Geige im Keller

  • Hallo,


    Mir ist beim Suchen einer passenden Geige eingefallen, dass ich noch eine alte Geige meines Großvaters im Keller liegen habe. Ich weiß nicht wie alt sie ist, aber dass sie schon seinem Großvater gehört hat. Der Geigenkasten sieht auch nicht wirklich neu aus ;)


    Ich wollte mal wissen, ob jemand evtl. weiß, um was für eine Geige es sich handel und ob ich eine Restauration lohnt:


    http://s1.directupload.net/file/d/2835/idecqcey_jpg.htm


    http://s1.directupload.net/file/d/2835/2ef5kzd6_jpg.htm


    http://s14.directupload.net/file/d/2835/hbfx2iti_jpg.htm


    http://s1.directupload.net/file/d/2835/jqz8umxo_jpg.htm

  • Hui, die braucht aber erstmal eine gründliche Reinigung! Ich würde erstmal die Saiten entfernen (alte Darmsaiten - sie hängen ohnehin nur noch lose dran und sind wahrscheinlich nicht mehr zu gebrauchen) und sie dann mit einem weichen Microfasertuch abstauben, dann kann man vielleicht besser erkennen, ob sich darunter ein Wert verbirgt. Ich verstehe nicht soviel von dem Wert von Instrumenten (da könnern andere mehr dazu sagen), daher gehe ich erstmal wie ein Detektiv vor und sammle Indizien:
    Das Griffbrett sieht ziemlich abgegriffen aus, das heißt sie wurde wohl viel gespielt - das spricht entweder für guten Klang oder dafür, dass sich der Besitzer einfach nichts teureres leisten konnte. Auf den Bildern scheint es so, als ob da unter schwarzer Farbe ein braunes Holz steckt, also kein Ebenholz - was eher für eine nicht so hochwertige Geige sprechen würde.
    Der Steg hat auch Spuren hinterlassen - liegt der noch irgendwo dabei?
    Steht noch der Stimmstock drin? Dann könnte man mal probeweise neue Saiten aufziehen, um den Klang zu testen...

  • Um sie selbst zu spielen, könnte sich eine Restauration durchaus lohnen. Wenn das Instrument schon lange in der Familie ist und damit vielleicht auch einen emotionalen Wert hat, erst Recht.
    Ist in der Geige ein Zettel? Der könnte auch unter eine Staubschicht verborgen sein, so dass man ihn nicht lesen kann. Vielleicht kannst Du ihn freilegen, indem Du durch das f-Loch bläst. Ich weiß, die Dinger sind oft schwer zu fotografieren, aber wenn da einer ist, wäre es hilfreich zu wissen, was drauf steht.
    Das Griffbrett scheint nicht aus Ebenholz zu sein. Das deutet auf eine recht einfache Geige hin. Andererseits sind die Wirbel verziert; wenn das Originalwirbel sind, würde das für eine bessere Geige sprechen. Es ist definitiv kein wertvolles Instrument, das Dir den großen Geldsegen bringt, aber für den Anfang sollte es nach der Restaurierung eigentlich taugen


    Auf die Schnelle sehe ich, dass der Bogen neu behaart werden muss, ein neues Daumenleder und eine neue Umwicklung braucht. Da es aber ein recht einfacher Bogen zu sein scheint, lohnt das nur, wenn die Stange noch in Ordnung ist. Wenn die schief ist oder irgendwo Risse hat, ist wohl ein neuer Bogen fällig. Aber das lässt sich anhand des Bildes nicht so Recht beurteilen.
    An der Geige fällt auf, dass sich der Boden teilweise von den Zargen gelöst hat. Das muss repariert werden, ehe man sich einen Eindruck vom Klang machen kann. Das heißt vermutlich, dass die Geige zumindest teilweise zerlegt und neu verleimt werden muss. Wahrscheinlich ist der Stimmstock auch umgefallen und muss neu platziert bzw. - je nach Zustand - ganz erneuert werden. Außerdem braucht sie einen neuen Steg und neue Saiten. Bis auf das neu verleimen sind das Kleinigkeiten.


    Trotzdem ist mein Gesamteindruck folgender: Wenn Du diese Geige restaurieren lässt, wirst Du wahrscheinlich ein besseres Instrument haben, als wenn Du für das selbe Geld eine neue Geige kaufst. Allerdings hast Du im anderen Thread geschrieben, dass Dein Budget sehr begrenzt ist. Es könnte durchaus sein, dass die Reparaturen deutlich mehr betragen als der Preis der Geige nach deren Tauglichkeit Du Dich erkundigt hast.
    Am besten lässt Du Dir von einem Geigenbauer bei Dir in der Nähe (wegen einer Reparatur lohnt es nicht, durch die halbe Republik zu pilgern) einen Kostenvoranschlag für die nötigen Reparaturen machen. Dann weißt Du recht genau, woran Du bist.


    Wenn Du Dich entschließt, die Geige Deines Großvaters restaurieren zu lassen, solltest Du Dir auch irgendwann einen Kasten besorgen, in dem sie schwebend und weich gelagert ist. Das ist vor allem, wenn die Geige ab und an transportiert werden soll, doch um einiges schonender und sicherer als dieser Uralt-Kasten. Aber das lässt sich eine Weile herauszögern, wenn das Geld zu knapp ist.


    ich weiß, die Informationen sind recht unkonkret, hoffe aber, dass Dir auch so ein wenig geholfen ist.

  • Die kriegt man wieder hin.... Dass der Boden sich ein bisschen gelöst hat, ist nicht so schwierig zu beheben. Dazu muss die Geige nicht geöffnet werden, das leimt ein Geigenbauer mit der passenden Zwinge rasch zusammen. Säubern musst du sie natürlich: TROCKEN abwischen, Staub wegpusten ;) Innen kannst Du sie "putzen", indem du etwas Reis reintust, und ein wenig schüttelst- der löst dann innen den Staub etwas. Dann das Reis-Staub-Gemisch aus den F-Loechern rieseln lassen, ggf. mehrmals wiederholen....


    Es ist ein einfaches Instrument aus Sachsen/Boehmen vom Anfang des 20. Jahrhunderts (1900-1930), schön ist der Boden, und auch sonst sieht sie ja noch ganz gut aus. Sofern ich erkennen konnte hat sie keine kritischen Risse. Diese Instrumente sind zwar nicht viel "wert", können klanglich aber eine positive Überraschung sein, und sind oft besser als die neuen "Chinageigen".


    Lass einen Geigenbauer den Boden leimen, einen neuen Steg anfertigen, evtl. neuen Stimmstock, und ein paar vernünftige Saiten (z.B. Dominant oder Tonica), dann sollte das ein brauchbares Schulinstrument werden!