Zumindest zum Teil...


    Und ich frage mich eben, ob ich eure Freundlichkeit erneut strapazierten dürfte?
    Das erste, allererste Geigenlernheft ist durch (waren jetzt auch eher einfachere Kinderlieder).
    Neben diesem hab ich bloß noch ein Heft mit Etüden zum Üben. Und selbst wenn ich diese Übungen
    mache, wollte ich doch gerne noch ein paar Lieder, die mich, sagen wir, etwas mehr begeistern. ^^
    Nun ist es so, dass ich ungarische Violinenstücke und Zigeunerweisen liebe. Bloß glaub ich, gibt
    es da keine in erster Lage, oder? *hüstel*
    Wenn jemand entgegen meiner Befürchtungen ein Heftchen kennt, bitte teilt mir den Titel mit!


    Es grüßt euch alle ganz herzlich, eure Olivia.

  • Béla Bartók hat eine ganze Menge didaktische Stücke geschrieben, die in diese Richtung gehen. Einfache Stücke von ihm sind - wenn ich mich richtig erinnere - in den ersten Bänden Geigenschule von Erich und Elma Doflein recht zahlreich vertreten; und zwar in Bearbeitungen, die sehr anfängergerecht sind. Wie sehr sie in dieser Form dem entsprechen, was Du Dir unter ungarisch bzw. zigeunerisch vorstellst, kann ich nicht beurteilen, aber vielleicht magst Du reingucken

  • Danke für den Hinweis ^^


    Ich hatte diese Geigenschule beim Stöbern schon das ein oder andere Mal gesehen...
    ...aber nicht gewusst, was mich hinter dem Titel erwarten würde. Es lässt sich verständlicherweise
    schwer in solche Hefte blicken. Nur das Inhaltsverzeichnis ist einsehbar und - zumindest für mich -
    leider recht nichtssagend. Doch auf Deine/Ihre Empfehlung hin werde ich es, denke ich, wagen und mir
    das Heft anschaffen. :)
    Das hat mich jetzt nämlich doch neugierig gemacht. Wobei ich überlege ob ich den ersten oder
    doch schon den zweiten Band nehmen soll...


    Bislang hab ich erst ein einziges Stück gespielt, das meinem Empfinden nach zigeunerisch klingt und
    dass ich auch tatsächlich spielen kann. Es heißt "The Basso", vielleicht wisst ihr ja, was ich meine. Ansonsten stelle ich mir darunter etwas in Richtung des Czardas vor...oder dem "Hungarian Dance No. 5"...
    Etwas wo die Geige, bei denen, die sie beherrschen, so wunderbar dunkel und sehnsuchtsvoll seufzt.
    Wisst ihr, was ich meine?
    Diese Stücke, die an ein capriziöses Feuer erinnern und schwarze Schatten...

  • Geh doch in das Musikgeschäft, bei dem Du mit den Saiten so schlecht behandelt worden bist, marschiere schnurstracks in die Notenabteilung, suche ein Exemplar der Dofleinschule raus und blättere darin. Den ersten Band sollte jedes halbwegs gut sortierte Musikgeschäft vorrätig haben. Und falls Du Dich zum Kauf entschließt, geh' raus und bestelle es online. Das ist zwar nur eine kleine Rache, aber immerhin ... und so weißt Du im Voraus, was Du orderst und kannst besser entscheiden, ob Du nun Band eins oder Band zwei besorgst.

  • Ich persönlich empfehle den "Sassmanshaus", für Dich wahrscheinlich Band 3 (evtl.Band 2). Er geht m.E. nach sehr gut vor, und ist auch "erwachsenengerecht" (zumindest ab Band 3). Es sind aber keine "Zigeunerweisen" etc. drin, sondern klassische Musik. Es gibt viele barocke/romantische Stücke, die schon im Original leicht sind und keine (oder nur geringe) Bearbeitung brauchen, und daher gut klingen. Ich hatte zu Anfang auch immer sehr komplexe Stücke "im Ohr", und war mit einer stark bearbeiteten (und irgendwie klanglich "kastrierten") Anfängerbearbeitung wenig glücklich. Es besteht die Gefahr, dass man es eben doch "originaler" spielen und "nur mal probieren" will, und sich dann irgendwelche Tricks sucht, die eventuell zu schlechten Angewohnheiten werden…. Der Doflein ist auch gut, schau dir beide einfach mal an oder leihe sie in einer Bibliothek aus.


    Welche Schule empfiehlt denn dein Lehrer? Den kannst du ja auch mal fragen, manchmal haben die auch noch Noten im Hinterkopf, die nicht in einer Schule veröffentlicht sind.


    Wenn du Zigeunermusik magst, könntest du auch mal nach jiddischen Liedern schauen- die klingen ähnlich, und da sollte es auch einfache geben...

  • Hallo, ihr Lieben


    vielen, vielen Dank für die Anregungen!
    Jetzt bin ich im Zwiespalt. :whistling:
    Mich interessieren irgendwie beide Violinschulen.
    Zigeunerweisen sind einfach mein Traum, aber Sie haben natürlich Recht, Braaatsch, wenn Sie
    sagen, dass die stark bearbeiteten Versionen, so dass sie für jemanden wie mich spielbar sind,
    klanglich wahrscheinlich nicht das Ideal erreichen würden. Hmmm...
    Einen Saßmannshaus Band besitze ich bereits - als Leihgabe. Die Lieder sind zwar eher Kinderstücke
    (es ist eine recht alte Version...ca. 60 Seiten dick...erster Band?), aber wenn Sie meinen, dass sich das bald geben würde...
    Ich gebe auch ehrlich zu, dass ich die Kinderlieder gar nicht so furchtbar finde. Ist irgendwie lustig.
    Immerhin erkennen meine Familienmitglieder so manchmal, was es denn sein soll, dass ich spiele. ^ ^


    Nun ja, was die Violinschule von Erich und Elma Doflein betrifft,
    ich wollte heute Ihren Plan, MrAranton, umsetzen. Tja. Was soll ich sagen?
    Die Musikschule hatte keine einzigste Ausgabe davon da. Überhaupt hatte sie nur zwei Violinschulen da...
    Und die fand ich nicht sonderlich ansprechend...
    Kleiner Racheplan - ziemlich fehlgeschlagen. Na ja.


    Nun muss ich wohl einfach entscheiden, welche Violinschule ich nehme. Ach ja...
    Ich denke, ich werfe eine Münze. Tut mir leid, euch mit derart "Interessantem" aus meinem Leben
    zu zumüllen. Verzeiht.


    Liebe Grüße, eure Olivia.