Wert dieser Geige aus Markneukirchen?

  • Einen Brandstempel hat die Geige im Forum des Musikinstrumentenmuseums auch nicht... Wenn Sie es genau wissen wollen, fahren Sie nach Markneukirchen, und fragen Sie im Musikinstrumentenmuseum nach.


    Zettel so gut "auf alt" zu fälschen, vor allem auch mit einer alten Handschrift, ist gar nicht so einfach. ;) Ich würde nicht unbedingt sagen, dass sie echt ist, aber ganz so einfach als "Fälschung" abtun würde ich sie auch nicht.

  • am besten ist, Sie schreiben mal das Museum in MArkneukirchen an oder noch besser, versuchen die Adresse von diesem Dr. Christensen (offenbar der führende Stelzner Forscher) zu bekommen und ihn zu fragen.
    Stelzner hatte keine eigene Fabrik, sondern liess die Geigen in Dresden und Markneukirchen von Manufakturen fertigen. Mag sein, dass da auch Modelle mit konventionellem Design dabei waren.
    Ihre Geige ist sicherlich keine 0815 Sachsenkratze, und wenn sie auch eine Manufakturgeige wäre, würde es verwundern, es wäre allerdings auch nicht komplett unmöglich (gefälscht wurde wirklich alles), dass man die ausgerechnet mit einem Stelzner -Zettel fälschen wollte.

  • Lieber Bratsch, man kann einen zettel aber kopieren und auf alt gemachtem Papier ausdrucken, daswäre nicht das erste mal das ich sowas sehe. Mir ist es wurscht soll jeder glauben woran er glauben möchte... Manche Leute halten sich einfach für zu schlau. Ich klinke mich hier aus.

  • Ich warte noch auf Antwort aus Markneukirchen


    Tatsache ist, ich habe sie bei einem guten Geigenbaumeister in der Schweiz gekauft. Er verkauft sicher keine Ware dubioser Herkunft!


    Sie hob sich mit ihrem Klang von rund 10 anderen Violinen ihrer Preisklasse ab. Beim Kauf dabei war ein versierter Geiger unseres Orchesters.
    (Ich probierte Instrumente bis 4000 CHF aus, wobei zu erwähnen ist, dass das Preisniveau in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland einiges höher ist).

  • Lieber Bella Vita,


    ich habe nicht gesagt, dass die Geige echt ist. Ich schätze Ihre Meinung immer sehr, aber bitte bezeichnen Sie Menschen mit einer anderen Meinung als die Ihrige nicht als "lernresistent". Auch bitte ich Sie, geringe Zweifel an Echtheit, Unechtheit und vorschnellem Urteilen nicht mit abfälligen Bemerkungen wie "Manche Leute halten sich einfach für zu schlau" zu beantworten. Sie mögen Recht haben oder nicht- sagen Sie uns mit Ihrem Sachverstand, wenn Sie eine Meinung für richtig oder falsch halten. Ich persönlich finde es aber unangenehm, potentiell beleidigende, auf die Person (und nicht mehr auf die Meinung) gerichtete Kommentare zu lesen.
    (Ich möchte beim letzten Satz gerne die Worte "ich persönlich" und "potentiell" betonen.)


    Zurück zur Geige:


    Ich halte mich nicht für so schlau, aus einem Foto bei diesem Instrument eine Expertise ableiten zu wollen, und habe daher empfohlen, einen Spezialisten zu kontaktieren.


    Natürlich weiss ich, dass auch alte Zettel gefälscht werden können. Ich habe auch nicht behauptet, dass es nicht geht. Ich habe lediglich gesagt, dass es nicht so einfach ist. Wenn's nicht aus dem Kopierer sein soll: Ein geschickter Kalligraph macht Ihnen jedes Schriftbild nach.


    Ich bin gespannt, was die in Markneukirchen sagen! Auch wenns keine "echte" sein sollte, haben die vielleicht noch ein paar Hinweise... ;)

  • Ich tendiere dazu, den Zettel für eine Fälschung zu halten. In der Fraktur-Schreibschrift, die um die Wende zwischen dem 19. Jahrhundert für die deutsche Sprache gelehrt wurde, gelehrt wurde, sahen einige Buchstaben deutlich anders aus als heute. Das "e" zum Beispiel sah aus wie zu klein geratenes modernes Schreibschrift "n", das "n" wie "u" und das "u" trug, um es vom "n" unterscheiden zu können einen "Haken", durch den moderne Leser es mit einem "ü" verwechseln könnten. Die Schrift auf dem Zettel passt eher in die 1940er als man dazu überging, an den Schulen nicht mehr beide Schriften paralell zu lehren, sondern nur noch Antiqua-Schreibschriften. Oder der Zettel wurde irgendwann vorher außerhalb Deutschlands von jemandem geschrieben, der zwar das Schriftbild der deutschen Fraktur kannte, aber mit ihren Feinheiten nicht vertraut war. Da liegt natürlich Böhmen nahe; zum einen weil viele Fälschungen da her kommen und zum anderen, weil für tschechisch meines Wissen schon seit dem 17. Jahrhundert Antiqua die dominierend Schrift ist.


    Allerdings muss ich einräumen, dass die Sache recht kompliziert ist. Da an den Schulen beide Schriften gelehrt wurden (immerhin wurde für Latein Antiqua verwendet), ist es durchaus möglich, dass manche Menschen eine Antiqua-Schreibschrift gepflegt haben, die der gebrochenen Schrift optisch sehr ähnelte. Von daher sind die runden "e" allenfalls als Indiz für eine Fälschung zu werten und nicht als endgültiger Beweis.

  • Ich bin da anderer Meinung. Soweit ich weiss, existierten im 19. Jahrhundert beide Schriftarten parallel (siehe z.B. Briefwechsel Goethe usw. vs. Kirchenbuecher). Die "Gebrauchsschrift" war ueberraschend modern ;) Erst irgendwann nach 1871 wurde Suetterlin, ein Graphiker, damit beauftragt, die damalige "Notariatsschrift" (also die, die fuer Kirchenbuecher und andere Dokumente genutzt wurde) zu vereinheitlichen, um sie als kuenftige "deutsche Schrift" in den Schulen zu lehren. Daher wurde diese "Suetterlinschrift" erst Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts als allgemeine "Schulschrift" eingefuehrt. 1942 wurde die Suetterlin -als "Judenlettern" verunglimpft- "verboten". Einfach deshalb, weil keiner in den besetzten Gebieten sie lesen konnte, und man war sich im Klaren darueber, dass die anderen Voelker nicht zu dieser Schrift zu "bekehren" waren. Als ehemalige "deutsche" Schrift musste man sie jetzt den Deutschen abgewoehnen, und da erfand man dan so ein bloedsinniges Stigma wie "Judenlettern".


    Daher irritiert mich persoenlich das moderne e nicht.


    Noch einmal: ich sage nicht, dass die Geige "echt" ist ;)