Bratsche unbekannter Herkunft

  • Hallo zusammen,


    vielleicht könnt ihr mir mit eurem Sachverstand weiterhelfen? Ich wüsste gerne mehr über meine Bratsche, wo sie herkommt und was sie eigentlich wert ist. Sie hat keinen Zettel, nur eine helle Stelle im Inneren, wo wahrscheinlich mal ein Zettel war.
    Die Bratsche ist 15,5 Zoll/39,6cm groß. Sie spricht sehr leicht an und hat einen warmen, singenden, sehr ausgeglichenen und tragenden Klang, natürlich nicht ganz so voll wie eine große, aber problemlos eine Kirche mit 300 Sitzplatzen füllend.
    Sie befindet sich seit 1989 in meinem Besitz. Ein Bekannter meines Vaters hat sie damals glaube ich aus einer Haushaltsauflösung erstanden und für mich spielbar gemacht mit neuen Wirbeln, Sattel aus Mammutbein, Saitenhalter und Endknopf, außerdem eine Deckenöffnung geschlossen. Größere Reparaturen waren nicht notwendig, sie hat keinerlei Risse oder sonstige Schäden außer den üblichen Gebrauchsspuren. Dieser Bekannte ist kein Geigenbauer, hat aber öfter hobbymäßig Geigen restauriert. Er meinte, sie komme aus Böhmen und sei so um 1860 gebaut worden. Könnt ihr das so von den Bildern bestätigen, oder sogar Genaueres sagen? Was wäre sie ungefähr wert?


    Vielen Dank für eure Mühe schon im Voraus

  • Nettes kleines Instrument, das ich genau so wie beschrieben eingeordnet hätte.
    Den Wert kann kann man ohne klangliche Vergleichsmöglichkeiten aber kaum schätzen. Unter Bratschisten scheinen die kleineren Größen aktuell zudem weniger beliebt zu sein.
    Ich denke aber, dass 1.000 Euro eine ungefähre Größenordnung wären.
    MfG
    Rainer

  • sehr gute Arbeit -geht in Richtung der Volkmanns.
    Bestenfalls könnte man eine Schule nur in natura nachweisen. So ohne dem durchaus 500-700?, auf Ebay die Hälfte.
    Der einzige Wermuthstropfen ist die breitjährige Fichtendecke. Die sind momentna ziemlich out.

  • @Bellavista: Vielen Dank für das Angebot, aber ich möchte die Bratsche eigentlich nicht verkaufen, es sei denn ich finde eine genauso gut klingende, aber noch kleinere :D
    Ehrlich gesagt, bin ich ein bisschen enttäuscht, dass das gute Stück nur maximal 1K wert sein soll. Ich denke, es ist ein Meisterinstrument und keine Manufakturware, auch wenn zu der Zeit in Böhmen anscheinend auch allerhand Schrott produziert wurde...
    yxyxyx: Die Aussage, dass der scharfe Übergang zum Wirbelkasten an Stradivari erinnert, finde ich interessant (nein ich erliege nicht dem Wahn, hier eine verschollene Stradivari zu haben). Der Bekannte, der sie mir damals besorgt hat, war überzeugt, dass der Wert des Instrumentes im 5stelligen Bereich(damals DM) liegt, und meinte, es habe auch in Böhmen ein paar "heimliche Stradivaris" gegeben.

  • Zitat

    Original von yxyxyx
    Was mich aber irritiert ist der scharfe Übergang -diese Kante zwischen Hals und Wirbelkasten. Das ist eigentlich DAS Charaktermerkmal der Violen von Stradivari.
    Der Kopierer muss da irgendeine von ihm (die sind sehr selten nur ca. 80 Stück sind noch erhalten) gekannt haben.


    DAS ist kein Charaktermerkmal von Stradivari. Das gibts bei verschiedensten (wenn nicht den meisten) Bratschen. Mir sind nur 12 Stradivari Bratschen bekannt. Ich bin aber gespannt auf Ihren Nachweis der restlichen 68...


    Zu der Bratsche hier: Nette Arbeit. Bei einem Geigenbauer zahlen sie (wenn sie nicht furchtbar klingt oder unspielbar ist) für sowas nicht unter 2500 Euro.


    Grüße

  • Ich wuerde den Wert auch etwas höher ansetzen, beim Geigenbauer meiner Meinung nach um die 2000 Euro mindestens, bei gutem Klang etwas mehr. Ebay ist eh immer so eine Sache- da gibt's gute Instrumente für wenig Geld, und schlechte für viel Geld... Bei Ebay teile ich daher die Preiseinschätzung.


    Durch den Konkurrenzdruck und das Überangebot haben Instrumente an Wert verloren (=finden nur zu geringen Preisen Käufer). Ich glaube aber, eine fünfstellig Schaetzung für eine böhmische Bratsche ohne Papiere war auch damals schon "optimistisch".

  • Oh, vielen Dank. Auch wenn ich sie im Moment nicht unbedingt verkaufen will, bin ich jetzt doch etwas beruhigt. Ich habe damals 4000DM dafür bezahlt (inclusive aller durchgeführten Reparaturen). Die Einschätzung im 5-stelligen DM-Bereich war vielleicht tatsächlich zu optimistisch, aber damals (1989) gab es ja auch praktisch noch (fast) kein Internet und damit auch nicht dieses Überangebot bei ebay und sonstwo.
    Gibt es denn eine Möglichkeit, noch genaueres herauszufinden bzgl. Herkunft und Wert? Möglichst auch verbindlich?


    lg