Und wieder einmal eine Hopf Geige

  • Abalon, für mich passt das Lackbild einfach überhaupt nicht ins 18. Jahrhundert. Dieser "dunkle Streifen" im mittleren des Bodens bzw. diese Aufhellungen am oberen und unteren Bodenrand kamen im 19. Jahrhundert bei vielen sächsischen Geigen vor. Das sind in meinen Augen frühe simple "Antikisierungsversuche", und stammen somit wahrscheinlich aus Zeiten, in denen man die Liebe zu alten Geigen bzw. deren potentielle Wertschätzung im Kundenkreis schon erkannt hatte- und das war im 18. Jahrhundert normalerweise nicht der Fall.


    Diese Art der Lackierung kenne ich von älteren Manufakturinstrumenten. Für mich ist das eine Geige etwa aus dem mittleren Drittel des 19. Jahrhunderts, Hopf-Modell. Auch Manufakturinstrumente können eine hohe Qualität haben, der Grad der Arbeitsteilung war ja sehr unterschiedlich (t.w. fand nur Lackierung "extern" statt).


    Meine Einschätzung widerspricht der Dendro ja auch nicht, Ende 18. Jahrhundert ist ja der frühestmögliche Zeitpunkt. Und wer da wann wo wie warum welche Jahresringe weggesäbelt hat (Schädlingsbefall, Astlöcher,....), welche Reststücke wann und wie wirtschaftlich verwendet wurden (reichte die Höhe/Länge der Kantel für ein Cello...) etc. wissen wir einfach nicht. Sprich, diese Dendrogeschichten haben eine hohe Unsicherheit, was den tatsächlichen Entstehungszeitpunkt anbetrifft, es geht eben nur die Angabe des frühesten Zeitpunkts- und mehr als das sagt die Dendro eben nicht aus. Deswegen haben wir hier eigentlich jedes Mal die Dendro-Diskussionen, wenn der "frühestmögliche Zeitpunkt" einfach als der wahrscheinliche Zeitpunkt interpretiert wird.