Bitte um Einschätzung

  • Hallo,


    diese Geige wurde von meinem Vater gespielt und ist ca. 70 Jahre alt. Leider ist mein Vater gestorben und wir fragen uns nun, was das für eine Geige ist und ob sie noch ein bisschen wert ist.


    Danke für die Auskünfte!

  • Meiner Meinung nach ist das ein typisches saechsisches Manufakturinstrument aus der Zeit um 1890-1910. Die Geige ist gut erhalten, recht hübsch aber nichts "Besonderes". Sammlerwert hat sie keinen, aber "Gebrauchswert" als Schulinstrument durchaus (aber da ist der Klang ausschlaggebend, den kann man natürlich per Foto nicht einschätzen!). Bei Ebay kriegen Sie vielleicht noch 200-300 Euro dafuer, wenn es gut läuft. Beim Geigenbauer sind durchaus 500-1000 oder evtl auch mehr drin- aber wie gesagt, nur wenn der Klang es auch hergibt.


    Letztendlich ist die Geige nur soviel wert, wie jemand bereit ist dafuer zu zahlen. Durch die Flut an Geigen aus Fernost ist gerade der Markt fuer Schueler und Amateure so uebersaettigt, dass die Preise leider im freien Fall sind.

  • Ist im Inneren der Geige ein Zettel? Wenn der nicht gerade Stradivari, Guarneri oder sonst etwas völlig unglaubhaftes verzapft, könnte er durchaus aufschlussreich sein und Geigen mit bekannter Herkunft sind meistens mehr wert als anonyme Instrumente.

  • Nein, einen Zettel im Inneren kann ich nicht sehen.


    Ich war jetzt beim Geigenbauer. Der bestätigt Braaatschs treffende Auskunft - danke noch mal. Die sächsische Manufaktur sei wahrscheinlich etwas mit "Neu", Neuhaus oder so ähnlich.


    Der Steg sei ein, zwei Milimeter zu schmal und die Wirbellöcher säßen nicht richtig, sie müssten außerdem ausgebuchst werden. Außerdem sei die Wölbung ein wenig zu hoch. Sonst sei es ein schönes Instrument, also der Korpus.


    Wir müssten etwa 700 Euro in die Restaurierung investieren, um etwa 1000 rauszubekommen - falls sie dann auch jemand will.

  • Ich habe ja jetzt nicht viel Ahnung, aber im Prinzip sollt die Geige mit diesen "Schäden" doch spielbar sein, oder? Mit angepasstem Steg, perfektionierter Wölbung (?) und ohne Feinstimmer (kaschieren wohl die Probleme an den Wirbellöchern) hat sie sicher noch Klangressourchen, aber wenn sie auch so schon passabel klingt hätte ich angenommen, dass sie auf dem Privatmarkt (nicht ebay, wer riskiert schon hunderte Euro für die Katze im Sack) schon verkäuflich ist. Ein günstiges Instrument, das man sofort spielen und wenn mal Geld übrig ist noch verbessern kann, schiene mir kein schlechtes Geschäft. Dass ein Geigenbauer sie nur in optimiert mit gutem Gewissen verkaufen könnte, ist auch klar, aber das Netz wimmelt gefühlt doch von Suchen nach Geigen der Kategorie "muss nicht toll sein, aber spielbar und unter 1000,- €". So jemand freut sich ggf. auch über die Zugabe eines halbwegs passablen Kastens und eines Bogens (von Kleinzubehör, von Noten...). Und erfahrungsgemäß würde ich annehmen, was ein erwachsener fortgeschrittener Spieler lange Jahre gespielt hat, wird wohl vom Potenzial her so schlecht nicht sein.

  • Hallo, Blacky,


    "Schäden" in dem Sinne hat die Geige ja gar nicht, ganz im Gegenteil ist sie recht gut erhalten und spielbar. Der Geigenbauer, der schon einige internationale Preise gewonnen hat, hat halt mit seinem Sachverstand gesagt, was ihr zu einem wahren Meisterinstrument fehlt - ich bin aber auch gar nicht davon ausgegangen, dass es sich um wer weiß was für ein seltenes Instrument handelt. Es ist ein solides Instrument für den Hausgebrauch.


    Einer der beiden beiliegenden Bögen ist wohl auch recht ordentlich und ein paar hundert Euro wert und müsste nur neu bespannt werden.