Geige Conrad Gallhofer Seckau

  • Hallo!


    neulich habe ich im Forum gefragt, ob jemand vielleicht schon eimal etwas über den Geigenbauer Conrad Gallkäfer gehört hat - eine Rückmeldung habe ich nicht bekommen, doch weiß ich jetzt anhand eigener Recherchen, dass der gute Mann "Gallhofer" und nicht "Gallkäfer" hieß.
    Das hat der zuständige Mann für Öffentlichkeitsarbeit von der Abtei in Seckau ( Steiermark) -woher die Geige ja stammt- für mich herausgefunden.
    Dieser Conrad Gallkäfer ist im Krieg gefallen (1940) und hat seiner Nachwelt offensichtlich nichts hinterlassen, außer dieser einen Geige, die ich jetzt von ihm habe und Euch heute hier zeigen möchte.


    Da man in Seckau keinerlei "Spuren" finden konnte, die darauf hinweisen, das Gallhofer das Handwerk des Geigenbauers erlernt hat, gehe ich davon aus, dass er Autodidakt war.
    Merkwürdig ist aber in diesem Fall, dass er wegen einer Geige einen solch großen Brandstempel angefertigt hat ( in Seckau geht man davon aus, das es der Stempel des ehemaligen Besitzers der Geige ist ?()


    Die Geige, die er gebaut hat, wirkt etwas "derb", ist vom Holz her ein wenig schwerer als üblich (liegt aber vielleicht an dem recht großen Format) und hat einen ganz tollen vollen Klang !!


    für einen Autodidakten (?) ist diese Geige - vor allem wegen dem Klang!! eine sehr gelungene Arbeit, finde ich, sie hat echt "charakter"


    Was haltet Ihr von dieser Geige?


    freundliche Grüße
    Vanille123

  • Vielleicht hat er die ja wirklich nicht gebaut, sondern mit seinem Besitzerstempel versehen...? Was war er denn von Beruf? Für eine "Laienarbeit" ist sie wirklich recht gut, wenn es denn wirklich eine ist ;)


    Ansonsten liegt der Wert denke ich eher in der Geschichte drumrum und im Klang, im klassischen Sinne "wertvoll" ist sie meiner Meinung nach nicht.

  • Zitat

    Original von Vanille123



    Merkwürdig ist aber in diesem Fall, dass er wegen einer Geige einen solch großen Brandstempel angefertigt hat ( in Seckau geht man davon aus, das es der Stempel des ehemaligen Besitzers der Geige ist ?()


    Könnte der Brandstempel nicht ansonsten zu anderen Zwecken verwendet worden sein? Meine Großväter hatten auch welche, haben damit z.B. die Stiele von Hacken oder Äxten gekennzeichnet, damit diese nicht durch Verwechslungen abhanden kamen.
    Elegantere Stempel kenne ich auch aus dem Bereich der Lederverarbeitung (Sattler, Buchbinder), weiß aber nicht, inwieweit solche "holztauglich" wären.

  • Es ist nicht bekannt, was er von Beruf war, Braatsch.
    Er ist so um 1886 geboren und mußte dann wohl in die Kriege, ist dann 1940 gefallen.
    Es gibt zwar ein "Gallhofer-Haus" in Seckau, aber von dort konnte ich auch keine weiteren Infos bekommen.
    Der Tipp von Blacky ist gut! Der Brandstempel ist ca 8 auf 4 cm groß, das ist für den Brandstempel eines Geigenbauers ungewöhnlich groß!


    Aber, dann hätte der tatsächliche Erbauer der Geige den Brandstempel ( des zukünftigen Besitzers)auf den Boden machen müssen, bevor er die Decke aufgeleimt hat, denn der Besitzer hat ja wohl nicht die Geige öffnen lassen, nur um seinen Namen darin zu verewigen - jedenfalls sehe ich das so...


