Stockflecken/Schimmel

  • Guten Morgen!
    In einer älteren Gambe, die mir zum Kauf angeboten wurde, meine ich, Stockflecken und leichten Schimmelbefall auszumachen. Es handelt sich um dunklere Flecken verschiedener Größe, gut sichtbar auf dem helleren Holz im Inneren, sowie stellenweise graugrünlichen pelzigen Flaum, der im Gegensatz zu Staub ortsfest anhaftet (zumindest kenne ich es so, daß Staub in Instrumenten sich mit der Zeit zu Kugeln rollt.)
    Außen sind stellenweise farblose Flecken auf dem (im?) Lack, die zumindest durch Abreiben mit einem Mikrofasertuch nicht zu entfernen sind. Der Verkäufer sprach von Wasserflecken (? Wie kommen Wasserflecken auf ein Instrument??) Weiterhin an vereinzelten Stellen kleine dunkle grünliche Ablagerungen, die sich nicht (zumindest nicht vorsichtig) abkratzen lassen. Das alles vornehmlich in der unteren Hälfte. Geruch: nur sehr dezent muffig.
    Klanglich gefällt mir das Instrument sehr gut, befindet sich ansonsten auch in einem sehr guten Erhaltungszustand. Schönes Holz, keine Risse.
    Kriegt man diese Schimmelstellen weg? Wenn ja, wie und mit wieviel Aufwand? Oder ist das ein k.o.-Kriterium zum Kauf, weil die Entwicklung nicht absehbar ist - bisher sind es nicht so sehr viele und eher dezente Stellen - und weil man noch weitere, bisher nicht sichtbare Feuchtigkeitsschäden vermuten muß?


    Ich hoffe, dies ist der richtige Bereich für derartige Fragen. Ich habe so etwas in Instrumenten bisher nicht gesehen.


    Vielen Dank!
    Slarti

  • Das mit den Wasserflecken stimmt wahrscheinlich schon. Das Instrument ist offensichtlich mal nass geworden, und dann hat man diese Ränder unter dem Lack (die man auch nicht wegbekommt). Der Schimmel kann sich in warmem Wetter und abgeschlossenem Klima (Lagerung in der Instrumentenkiste) sehr schnell bilden.


    Den Schimmelpilz selber (das Myzel) bekommt man nicht aus dem Holz, man kann nur die Fruchtkörper (also die sporentragenden "pelzigen Flecke") unschädlich machen, und mit entsprechender Lagerung verhindern, dass der Pilz wieder aktiv wird. Zum Säubern kommt es ein bisschen drauf an, wie groß der Schaden ist. Ein paar einzelne Fleckchen kann man ignorieren, bei einem größeren Befall und "Pilzrasen" muss das Instrument geöffnet und die Flecken vorsichtig mit wenig Alkohol oberflächlich entfernt werden. Man sieht die hinterher zwar immer noch, aber die Gesundheitsgefahr, die von Pilzsporen ausgeht, ist erstmal gebannt.


    Solange das Instrument durch den Wasserschaden nicht verzogen ist, getrocknet ist und du mit den Wasserflecken leben kannst spricht erstmal nix gegen den Kauf, solange der jetzige Besitzer auch den Preis entsprechend anpasst. Es handelt sich gerade mit dem Pilz (der immer wieder "erblühen" kann) nicht nur um einen optischen Schaden, dessen Umfang man, ohne das Instrument gesehen zu haben, nicht einschätzen kann. Ich rate daher, das Instrument mal einem Geigenbauer vorzustellen, sich einen Kostenvoranschlag für die Reinigung und eine Einschätzung der Wertminderung zu holen und dies dann bei der Preisgestaltung mit einfließen zu lassen.

  • Hallo, und herzlichen Dank für die Antwort! (Gerade erst gesehen)
    Ich habe das Instrument damals nicht gekauft, das ganze war mir zu heikel, da nicht abzusehen war, wie sich der Befall weiterentwickeln, bzw. welche Auswirkungen eine Reinigung haben würde (es hätten dann Fungizide eingesetzt werden sollen, welcher Art auch immer, sagte ein Geigenbauer)
    Letztlich war das auch eine gute Entscheidung, denn inzwischen habe ich eine bessere und zudem preiswertere Gambe gefunden, mit der ich hochzufrieden bin.


    Beste Grüße!

  • Schön, dass sich das Problem so gelöst hat. Einen Pilzbefall des Geigenholzes muss man aber wohl sehr differenziert betrachten. Bestimmte Pilzarten können sich anscheinend sogar positiv auswirken http://globalmagazin.com/theme…gen-den-stradivari-sound/
    Da die Pilze zum Weiterwachsen Feuchtigkeit benötigen, dürfte das Problem bei normaler Lagerung in der Regel "selbst begrenzend" sein.
    Zur Bekämpfung würde ich im Bedarfsfall keine organischen Mittel (Desinfektinsmittel oder Fungizide), wie z. B. Alkohole, verwenden, die nach ihrer Wirkung selbst zum Nährboden für die Pilze werden können, sondern Wasserstoffperoxid, das sich vollständig zu Sauerstoff und Wasser abbaut und zudem dunkle Stockflecken aufhellt.


    MfG
    Rainer

  • Danke für die weiteren interessanten Informationen!
    Mit dem verlinkten Text hatte ich mich damals sogar auch beschäftigt - der Gedanke an eine positive Wirkung des Pilzes gab Hoffnung! Der Blick durchs Mikroskop ergab dann aber ganz normalen Gießkannenschimmel (Aspergillus), der in der Tat auch gesundheitsschädlich sein kann.


    Das nächste Problem wär auch die Applikation eines geeigneten Mittels in das Instrument gewesen. Eine Gambe notfalls zu öffnen, bzw. wieder zu verschließen, ist möglicherweise unschöner als bei Geigen, wegen des fehlenden Überstands an der Zarge. Da hätte dann auch einfach der Aufwand den Wert des Instruments überstiegen.



    VG Slarti

  • Ein -in meinen Augen entscheidender- Unterschied besteht aber darin, dass das Holz vor der Verarbeitung dem Pilz ausgesetzt wurde, und auch vor der Verarbeitung wieder "entpilzt" wurde. Der Pilz wurde gleichmässig systematisch platziert, das Pilzwachstum wurde kontrolliert, und rechtzeitig "abgebrochen". Die Dicke und Bearbeitung der Decken/Bodenplatte etc. und die ganze Verarbeitung wurde auf dieses Holz abgestimmt. Inwieweit das alles nur Esoterik ist, sei dahingestellt. Auf jeden Fall war es ein -irgendwie- kontrollierter Prozess.


    Bei einem nachträglichen Befall wurde das Holz durch Feuchtigkeitseinwirkung mit irgendeinem Pilz (oder gar mehreren) unterschiedlich stark und ungleichmässig befallen und völlig unkontrolliert angegriffen, zusätzlich zu der Gefahr, dass sich durch das Befeuchten und Neutrocknen Wasserschäden oder unsichtbare Spannungen im Instrument aufgebaut haben (je nachdem wie schlimm der Wasserschaden wirklich ist!).


    Das ist so ein bisschen wie Bildhauerei versus Steinbruch. Beide machen Steine kaputt. Der eine macht das kontrolliert und hört auf, bevor er alles zu Schotter verwandelt hat. ;)