Johann Josef Stadelmann Geige

  • Tolles Forum ?


    Hallo an alle und gleich mal als erstes: "Danke" an die Moderatoren!



    So, und nun stelle ich hier eine meiner Geigen zur Disposition:
    Laut Schätzungs-Urkunde eines Geigenbauers von 1948 eine
    "Johann Josef Stadelmann" Geige (ca. 1790)


    http://www.artemedia.de/instru…/Johann-Josef-Stadelmann/


    Sie wurde seit etwa 1930 von meinem Großvater gespielt, der damit zunächst
    sein Gehalt aufbesserte und nach dem Krieg damit Orchestermusiker war.


    Sie ist besonders zierlich und sehr leicht. (kleine Schnecke, dünner Hals,
    feine Zargen, dünne Decke..) Spricht gut an, hat keinen lauten, aber sehr
    "offenen" Ton, was evtl. auch an den großen F-Löchern liegt.


    Stimmriss hat sie nicht, aber einen reparierten Riss neben dem Griffbrett.


    Was haltet ihr davon?


    Grüße, euer
    Fiddler

  • M. E. , ein nettes altes Geiglein im Stile von Stainer, gut vor allem für Kammermusik und Orchester geeignet, aber kein Solisteninstrument nach heutigen Ansprüchen. Die Decke wurde vermutlich sehr zart gearbeitet und hat schon einige alte reparierte Risse, die den Klang aber nicht beeinträchtigen sollten.
    Git es auch noch ein Foto von der Rückseite?
    MfG
    Rainer

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Git es auch noch ein Foto von der Rückseite?


    Hallo Rainer, unter der angegebenen URL sind jede Menge Fotos auch von der Rückseite dabei. Links ist so ein Auswahlmenu dazu.

  • Zitat

    Original von Rainer
    M. E. , ein nettes altes Geiglein im Stile von Stainer, gut vor allem für Kammermusik und Orchester geeignet, aber kein Solisteninstrument nach heutigen Ansprüchen. Die Decke wurde vermutlich sehr zart gearbeitet und hat schon einige alte reparierte Risse, die den Klang aber nicht beeinträchtigen sollten.
    Git es auch noch ein Foto von der Rückseite?
    MfG
    Rainer


    Ja richtig, "nach Modell Stainer" steht auch in der Urkunde.


    "Geiglein" oder "nettes Geigerl" sind auch die Ausdrücke, die anderen Geigenbauern
    oder Geigern immer dazu spontan einfallen. :D


    Auch das mit der Decke stimmt absolut. Ich habe die Dicke nicht gemessen, aber
    beim Betupfen hört es sich "wie Papier" an, und die Geige ist sehr leicht, ca. 380 Gramm
    laut Küchenwaage.


    Die Rückseite ist gut in Schuss, siehe Fotos...

  • Ich knüpfe (nach langer Zeit) hier nochmal an.


    Ein Geigenbauer hat mal in der Zwischenzeit in seinem dicken Buch
    geblättert und gemeint, die Geigen von J.J. Stadelmann liegen bei
    20.000 EUR Verkaufswert.


    Was meint ihr dazu? Was könnte für meine Geige beim derzeitigen
    Verkauf ein realistischer Wert sein?


    Vielen Dank im Voraus für eure ehrlichen Einschätzungen.


    Fiddler

  • ich bezweifle das das eine Stadlmann Geige ist. Sieht eher aus wie ein Markneukirchner Meister. Auch für eine echte J.J Stadlmann wird man keine 20000? sehen, wenn dann evtl. für eine Daniel Achatius Stadlmann in einem makellosen Zustand. Für knapp über 20000? kauft man beim Geigenbauer schon Widhalm Geigen in einem perfektem Zustand oder Instrumente von J G Thir.


    Hier mal eine echte J.J Stadlmann http://www.orpheon.org/oldsite…/violine/vl-stadlmann.htm


    Ausserdem denke ich das die Decke im Zuge einer Restauration ausgeschachtelt wurde, d.h dünner gemacht wurde.


    Ich würde Ihnen raten zu einem fachkundigem Geigenbauer zu gehen, der nicht Interessengebunden an die Einschätzung ran geht.

  • Zitat

    Original von BellaVita
    ich bezweifle das das eine Stadlmann Geige ist. Sieht eher aus wie ein Markneukirchner Meister. (...) Hier mal eine echte J.J Stadlmann http://www.orpheon.org/oldsite…/violine/vl-stadlmann.htm


    Ausserdem denke ich das die Decke im Zuge einer Restauration ausgeschachtelt wurde, d.h dünner gemacht wurde.


    Ich würde Ihnen raten zu einem fachkundigem Geigenbauer zu gehen, der nicht Interessengebunden an die Einschätzung ran geht.


    Vielen Dank für die Einschätzung.


    Die Stadelmann in dem Beispiel sieht wirklich anders aus. Ich habe aber eine
    Schätzungsurkunde eines amtlich geprüften Schätzers aus dem Jahr 1948.


    Dazu eine Frage: ?Die Schallpunkte bilden statt einen Kreis eine Ellipse? ... was
    könnte das bedeuten? Wurde damals eine Schallanalyse gemacht?



    Ich werde bei Gelegenheit die Geige einmal dem Geigenbauer zeigen, der diese auch
    in seinem Verzeichnis gefunden hat. Mal sehen, was er dazu sagt.

  • in der Zeit bevor es PC-Analyseprogramme mit Hochgeschwindigkeitskameras gab, konnte man das Resonanzverhalten nur mit sog. Chladnischen Figuren untersuchen:
    da wurde einfach feiner Sand auf das Instrument geleert und durch Anstreichen der Saiten ordneten die kÖRNER sich in den Wellentälern an.
    Voila und schon hatte man das Klangbild der Geige.
    Heutzutage ist, wie schon gesagt, diese Methode obsolet.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Chladnische_Klangfigur

  • Zitat

    Original von yxyxyx


    da wurde einfach feiner Sand auf das Instrument geleert und durch Anstreichen der Saiten ordneten die kÖRNER sich in den Wellentälern an.
    Voila und schon hatte man das Klangbild der Geige.


    Das klingt interessant, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen,
    wie bei der extrem gewölbten Geige Sand überhaupt liegen bleiben sollte.


    Hast du da genaueres? Der Sand müsste evtl. auf eine Ebene gestreut werden,
    die wiederum irgendwie mit der Geige in Kontakt steht...


    Das einzige was ich finden kann ist das hier. Übrigens auch sehr interessant, dass
    Savart dazu Stradivari- und Guarneri- Geigen zerteilt hat:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Félix_Savart


    Der Schätzer wird die Geige aber nicht extra zerteilt haben :)