    Gruß
    Vanille123

  • In die Richtung von Blackys Vermutung gingen meine Gedanken auch (im Sinne von: wäre er Tischler, Hofherr o.ä. gewesen, wären Brandstempel wahrscheinlich "im Hause" gewesen, um Privatbesitz oder hergestellte Ware zu kennzeichnen).


    Ich halte es ehrlich gesagt aus einem weiteren Grunde für eher unwahrscheinlich, dass er die Geige gebaut hat: damals hatten die Leute relativ wenig Freizeit, normalerweise waren sie zwischen Beruf und Familie stark eingespannt. Natürlich gab es die "langen Winterabende", natürlich gab es auch alleinstehende Leute...-aber dass sich jemand einfach so eine zumindest semiprofessionelle Geige baut, halte ich doch eher für eine Ausnahme. Die Wissensquellen waren dünn gesäht- man konnte nicht einfach mal ein Buch aus der Bibliothek holen, wo drinsteht, wie man eine Geige baut, oder mal eben durchs Internet surfen. Man brauchte Werkzeug, und sofern man nicht selber Schreiner oder was Artverwandtes war, musste man sich das erstmal besorgen.... Klar gibt es "selbstgebaute" Geigen aus der Zeit, und so manches Dorfschulmeisterlein oder mancher Pfarrer hat sich da was "gezimmert" (=Werkzeug ohne Wissen), aber zumindest die Geigen die ich aus diese Quellen gesehen hatte sahen deutlich laienhafter aus. Auch wenn man in Museen schaut, was gefangene Geigenbauer im Ghetto oder so noch gebaut haben (also: Wissen ohne Werkzeug) sieht anders aus- die Geige scheint mir sowohl mit passendem Werkzeug als auch einer recht guten Vorstellung dessen, wie eine Geige gebaut wird, gemacht worden zu sein, ganz abgesehen von der guten Holzauswahl (das ist kein Brennholz was jeder Bauer im Schuppen hat). Solcher Ahorn findet sich nicht so leicht, und Ahorn ist im Gegensatz zur Linde, mit der man nach Feierabend hübsch ein paar Krippenfigürchen schnitzen kann, auch sehr schwer zu bearbeiten (wieder Thema Werkzeug). Insofern glaube ich da nicht an ein "Feierabendprojekt".


    Meine These: Der nicht sehr reiche Mann hat lange auf des Instrument gespart, es beim Geigenbauer in Auftrag gegeben, und von ihm seinen Besitzerstempel anbringen lassen.

  • Diese These ist überzeugend, Braatsch! Danke :)


    Vielleicht nehme ich die Geige einfach mal mit nach Salzburg in den Pfingstferien und zeig sie einigen Geigenbauern dort -vielleicht kommt ja etwas Interessantes dabei heraus...


    Ich habe zwar von Seiten der Abtei Seckau , bzw. vom dortigen Zuständigen für Öffentlichkeitsarbeit das Versprechen, dass er nach "Zeitzeugen" suchen wird, doch stelle ich mir das schwierig vor...


    Der Klang dieser Geige ist mir auf jeden Fall einiges Wert gewesen... :)


    Gruss und Danke
    Vanille123

  • ist doch selbstverständlich!


    P.S. ich bin beim "rumgooglen" wegen dieser Geige auf die "Goiserer Schule" !! gestoßen,
    - in Bad Goisern hat sich ab 1735 eine "eigene Schule" zum Thema Geigenbau entwickelt- das war mir nicht bekannt...
    so lernt man immer wieder was dazu...


    Gruß
    Vanille123

  • hm?
    Gerade letzten Samstag hätte mir einer am Flohmarkt den Nachlass eines Geigenfälschers, also Werkzeug plus Formen, Rohlinge und fertige Geigen für 2000€ angeboten. Der Typ hatte wahllos Zettel aus dem de Witt oder Lütgendorff rauskopiert (darunter sogar einen vom harmlosen Anton Poller). Seine Geigen waren zwar billig, dennoch nicht einmal so schlecht gemacht.
    Bastler dürfet es nach wie vor einige geben. Die gehören noch nicht der Vergangenheit an.