Geigen-Omerta oder Geigen-Latein?

  • unter den vielen mehr oder minder klugen Gerüchten die da so über die alten Cremoneser Geigen herumgehen (z.B. DAS Geheimnis des Lackes von Stradivari), ist eine, die durchaus interessant zu sein verspricht.
    Mir wurde mal so am Markt mitgeteilt, dass alte italien. Meistergeigen ein gewisses Charakteristikum hätten, was nur wenigen Fälschern sogar bis heute bewusst sei. Dem Typen habe ich hoch und heilig versprechen müssen, dass ich es nicht ausplaudern darf, da sich heutzutage ja alles wie ein Lauffeuer verbreitet -besonders nach China -Ihr versteht!
    Nun gut, das Versprechen will ich halten, jetzt weiss ich aber nicht, ob der mir nur einen Flachs angedreht hat, deshalb stelle ich Euch die Frage, ob Ihr davon wisst, dass etwas an alten italien. Geigen ziemlich markant sei, wonach man sie zumindest mit guter Übung von den meisten sogar Topkopien unterscheiden kann.
    Ich denke mir, wenn das nur so wieder eines unter anderen dummen Gerüchten ist, dann ist's sicherlich in aller Munde und ich kann auf mein Schweigegelübde pfeifen.
    Also hat wer eine Ahnung? Nur so viel: es soll mit den Einlagen zusammenhängen.

  • :)


    wow ja danke für die exzessive gratulation!
    meines wissens wurde fischbein allerdings nur in küstennähen regionen verwendet und findet sich beileibe nicht in allen geigen.


    auch eine frage dazu: wie kann man den unterschied in den einlagen einwandfrei erkennen? bis jetzt habe ich bei gragnani-geigen z.B. nur ein bisschen mehr glitzer bei dem schwarz entdeckt, aber das kann eigentlich poliertes holz auch...


    pharus

  • Naja,


    da wird mal wieder ein Mythos gepflegt. Bei sowas hilft Geheimniskrämerei enorm. Die Angst, dass in China massiv Fälschungen mit Fischbein produziert werden, die sich von Originalen nicht mehr unterscheiden lassen ist albern. Zum einen ist es nicht nur das Material, das eine alte Meistergeige ausmacht sondern vor allem die Handwerkskunst, mit der es verarbeitet wurde. Zum anderen stammt Fischbein anders als der Name vermuten lässt, nicht von Fischen sondern von den Barten bestimmter Wale und ist, seit der Walfang weitgehend verboten ist, extrem schwer bis überhaupt nicht aufzutreiben, womit sich sein Einsatz in billigen Kopien verbietet.

  • Stell Dir vor, Du bist Matrose auf einem japanischen Walfän..- äüh Forschungsschiff, das Wale nur wegen der holden Wissenschaft killt. Und urplötzlich taucht da ein Schiff aus Hong Kong oder Shanghai auf und die Typen schreien Dich an, den filettierten Kopf mit den wertlosen Barten nicht ins Meer zu schmeissen.
    Ein Schelm, der dabei böses denkt. :rolleyes:

  • Der Handel mit Fischbein ist - ählich wie der mit Elfenbein - extrem stark eingeschränkt. Eine neue Geige mit Einlagen aus Fischbeim müsste, wenn sie auffliegt, beim Zoll konfisziert und vernichtet werden. Wieso sollte ein chinesischer Geigenbauer ein schwer zu beschaffendes und somit schweineteures Material benutzen, dessen Verwendung er verheimlichen muss, damit seine Produkte nicht unverkäuflich werden?
    Auch wenn in krimineller Absicht gefälscht wird, versucht man doch mit möglichst wenig Geldeinsatz möglichst viel Erlös zu erzielen. Da wäre es auch unsinnig, Fischbein einzusetzen. Zumal es recht überflüssig ist, ein "Echtheitskriterium" zu fälschen, das angeblich nur einer Hand voll Experten überhaupt bekannt ist. Im Allgeimeinen versucht man ja Fälschungen Leuten anzudrehen, die von der Materie nicht so viel Ahnung haben; z.B. österreichischen Bankern. Denn wahre Experten wird man auch unter Einsatz von Fischbein nur bedingt überlisten können.

  • Vergangenes Jahr wurde bekannt, dass die Bank Austria angeblich wertvolle Geigen als Kreditsicherheit akzeptiert hat, ohne den Wert durch externe Gutachter überprüfen zu lassen. Die Kredite sind geplatzt, die Geigen waren nicht annähernd so viel wert wie behauptet und diese österreichischen Banker standen deshalb reichlich bedröppelt da. Gut, da hing noch mehr dran, zum richtig kriminelle Sachen; such einfach nach "Dietmar Machold", wenn Du mehr wissen willst.


    Du siehst: Das war keine Verallgmeinerungen sondern ein Seitenhieb auf einen spektakulären Fall, in dem sich Leute im Zusammenhang mit wertvollen Geigen die Finger verbrannt haben, weil sie zu wenig Ahnung von der Materie hatten.