4/4 Cello mit welligen Zargen am Unterklotz - Reparaturtipps?

  • ...das Problem brauchst Du nicht zu lösen. ;) Eines meiner Celli lebt mit seinen "Dauerwellen" seit Jahrzehnten. Das ist völlig Wurscht, da passiert auch nix. Wann und wie die Wellen entstanden sind, kann man nicht mehr nachvollziehen- aber tatsächlich kann sowas auch schon beim Bau des Cellos passieren, beim Biegen der Zargen (=es ist nicht unwahrscheinlich, dass dein Cello genau so gebaut wurde), oder eben später, wenn Holz -obwohl es abgelagert sein sollte!- noch schrumpft, oder wenn das Cello mal in feuchterer Umgebung war. Also, es gibt viele Celli, die sowas haben, und die "leben noch".


    Bei einem super-duper-Meisterinstrument (also bei Qualitätsklasse "Maybach") sollte sowas nicht vorkommen, bei Qualitätsklasse "Opel" gibt's das öfter und ist klanglich auch kein Problem. "Opel": Wir reden immer noch über ein solides deutsches Cello, kein Chinafabrikat. Aber damals wurden die Celli in Manufakturen in grosser Stückzahl gebaut, entsprechend wurde da nicht alles 100% perfekt gemacht, und auch Material, was man heute vielleicht nicht mehr nehmen würde, benutzt. Das heisst nicht, dass die Instrumente automatisch minderwertig sind- Manufakturarbeit bedeutet auch, dass für jeden Arbeitsschritt ein Experte am Werk war, also einer, der nix anderes getan hat als nur diesen einen Arbeitsschritt. Daher entstanden Instrumente unterschiedlicher Qualität- wenn alle Teile zusammenpassten, war das Manufakturinstrument einem Meisterinstrument ebenbürtig. Das war natürlich nur bei einem relativ kleinen Prozentsatz der Instrumente der Fall. Dann gab es die Masse der Instrumente, wo alles so einigermassen passt, aber so hier und da kleinere Fehler sind, und dann auch Instrumente, die eher "Montagsinstrumente" sind. Daher wurden bei manchen Manufakturen die Instrumente erst nach der Fertigstellung in Qualitätsstufen eingeteilt - nachdem sie von einem Spieler probegespielt und nach Klang beurteilt wurden.


    Es ist also völlig normal, dass bei Manufakturinstrumenten dieser Zeitepoche kleine Fehler auftauchen, das gehört einfach irgendwie dazu. ;)

  • Also, wenn der Unterklotz jetzt etwas höher ist und du den Boden nicht aufleimen kannst: Vom Video ist das schwer zu sehen, über welchen Abstand wir da sprechen, also ob das mit einer "breiteren" Leimfuge machbar ist... ansonsten kannst Du auch versuchen, mit einer schmalen Feile von aussen etwas vom Unterklotz wegzunehmen, so dass das wieder in etwa eine Höhe ist. Der Boden hat sich ja eh gelöst, da kommst Du vielleicht ran- und es wird nicht sehr viel sein, da der Boden ja gewölbt ist. Oder Du setzt einen schmalen Zargenspan ein, das ist aber nicht so einfach...


    Ansonsten und im Allgemeinen: Die Frage, die Du Dir stellen solltest, ist, wie weit Du eine Reparatur "treiben" willst. Soll das Cello einfach nur "sicher" und spielbar sein? Oder soll das eine Restauration sein, bei der Du alles 100% korrekt machst, dabei viel lernst, aber einen entsprechenden Aufwand hast?


