Jacobus Stainer

  • Bitte wer kann anhand der beigefügten Fotos (hoffentlich geling es - bin hier neu!) evtl Auskunft geben:


    Die Geige ist seit ich denken kann in unserer Familie (mein Opa)
    Sie ist ziemlich unscheinbar und mit Gebrauchsspuren.


    Innen ist ein Etikett mit dem Text:


    Jacobus Stainer in Absam
    prope Oenipontum 1634


    alles ist gedruckt, handschriftlich nur das fast erloschene 34


    Für Infos wäre ich sehr dankbar! ?(
    Freundlich grüssend an alle!
    moonlight

  • eine ECHTE Stainergeige zu finden ist meines Erachtens noch weniger wahrscheinlich, als eine ECHTE Stradivari zu finden.... ;)


    .
    nicht nur weil Stainer weniger Geigen als Stradivari gebaut hat, sonder auch weil für Stainergeigen lange Zeit mehr bezahlt wurde, als fûr Stradivaris Arbeiten...
    da Stainer meines Wissens um 1617 geboren wurde, wâre er 17 Jahre alt gewesen, als er die Geige gebaut hat ...


    Die Fotos sind fûr eine aussagekräfitge Beurteilung leider nicht geeignet, da sollten Sie Bilder wie unter "wie mache ich Fotos zum Beurteilen meiner Geige" machen, doch sieht Ihre Geige recht ordentlich aus...
    doch habe ich solche schon zu Hauf in ebay gesehen...


    mit besseren Bildern kann man mehr dazu sagen


    freundliche Grûsse

  • Lieben Dank für die Antwort.


    Ich bin kein Geiger noch Geigenfachmann und suche deswegen hier Rat.


    Bin auch nicht sicher ob es eine 34 oder eine 84 ist ... die letzten beiden Ziffern sind handschriftlich und, wie schon geschrieben, so gut wie erloschen.


    Zumindest müsste die Geige über 300 Jahre alt sein? Ob nun von Stainer oder einer der damaligen, ihn des Klanges wegen kopierenden, Werkstätten?


    Wir sind Berliner - gibt es in Berlin (oder Potsdam / oder Nahbereich Berlin) eine Adresse, wo man sie kompetent prüfen lassen kann?


    Dankeschön nochmal und schönen Abend!
    moonlight

  • Wenn da 1684 drin stünde, hätte Jakob Stainer die Geige nach seinem Tod gebaut. Solche Stainer Zettel lügen in den meisten Fällen in jeder Hinsicht wie gedruckt. Nicht nur in Bezug auf den Hersteller sondern auch in Bezug auf das Alter und den Ort. In Böhmen und Sachen war es bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein an der Tagesordnung einfache Geigen mit derartigen Phantasie-Zetteln zu "veredeln". Von daher würde der Geige hundert, höchstens hunderfünfzig Jahre geben, aber niemals die fast vierhhundert, die der Zettel vorgibt.
    Solche Geigen können - wenn der Zustand einigermaßen ist - einem Amateur durchaus Freude machen, aber sonderlich viel wert sind sie nicht. Ein Fiat wird ja auch nicht zum Supersportwagen nur weil man das Logo von Ferrari oder Lamborghini draufklebt. Auf ebay kann man derartige Geigen schon für unter hundert Euro ersteigern.
    Ich gebe allerdings zu: Anhand der Bilder lässt sich der Wert einer Geige nur bis zu einem gewissen Grad beurteilen. Da ich allerdings von Berlin fast so entfernt wohne, wie es überhaupt möglich ist, ohne die Bundesrepublik zu verlassen, kann ich dort keine seriösen Adressen für Wertbeurteilungen kennen.

  • ganz so pessimistisch wie Sie, Mr Aranton, sehe ich's nicht, obwohl ich Ihnen zu 99% recht gebe.
    Ich würde auch sagen: typische Böhmen-Stainer, Massenware, nur über Liebhaberpreis ein akzeptabler Kauf erzielbar.
    Doch da: das Foto von der DEcke ist etwas ungenau. Aber sehe ich da eine aus Haselfichte, und das in einer ungewöhnlich schönen Maserung?
    Sollte das zutreffen, dann wären doch ~ 300€ oder gar ein bisschen mehr möglich (guter sonstiger Zustand vorasugesetzt)

  • Stainer-Kopien gibt es unzählige, darunter aber auch einige recht gute.
    Leider sind die Bilder für eine Beurteilung ungeeignet.
    Es fehlen größere Bilder der Decke, sowie der Zargen und der Rückseite überhaupt.
    Die ergänzende Beurteilung in natura durch einen Geigenbauer ist meist eine gute Idee.
    Eine gute Adresse in Berlin war zumindest früher "Anton Pilar" (der Nachfolger verwendet den Namen weiter).


    MfG
    Rainer

  • Hallo zum Abend
    und nochmals vielen Dank an alle, die für mich Hilfreiches beigetragen haben - sehr interessant auch der link vom Admin, für den ich mich nochmal extra bedanke!


    Nun gab es ja zu früheren Jahrhunderten einen anderen zeitlichen Start der jungen Handwertker, so dass man auch mit 17 längst schon eine Geige hätte bauen können. Anderersets war die Werkstatt nicht sofort erloschen, wenn späterhin der Meister verstarb. Ich will damit nun absolut nicht behaupten, meine kleine Geige könnte doch von dem sein, dessen Name drinsteht. Die Menge der Fälschungen ist legendär, das hatte ich auch schon vernommen.


    Sei's drum - spannend ists allemal, zu erfahren, wann/wo das Teil entstanden ist - und wenn es Euch interessieren sollte, geben wir in absehbarer Zeit darüber gern auch 'ne Rückmeldung. ?


    Wir werden jedenfalls entweder versuchen die angegebene Adresse in Berlin zu kontaktieren oder wg. einem dendrochronologisches Gutachten nachfragen.
    Einstweilen grüsst sehr herzlich
    moonlight

  • dendrochronolog. Gutachten kosten ein Vermögen.
    Dies dann wirklich nur beantragen, wenn die Begutachtungen in Natura vielversprechend waren.
    Ein nachweislicher Schüler von Stainer ist mir bis dato nicht bekannt. Er dürfte sein Geheimnis mit ins Grab genommen haben.
    Abgesehen davon, solche Designs wie von diesem Zettel, wonach ZUFÄLLIG das Papier so über die Jahrhunderte verwittert ist, sodass gerade mal nur die Schrift erhalten geblieben ist, sind Legion.
    Solche hatten wir auch schon einige. Echte Stainer-Zettel sehen komplett anders aus.


    hier ein ähnlich auf abgenütztgemachter Zettel (diesmal Amati):


    http://www.geige24.com/wbb2/at…hp?attachmentid=2404&sid=

  • Der zettel sieht wirklich nach Show aus, extra ausgefranst etc.
    Ein Freund von mir macht solche dendrochronologischen Gutachten, das ist ein Riesenaufwand, weil die Jahresringe der Decke mit den bekannten Vorlagen aus den jeweiligen Epochen verglichen werden. Zeit- und technikaufwändig. Die Aussage, die dann herauskommt, ist vor Allem so, dass man sagen kann, dass das Holz nicht älter ist als ein bestimmter Zeitraum. Da es aber z.B. Geigenbauer gibt, die auch Hölzerherumliegen haben, die uralt sind, weiß man dann immer noch nicht wirklich, wann die Geige letztendlich GEBAUT wurde. Es geht ja nur um das Alter des Holzes.