Reparierte Schäden am Cello- Wie zu bewerten?

  • Hallo Zusammen,


    ich interessiere mich für die Einschätzung bezüglich reparierter Risse am Cello. Eventuell sind diese auch auf andere Streichinstrumente übertragbar.

    Welche Reparaturen sind auf lange Sicht mit Vorsicht zu genießen? Wie sieht es beispielsweise mit Rissen rund um die Stachelmontage (gibt bestimmt einen Fachbegriff?) aus?


    Ich habe ein älteres deutsches Cello, welches einen eben solchen reparierten Riss hat. Außerdem einen ziemlich langen Riss am F-Loch. (repariert)


    Vielen Dank!

    Helena

  • Ohne Fotos kann man da gar nix dazu sagen. Und selbst mit Fotos ist das nicht immer möglich.


    Es ist immer eine Frage, wo der Riss herkommt- ist es ein „Unfall“ gewesen, oder herrscht generell eine problematische Spannung im Instrument- solche Risse gehen dann gerne mal immer wieder auf, solange nicht das Grundproblem beseitigt ist. Und das lässt sich nicht auf einen bestimmten Bereich festlegen.


    Desweiteren kommt es auch drauf an, wie der Riss repariert wurde. Beispielsweise kann das Einsetzen eines Spans bei einem Riss das Problem dauerhaft lösen (z.B. indem er die falsche Spannung beseitigt), oder verschlimmern (indem er noch mehr Spannung erzeugt).


    Das ist also ein komplexes Problem, was man weder allgemein noch aus der Ferne beantworten kann. Am Besten spielt man einfach, und freut sich an seinem Instrument, solange die Reparaturen stsbil sind.


    Wertmindernd sind vor allem Stimm- und Bassbalkenrisse, die können klangliche Auswirkungen haben. Aber auch diese können sehr gut repariert werden, trotzdem bleibt die Wertminderung bestehen.

  • Vielen Dank für die ausführliche Antwort.


    Ich habe ein paar Bilder dran gehängt.

    Aktuell teste ich dieses Instrument. Es wurde neu überarbeitet und gerade erst spielfertig gemacht.


    Vom Klang bin ich sehr überzeugt. Es spricht super an und ich komme gut zurecht. Das sind die positiven Seiten.


    Vielleicht kann man aufgrund der Fotos noch etwas sagen.

  • Das sieht mir vom Foto her nicht dramatisch aus. Anscheinend löst sich die Decke unten ein bisschen, da sollte man mal nachleimen und schauen, ob der Untersattel passt und noch fest ist.


    Riss am Stachel: Wenn das Cello mal blöd „aufgedotzt“ ist, kann das passieren. Wichtig ist, dass der Klotz innen (wieder) fest ist und mit Zargen, Boden und Decke passt. Dann passiert da eigentlich nix, der Klotz hält das ja. Der muss eben in Ordnung sein, dann ist der Riss nicht das Problem.


    Riss am F-Loch: Das passiert gerne mal, ist jetzt auch kein Drama, solange es nicht in den Stimmbereich reinreisst.


    Trotzdem, Urteile vom Foto sind mit Vorsicht zu geniessen, ein Geigenbauer vor Ort kann das besser beurteilen.

  • Alles klar. Trotzdem herzlichen Dank für die Ferndiagnose.


    Interessant finde ich, dass dieses Cello zwei kleine Löcher (versiegelt) auf der Decke hat. Einmal unter dem Griffbrett und einmal parallel dazu unter dem Saitenhalter. Kann man dadurch etwas über das Alter oder Herkunft sagen?

  • Was meinst Du mit versiegelten Löchern? Wenn Du eine genagelte Decke meinst- das haben viele gemacht, und das ist weder für eine Zeit noch eine Region typisch.


    Wenn Du was wissen willst, sind Bilder immer wichtig- meine Hellseherglaskugel ist gerade kaputt.

  • Das Wichtigste ist doch Klang und Spielbarkeit. Viele Celli haben Schäden, die sind eben leider furchtbar empfindlich. Mir ist mal während des Fahrradfahrens mein Geigenkasten aufgegangen, und die Geige aufs Pflaster geknallt. Nix passiert. Als mein Lehrer mal kurz mit seinem Cello an meines stiess- zack, Zargenriss.


    Cellozargen sind gar nicht soooo viel dicker als Geigenzargen- wenn man die Grösse des Instruments und den Saitenzug/die Kräfte im Instrument ins Verhältnis setzt, sind sie sogar viel feiner. So eine Cellodecke ist auch nicht „zentimeterdick”. Und dann sind die Celli auch so unhandlich- da ist man schnell irgendwo angestossen….


    Wenn Du mit dem Cello klarkommst und es gut klingt, ist es völlig egal, wann und von wem es gebaut wurde. Klar, das ist interessant, aber bei „namenlosen“ Instrumenten einfach nicht feststellbar (und bei vielen „Bezettelten“ auch nicht, weil der Zettel oft nicht stimmt).