Zettel entfernen

  • Ich persönlich würde die Finger davon lassen. Ich schätze mich handwerklich nicht gerade als ungeschickt ein. Ich habe durchs ff-Loch versucht einen Zettel, der mit Knochenleim geklebt war, mit einen kleinen zugeschnittenen, feuchten Schwamm zu lösen. das Resultat: Das Holz ist mir nach einer Weile leicht aufgequollen und es sind hässliche Wasserflecken entstanden. Wenn es sich um eine neuere Geige handelt, wird es kaum möglich sein, diesen Zettel ohne die Geige zu öffnen, zu entfernen. Es sei denn, man experimentiert vorher an "schrottgeigen" herum und findet ein gutes Lösungsmittel. Jedenfalls sollte dies nicht in Eigenregie passieren. Wenn der Zettel unbedingt raus soll, was ich nicht nachvollziehen kann, sollte es vom Geigenbauer gemacht werden. Für ihn wird es sicherlich auch nicht einfach sein, da Zettel entfernen nicht zu seiner Haupttätigkeit gehört. Wenn die Geige geöffnet wird, wird es 250,- Euro aufwärts kosten. Würde ich auf jedenfall bei einem relativ teurem Instrument empfehlen.


    Schöne Grüße

  • "ff-Loch", haben das besonder laute Geigen? :D


    Wenn ich Sie richtig verstanden habe, studieren sie Musik. Daher sollten Sie doch eigentlich auch Ihren Geigenbauer des Vertrauens haben. Ansonsten siedeln sich meist mehrere Geigenbauer um eine Musikhochschule an, sodass ein kleiner Spaziergang schon viel Aufschluss bringen könnte. Nachfragen kostet nichts.


    Gerade eine Dozentin einer Kunstform sollte offen für Neues sein. Zu sagen, die Geige sei gleich wie eine deutsche Meistergeige für 10 000€ halte ich wiederum für gewagt. Ich vermute, ich habe bereits Geigen dieses Anbieters in der Hand gehabt (die Vermutung bezieht sich auf den nicht näher genannten Anbieter) und sie waren durchaus ordentlich. Aber eben doch ein wenig anders. Es steht immer wieder die Behauptung im Raum, dass die geographisch bedingten Unterschiede dafür sorgen würden, dass die Instrumente am jeweils anderen Ort (China oder Europa) nicht die ursprünglichen Eigenschaften beibehalten beziehungsweise, dass eine sehr lange Einspielzeit erforderlich sei. Ob das so stimmt kann ich nicht beurteilen.
    Wenn Ihnen die Geige gefällt, sehe ich keinen Grund ein anderes Instrument zu wählen. Jedoch bin ich auch etwas verwundert, dass Sie bereit wäre 50€ dafür auszugeben, vor Ihrer Dozentin die Herkunft der Geige zu verbergen. Ich vermute, sie wird die Herkunft am Holz schnell sehen oder zumindest vermuten, und wenn Sie gefragt werden, was wollen Sie dann antworten? Ich gehe davon aus, dass die Dozentin vor allem an Ihrem Geigenspiel arbeitet, da sollte es doch auch, bis auf ein paar Komentare vielleicht, keinen Unterschied machen, welche Geige sie spielen. Meine Erfahrung bezüglich Dozenten ist, dass man 30% dessen, was sie sagen einfach an sich abprallen lassen sollte. Ziehen sie die guten Informationen aus den Stunden, ignorieren Sie den Rest.
    Manche Dozenten sind es gewohnt, ihre Meinungen ohne Widerworte kundtun zu können, was manchmal zu einer übermäßigen Überzeugen bezüglich der eigenen Meinung führen kann. Zumindest bei uns war es während den Vorlesungen nicht üblich, den Dozenten zu widersprechen. Psychologisch ein gut nachvollziehbarer Effekt.
    Für mich käme es nie in Frage, einen Zettel entfernen zu lassen und ich denke, Sie haben es auch nicht nötig sich darauf einzulassen. Das ist natürlich meine sehr persönliche Meinung.

  • Ja, alles was man da an Loesungsmitteln reinbringt, geht unweigerlich auch ans Holz. Wenn man richtig Pech hat, hat man "durchschlagenden" Erfolg. ;) Abschleifen wäre das Beste, am Einfachsten am offenen Instrument. Ansonsten kann man versuchen, eine Q-tip (diese Ohrenreinigungsstaebchen) mit Stahlwolle zu präparieren und das abzuschleifen, das wird aber garantiert ewig dauern, und vermutlich auch nicht restlos funktionieren. Manche Zahnärzte haben auch Schleifwerkzeug, was evtl. durch die F-Loecher passt. Aber auch davon wuerde ich abraten, da macht man schnell was kaputt.

  • Da ich Geige studiere, kenne ich mich mit dem Instrument auch recht gut aus ;) Auch ich habe schon sehr viele in der Hand gehabt, und 10.000 Euro sind nicht übertrieben. Ich könnte den Händler auch nennen, aber dann wird der Name automatisch zensiert.
    Es geht nicht nur um meine Dozentin, sondern allgemein darum, dass mich dumme Fragen wie "Ist die aus China? Die klingt ja bestimmt nicht gerade gut!", nerven. Daher die Zettelentfernung...

  • Du bist aus dem Schneider, aber das Vorurteil wird damit aber nicht bekämpft. Die Assoziation blond = schlau wird nicht etabliert.


    Was ich sagen will: wenn nicht mal die zufriedenen Spieler zu ihren chinesischen Geigen stehen, wie soll der Rest der Welt jemals davon überzeugt werden?


    Aber jedem seine Meinung. ;)

  • Geigi,


    wenn es Dir vor allem um Deine Dozentin geht, würde ich versuchen, sie erst den Klang hören zu lassen und sie erst dann den Zettel sehen lassen. Sie kann ja schlecht erst den schönen Klang loben und dann über die volksrepublikanische Herkunft herziehen. Außerdem wäre das Gesicht, bei der Erkennstnis, dass die Geige aus dem Reich der Mitte stammt, vermutlich echt sehenswert...


    Gruß


    MrAranton

  • Ich wollte Ihnen keine Kompetenz absprechen und ich glaube Ihnen, dass der Ton qualitativ auf einem ähnlichen Niveau ist, der Ton ist nach meiner Erfahrung aber vom Typ ein klein wenig verschieden. Es sind schöne Instrumente unter den Chinameistern, mich hat jedoch letztendlich noch keines so überzeugt, dass ich es kaufen wollte. Das Preisleistungsverhältnis ist natürlich für deutsche Geigenbauer nicht erreichbar, so ist das eben mit der Globalisierung.
    Wobei es immer sehr große Unterschiede zwischen den einzelnen Instrumenten gibt, viele der momentan lebenden deutschen Geigenbauer konnten mich mit ihren Geigen nicht überzeugen. Preislich liegen alle, auf Grund des nahezu einheitlichen Stundenlohns, meist sehr eng zusammen, die Instrumente sind aber von sehr unterschiedlicher Qualität.
    Abschleifen würde ich auf jeden Fall unterlassen, aber Papier schmiegt sich oft sehr gut an das Holz und damit ist es fast unmöglich nur das Paier abzuschleifen, ohne das Holz anzugreifen.
    Lösungsmittel sind natürlich auch sehr schwer. Eventuell kommt man mit vorsichtigem Erwärmen arbeiten, aber bitte höllisch auf den Lack aufpassen!


    Nehmen Sie doch ein Telefon in die Hand und rufen Sie ein paar Geigenbauer an, wenn Sie die Aktion für nötig erachten.