albrecht wilfer

  • hallo, ich bin neu hier!
    weiß jemand hier etwas über den geigenbauer alfred wilfer?
    ich habe einer seiner geigen, die nr. 4 von 1954 und wollte einfach mal wissen was das für ein instrument ist.
    sie hat eine handgemalte blume auf der hinterseite und einen löwenkopf.
    sie ist in einem tollen zustand.
    habe wenig im internet über albrecht wilfer gefunden, vielleicht könnt ihr mir helfen.

  • Also, es ist mir ja fast peinlich, aber ich bin diejenige, die, total dumm und naiv, diese Wilfer-Geige Nr. 25 ersteigert hat. Die Bilder waren aber auch zu schlecht, um die schlechte Arbeit erkennen zu können. Und der Verkäufer hat sie als tadellos beschrieben, was für ihn bedeutete, dass man darauf Töne erzeugen kann.
    Als ich die Geige in der Hand hielt, bin ich etwas erschrocken. Der Lack ist nicht besonders schön, aber das ist ja Geschmacksache. Die Flammung auf der Rückseite ist nur draufgemalt, weshalb ich erst mal gedacht habe, dass es sich nur um Sperrholz handelt - war aber doch Ahorn.
    Der Stimmstock dagegen steht an der falschen Stelle und ist auch noch mit einem ca. Pfenniggroßen Holzscheibchen unterlegt, weil er zu kurz ist. Auf dem Sattel liegen die Saiten viel zu breit und die E-Saite muss zum Wirbel deshalb "um die Ecke". Darum ist mir meine neue E-Saite, die ich gleich drauf gemacht habe, sofort gerissen. Die Wirbel sind schräg und sind kaum zu drehen. Der Steg ist in sich krumm und die Wölbung nicht dem Griffbrett entsprechend.
    Der Hals ist auch lackiert, deshalb kann man schlecht in den Lagen spielen. Man klebt nämlich fest. Außerdem ist er zu massiv, also zu dick.
    Nur der Klang der Geige ist nicht schlecht. Sie hat einen vollen runden Klang, trotz billiger Saiten. Die billige E-Saite (dünner Draht) die drauf war, hält seltsamerweise. Die Geige ist auch sehr leicht.


    Auf der Rückseite ist auch diese typische Blume draufgemalt.
    Falls jemand Interesse an der Geige hat - ein Hobbygeigenbauer kann sicher war draus machen - kann er sich hier gern melden.


    Alfred Wilfer war m.E. eher ein Gitarrenbauer als ein Geigenbauer, so steht es auch im Internet. Von Geigenbauer liest man eh gar nichts, nur von Instrumentenbauer.


    Die Jahreszahl in der Geige könnte außerdem auch 1953,1959 oder 1963 heißen. Die Schrift ist nicht eindeutig lesbar.
    Was interessant ist: Alfred Wilfer hat auf die Decke unter das Griffbrett, also nicht deutlich lesbar, auch noch seinen Namen und sonst was draufgeschrieben. Sehr ungewöhnlich, oder?


    Also, Interessenten bitte melden! Ich verkaufe die Geige für 200? VHB.
    Gruß Kuli71

  • die Wilfer sind die Dynastie, die nach dem Krieg aus Schönbach fliehen musste und dann in N-Bayern (wie heißt der Ort noch? Pfaffstätten oder so) Framus gründeten.
    Es war bekannt, dass sie aus sozialen Gründen viele Arbeiten im Betrieb für die vielen Instrumentenmacherfamilien aus dem ehemaligen böhm. Vogtland 'outsourcten'. Diese mussten halt ein Quantum an Instrumente periodisch abliefern. Vermutlich ist das so eine Geige, die vermutlich von Wilfer nur stichprobenartig begutachtet wurde, um der Massenproduktion wegen noch einen Mindeststandard zu sichern.
    Scheinbar mit wenig Erfolg!
    (Quelle: "Stromgitarren" Sonderausgabe von "Gitarre und Bass")


