Noch eine Guerneri...oder!?

  • Hallo zusammen,


    ich habe mich hier angemeldet um über eine Geige mehr zu erfahren.
    Sie hat alle nötigen Details um hier für "Diskussion" zu sorgen.


    Aber der Reihe nach... Die Geige stammt von meinem Großvater (+1941 beim Russlandfeldzug) der sie - so der Erzählung an meinen Vater nach - von einem Zigeuner erworben hatte. Mein Großvater war sehr musikalisch, hatte sogar einen Chor gegründet und ich unterstelle ihm daß er ein gewisses Gehör hatte, da er seine eigene Geige gegen diese eintauschte. (Fragt mich aber bitte nicht nach Details des Geschäftes!)


    So, nun hätten wie die idealen Voraussetzungen für eine (wenn auch gute) Böhmen-Fidel.


    Nun kommen wir zum Guerneri'schen an dem Teil: Der Zettel birgt alle Indizien für das Original!
    Leider kann ich ihn schlecht fotografieren, kommt diesem:
    http://www.guarnieri.com/photos5/joseph13.jpg
    aber sehr nahe.


    Leider ist diese Geige 70 Jahre lang runtergekommen. Hat den Krieg mitgemacht, lag im Keller und wurde vergessen - so ist dementsprechend ihr Zustand und der des Zubehörs.


    Entgegen der Aussagen zu den Kopien hat die Geige trotz des Zustandes immer noch eine schöne warme Farbe und ist - zumindest für mein Verständnis - von sehr guter Fertigung.


    Was meint ihr, lohnt es sich diese zum Geigenbauer zu bringen? Vorrangig ginge es mir eher um einen idellen Wert.

  • ihre Geige sieht auf den ersten Blick recht gut aus.
    Der Boden hat eine schöne Flammung und ist in tadellosem Zustand,die Schnecke ist sorgfälitg gestochen, das Deckenholz sehr feinjährig und von guter Qualität, der Lack wirkt aber stumpf.
    Aber: da sind 3 Risse, die repariert werden müssen!
    Da es sich mit Sicherheit genauso wenig um eine Guarneri handelt, wie bei der Geige von meinem Chef, sonder wohl eher um eine sächsische Geige von ca. 1910-1920 ( meine persönliche Meinung), könnten die Reparturkosten den Wert der Geige übersteigen.
    Für Sie hat dieses Instrument aber sicher auch einen emotionalen Wert und wenn die Geige gut klingt, dann lohnt es sich für SIE vielleicht doch, sie zum Geigenbauer zu bringen.
    Die Randeinlagen sehen sehr sauber aus, sind die echt oder aufgemalt?
    Zum Geigenbauer würde ich auf jeden Fall gehen, der kann Ihnen, wenn er die Geige in natura sieht, Genaueres sagen, als wir hier anhand der Fotos
    diesen Zettel finden Sie übrigens in hunderten von Geigen...


    freundliche Grüße
    Vanille123

  • Leider kann man die Tauschpartner ja nicht mehr befragen. Auch kann ich nicht sagen wann dieser stattgefnden hat, ich gehe einfach mal davon aus, daß dies Anfang der 30er Jahre war. In den Kriegswirren hatte dafür niemand Zeit und da der Chor 1928 gegründet wurde deute ich die "musikalische Schaffensphase" meines Großvaters in diese Zeit.


    Ich könnte mir daher vorstellen daß die Geige (ich gehe jetzt mal nicht von einem Original aus) zu dem Zeitpunkt bereits durchaus schon 20-30 Jahre auf der Uhr hatte. Das würde auf eine Herstellung vor 1910 hindeuten. Aber das kann man nur vermuten!


    Ich werde wohl mal beim Geigenbauer vorstellig werden, damit das Erbstück zumindest nicht gänzlich verfällt.


    Hat rein zufällig jemand eine Ahnung in welchem finanziellen Rahmen sich so eine Restauration bewegen könnte?

  • Sachsen um 1900 wäre auch so mein Tip. Wenn die Risse zu sind, muss man die auch nicht weiter "bearbeiten". Einen seriösen Kostenvoranschlag kann ihnen nur ein Geigenbauer geben- man kann von den Bilden einfach nicht einschätzen, wie stabil die Risse repariert sind, wie gut die Wirbel laufen, ob es noch andere Sachen gibt die repariert werden müssen usw. ...ist ein bisschen so als wenn Sie Ihr Auto fotografieren und fragen, ob man anhand des Bildes abschätzen kann ob es durch den TüV kommt. ;)


    Vom ersten Eindruck her ist das durchaus ein Instrument, was eine Restauration für den Privatgebrauch verdient hat. Thema Restauration: Es ist auch ein Unterschied, ob man das Instrument "spielbar macht", oder ob man da den ganzen kosmetischen Rundumschlag mit einplant. Das kann Ihnen wirklich nur ein Geigenbauer vor Ort sagen.