    Bei ersterem sind wellige Zargen egal, und die Risse unten würdest Du reparieren, indem Du den alten Leim löst und die Zarge neu aufleimst (erst auf der einen Seite, dann auf der anderen Seite) oder, ganz quick and dirty, ordentlich Leim rein, Zwinge drauf, und schauen ob es hält. Bei der "Super-Reparatur" würdest Du Dir Gedanken um Statik und Klangqualität machen, die Kiste öffnen, säubern, alles nacharbeiten, neu leimen, Lack retuschieren etc. pp. -kann man machen, kann man auch viel Spass dran haben, kann man ein hübsches Cello draus zaubern. Man kann aber auch mit dem Charm des Unperfekten leben ;) und das Cello einfach wieder zum Klingen kriegen.

  • Vielen Dank Braatsch.

    OK, verstanden - die Wellen dürfen bleiben.

    Allerdingsbleibt das Problem mit "zu langen" Unterklotz, genau genommen ist er nicht zu lang sondern die Zargen nun zu kurz.

    Da bin ich aber inzwischen schon einen Schritt weiter - neues Video für meine Idee dazu folgt in Kürze.

    Beste Grüße

    Thunder

  • Solange Du Knochenleim nimmst, ist das ja alles reversibel. Und Du kannst natürlich mal bei einem Geigenbauer vorbeigehen und ihn fragen, so Ferndiagnosen -auch vom Video- sind immer fehleranfällig.

  • Ich sehe mir Dein Video so nach und nach an. ;) Das Schwarze sieht mir eher nach Dreck aus, evtl. auch Fehler in der Holzmaserung/Pilz im Baum gewesen, irgendsowas, also nix, wo ich mir Gedanken machen würde. Die "Boppeln" nennt man Beläge, und die gehören da hin, das ist keine Reparatur. Die sichern die Bodenfuge, dass diese nicht (bzw. schwerer) aufgeht/stabiler ist.

  • Hallo nochmal,

    vorherige Antwort war auf die erste Nachricht,

    OK, danke für den Hinweis mit dem zu langen Unterklotz.

    Der Spalt ist so groß, dass man das nicht zuleimen kann (ich meine nicht, ohne zu pfuschen). Das was Du schreibst hatte ich schon so im gedanken - also abfeilen, etwas einsetzen oder komplett zerlegen. Das mit dem Abfeilen war meine erste Option, aber da die Zargen auch unterschiedlich hoch sind, müsste ich auch diese entsprechend abfeilen. Machbar, aber ich denke ich werde komplett zerlegen - und viel Spaß daran haben.

    Beste Grüße

    Thunder

  • Hallo nochmal,

    Zitat

    Das Schwarze sieht mir eher nach Dreck aus, evtl. auch Fehler in der Holzmaserung/Pilz im Baum gewesen

    Ja, konnte ich inzwischen bestätigen - am großen Bildschirm sieht man es als Holzmaserung und auch auf der Außenseite vom Cello ist die klar so zu sehen.

    Beste Grüße

    Thunder

  • Von innen sieht doch noch alles gut aus... Du kannst mal ein bisschen Reis nehmen, reinkippen, ordentlich durchschütteln...und dann kriegst du den Staub auch ein bisschen raus. Unten sieht mir das ein bisschen wie alte Schimmelstellen aus- aber das siehts Du besser. Das ist aber alles im Rahmen und kein Problem, aber das wäre ein Hinweis darauf, dass das Cello mal in einem Keller oder Dachboden ungünstig gestanden hat, vielleicht auch die Ursache der welligen Zargen (oder hat diese verstärkt). Aber- nix Weltbewegendes, alles unproblematisch, kommt in den besten Familien vor. Durch (Luft)Feuchtigkeit quillt/löst sich der Leim, und da das organisches Zeug ist, ist dann da schnell mal Schimmel dran, der auf dem Holz nur oberflächlich ist.

  • Komplett zerlegen: Es reicht, wenn Du den Boden abmachst... Wenn Du alles überarbeiten willst, dann mach immer nur 1 Teil ab (also entweder Decke oder Boden, eine Zargenhälfte...), dann hast Du es leichter mit dem Wiederzusammensetzen, weil Du dann immer noch genügend "stabile Struktur" zum Gegenzwingen hast.