    PS: noch generell zur Qualität der "Framus" Gruppe.
    Die von den ganz frühen (späte 40ier-Mitte 50er) und die der ganz späten (frühe 70iger) ist Mist.
    Die ersteren, weil nach dem Krieg erst wieder eine komplett neue Infrastruktur für den Instrumentenbau (die alte im böhm. Vogtland war ja vernichtet) errichtet werden musste.
    Die letzteren, weil wie fast alle großen Hersteller (Klira, Höfner etc.) unter der damals florierenden jap. Konkurrenz zu leiden hatten und, um Kosten zu sparen, mit der Qualität heruntergingen.
    Die Qualität der Instrumente von ~55 bis Ende 60iger war hingegen sehr gut

  • Warum ist dann die Geige, die ich erwischt habe, so schlecht, wenn sie in den 60ern gebaut wurde? Oder hat da jemand später dran rumgebastelt? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man so eine Geige bauen kann, wenn man das Minimum vom Geigespielen versteht.


    Was mache ich denn mit so einer Geige, wenn ich sie nicht behalten will?


    Danke und tschüß
    Kuli71

  • Framus bediente den Massenmarkt auf seine damals durchaus vernünftige Art wie die böhm. Manufakturen die Zeit vom 19.Jh. bis zur Zeit des WK2 zuvor (schau Dich einfach nur im Forum um).
    Manche Fehler scheinen vom Besitzer aber manche durchaus schon durch die Fabrikation gemacht worden zu sein. Ziemlich sicher wurde sie während der Phase des Niederganges hergestellt.
    Was tun mit der Fidel?
    Entweder unter Angabe der Mängel wieder bei Ebay verklopfen (mehr als 100? sind da nicht drinnen) oder verschenken.


    PS: habe jetzt im Internet das gefunden:
    http://www.framus-vintage.de/m…-155,159&katID=4679&cl=DE


    Vielleicht hilft das.

  • Nach AGB´s von EBAY hättest du wegen Falschbeschreibung auch die Geige zurückgeben können. Ich finde es sehr gut von dir, dass du dich hier zu deinem Fehler auch autest. Wer macht das schon...
    Tip: Wenn du Sie bei EBAY so beschreibst wie hier, bekommst du ganz sicher keine 50 Euro.
    MfG Johny

  • Ich habe auch mind. 5 Mal mit dem Verkäufer KOntakt aufgenommen und ihm erklärt, dass seine Beschreibung falsch war etc. Er war und ist aber nicht einsichtig und beharrt auf Richtigkeit der Sache. Ich habe ihm sogar Fotos gemacht und angeboten von einer "richtig" gebauten Geige und der von ihm, aber er hat sie nicht wollen.


    Kann ich da bei ebay was erreichen? Es ist ja noch nicht so lange her. Wie mache ich das? Das wäre mir ja am liebsten, wenn ich das ganze Geschäft rückgängig machen könnte. Der Verkäufer ist aber von sich aus nicht darauf eingegangen.


    Danke für die Tips!

  • So, jetzt hab ich noch was zur Anfangsfrage über Alfred Wilfer. Ich habe mal mit Framus KOntakt aufgenommen wegen meiner Geige. Dort wurde mir nach genauer Beschreibung, Zettelaufschrift (wobei sie gar keinen hat, nur einen Stempel und handschriftliche Ergänzungen) und Fotos gesagt, dass die Geige nicht von diesem Alfred Wilfer ist, der Framus gegründet hat. Mir wurde gesagt, dass es iin der Familie Wilfer wohl mehrere Instrumentenbauer gegeben hat.


    Die Nr. 4, die in der Geige steht, ist m.E. die Nummer des Teilorts von Mennersberg. Dort steht nämlich "Mennersberg Nr. 4", auch bei mir. Meine Geige hat dann noch die handschriftlich hinzugefügte Nr. 25 und ist vermutlich vom Jahr 1953.


    Ich werde jetzt mal den Verkäufer kontaktieren, der diese andere Wilfergeige verkauft hat. Der kennt den Herrn wilfer ja wohl näher oder zumindest die Verwandtschaft.


    Mal noch eine Frage: Ist diese andere Wilfergeige in Ordnung, oder hat die dieselben Mängel wie meine? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
    Gruß Kuli71