Beiträge von Hannes_F

    Nein, sicherlich nicht generell.
    Bei den DL Geigen ist jede Schnecke etwas anders, auch innerhalb der Baureihe, und außerdem nicht ganz gleichmäßig. Daher glaube ich in diesem Fall nicht an eine Fräsmaschine. Yita-Geigen habe ich bisher noch nicht aus der Nähe gesehen.

    ABER
    Da Du gerade von Fräsmaschine sprichst: Bei einer Geige ist mir aufgefallen, dass das obere Ende des Wirbelkastens nicht eckig abgestochen ist wie sonst, sondern rund.


    Spricht das evtl. für den Einsatz einer Fräse? Wobei, die Schnecke sieht mir insgesamt nicht nach "gefräst" aus, dazu ist die letzte Rundung vor dem "Ohr" zu ungleichmäßig. Was meint Ihr?


    So, ich habe mir einmal meine 5 Geigen von David Lien vorgenommen. Da findet man tatsächlich Unterschiede.

    David Lien Professional D (EUR 300 - Klasse, Lien-Manufaktur)


    David Lien Antique Grade C (EUR 550 - Klasse, Lien-Manufaktur)


    David Lien Orchestra (EUR 1250 - Klasse, Lien-Werkstatt mit Meisteranteil)


    David Lien Orchestra (EUR 1250-Klasse, Lien-Werkstatt mit Meisteranteil)


    David Lien Concert Antique Grade (David Lien Werkstatt mit ca. 50 % Meisteranteil)


    Zumindest bei der Concert weiß ich, dass die Schnecke von David Lien selbst geschnitzt ist. Bei den Orchestra-Modellen könnte es sein, weiß ich aber nicht genau.

    Unter'm Strich: Man sieht doch Unterschiede, und das "Herz" ist auf jeden Fall eine Zeitsparmaßnahme.

    Vom Preis-Leistungsverhältnis her ist in Bezug auf den Klang und die Funktionalität übrigens die Antique Grade C m. E. ein Schnapper.

    Habe einen neuen Thread zum "Sachsenherz" eröffnet und hoffe, dass diese Diskussion wieder zur ursprünglichen Geige zurückfindet :)
    Bin gespannt, wie es damit weitergeht!

    Um den Ursprungsthread nicht vollständig zu kapern (sorry @xyxyxyx), hier ein neuer Thread. Dort
    interessante Geige
    schrieb Braaatsch :

    "Die nicht ganz ausgeführte Kehlung trägt nicht umsonst den Spitznamen „Sachsenherz“- die runden Enden der Kehlung erinnern an ein Herz. Sie kommen oft bei sächsisch/böhmischen Geigen vor, auch an klanglich weniger guten."

    Ich habe nun bei meinen Instrumenten mal geschaut, auf welche das zutreffen könnte, musste aber schon sehr schräg unter die Rundung der Schnecke sehen bzw. fotografieren, um diese runden Ecken zu finden. Insofern bin ich nicht sicher, ob es sich bei diesen Beispielen um "Zeitsparmaßnahmen" handeln kann. Aber vielleicht könnt Ihr etwas dazu sagen?

    Vier Geigen, das letzte Bild ist von einer Bratsche.


    geigerlein Ich kann der Beschreibung leider nicht ganz folgen. Von "die doppelte Aushöhlung von Schnecke und hinterem Wirbelkasten nicht bis ganz hinten an den vorderen Wirbelkastenteil heranreicht, sondern bei 6 oder 7 Uhr aufhört" habe ich kein Wort verstanden, außer "Schnecke" und "Wirbelkasten".

    Habt Ihr vielleicht mal eine Zeichnung für einen Ignoramus? ;)

    Das würde meine Theorie untermauern, dass Geigen mit einer größeren schwingenden Saitenlänge schlechter ansprechen als solche mit dem Standard von 32,7 cm oder kürzer. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

    Bevor dies als Arbeitshypothese durchgeht :) , noch einige Bemerkungen:

    - Physikalisch betrachtet bedeutet eine längere schwingende Saitenlänge mehr effektive Masse der Saite und dadurch eine höhere Saitenspannung, um auf die gleiche Tonhöhe zu kommen. Höhere Masse bewirkt einen langsameren Einschwingvorgang, höhere Saitenspannung einen schnelleren.
    - Dann setzen der Steg und die darunter befindliche Konstruktion als Decke, Stimmstock und Boden wiederum eine effektive Masse entgegen, die auch noch resonant ist. Ich denke, ob das Ganze im Endeffekt leichter oder schwerer anspricht, hängt auch davon ab, wie die Geige auf den höheren Druck auf den Steg (durch die höhere Saitenspannung) reagiert. Die eine so, die andere so.
    - Es ist nicht so, dass die "Blümchengeige" im Vergleich zu anderen schlecht anspricht, nur so, dass die "Krausch"-Geige außergewöhnlich leicht anspricht.
    - Ich habe Geigen mit "normaler Saitenlänge", die schlechter ansprechen als die "Blümchen", und eine Geige mit "langer Saitenlänge", die sehr gut anspricht. Ebenso habe ich Bratschen, die Arbeit beim Streichen machen und andere Bratschen, die superleicht ansprechen.

    Kurz und gut: Die Korrelation ist verlockend, aber für mich nicht zwingend.

    Eher schon: Mein Eindruck ist, dass im Ton helle Instrumente innerhalb der gleichen Qualitätsstufe leichter ansprechen als voll oder dunkel klingende Instrumente. Wo da die Ursache ist und wo die Wirkung, das zu sagen traue ich mich aber nicht, ohne lieber noch einmal darüber nachzudenken.

    hm? diese Brandmarken findet man oft bei Markneukirchner Manufakturgeigen. Die waren bei manchen Herstellern als Qualitätskontrolle angebracht. Es gibt da welche mit einer, manche sogar mit mehreren (also wenn separat, Hals, Korpus, Assembly etc. kontrollliert wurden)

    Danke für den Hinweis, das ist interessant. Ich habe daran auch schon gedacht.

    Wobei sich mir bei Geigen der Sinn nicht ganz erschließt: Ich würde denken, dass man gerade bei Streichinstrumenten alle Markierungen vermeiden würde, die auf eine Serienfertigung schließen lassen. Warum dann andererseits einen altitalienischen Zettel einkleben? Von daher würde ich erwarten, dass Kontrollmarkierungen mit nicht-permanenten Mitteln angebracht werden, z. B. mit Ölkreide o.Ä.

    Könnte es auch eine Inhabermarkierung sein, ist so etwas bekannt? Finde ich etwas barbarisch, aber könnte ja sein.

    In jedem Fall wurde der Brandstempel nach der Lackierung angebracht. Ich habe schon mal versucht, Bilder von Geigen mit solchen Markierungen zu finden; das Problem ist, ich bin nicht auf die richtigen Stichworte gekommen. Unter "violin flower stamp" gibt's hauptsächlich Briefmarken. ^^

    Zum Thema Verziehen: Der Boden ist beim Stimmstock etwas höher gewölbt, aber das ist bei allen meinen Geigen so. Allerdings war der Boden ja wegen des Bodenstimmrisses mindestens einmal ab und wurde danach nicht ganz perfekt wieder aufgeleimt (kleine Kante am Zäpfchen). Es kann also durchaus sein, dass die Asymmetrie eine Folge der ungleichmäßigen Bodenwölbung ist, die man nach der Reparatur lieber spannungsfrei lassen wollte, anstatt "den Boden gerade zu ziehen".

    Braaatsch
    Ja, die Besaitung spielt eine große Rolle. Das einfachste Mittel, einer Geige einen "kernigen" Ton zu verpassen, der in Richtung "Aaa" geht, sind Dominant-Saiten. Als die rauskamen, waren sie ein Geschenk für alle Geigenhändler und -bauer, die auch einfacheren Geigen damit schnell einen "teuren" Klang verpassen konnten, und für alle, die als Solisten vor einem Klavier oder Orchester stehen wollen, d. h. Studenten oder Geiger auf Probespieltour.

    Ich habe mir den "Dominant"-Klang irgendwann übergehört und baue die von den meisten Geigen ab. Eine ganze Geigengruppe voll mit Dominant-Saiten klingt mir viel zu aufdringlich.

    geigerlein
    Ich stelle bei meinen Geigen den Steg so, dass ich haptisch von einer auf die andere umsteigen kann, ohne dass sich die Intonation zu sehr verschiebt. Man könnte meinen, das wäre dann immer die gleiche schwingende Saitenlänge - ist es aber nicht, da das auch von der Halsmensur, der Halsdicke usw. abhängt. Bei der "Krausch"-Geige ist die Saitenläge 327,5 mm, bei der "Blümchen"-Geige sind es 331 mm.

    Fiddler
    Ja, von den Zigarrenschachteln kann ich Euch später mal auch eine oder zwei als Geigenrätsel anbieten :D Zum Glück sind die hier aber nur eine unterdrückte Minderheit 8o.