Bestimmung meiner Geigenruine
- helmutheus
- Erledigt
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Text folgt.
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Hi Leute, ich arbeite mich momentan in (hoffentlich alte) Streichinstrumente ein, da ich mein Leihinstrument bald abgeben muss und mir diese bei Corilon und so weiter vom Sound am meisten zusagen. Dabei bin ich bei Ebay auf diese Geige aufmerksam geworden, die ich dann erworben habe. Leider ist meine Recherche dazu bisher im Sande verlaufen.
Zettel: "Opus Bartholomaey Tartini 1752" die letzten beiden Zahlen kann man allerdings nicht gut lesen. Ist teils Frakturschrift und möglicherweise Hochdruck, aber Zettel sind natürlich meist zweifelhaft. Tartini, wohl das Stradi-Modell gemeint.
Gewicht in dem Zustand 393g.
Ich würde mir so etwas normalerweise nicht ans Bein nageln, aber der Korpus schien keine kritischen Risse aufzuweisen und die Bodenzarge war einteilig, was ich etwas ungewöhnlich fand (Mittenwald?). Beim Zettel hatte ich vielleicht an Bartholomäus Karner I gedacht, der für laienhafte Verarbeitung bekannt war, falls aus Mittenwald, aber ich konnte kein Beispiel dafür finden. Die Verarbeitung ist teils sehr einfach (Einlagen, F-Löcher, Schnecke), an anderen Stellen nicht schlecht - meine Laienmeinung. Korpus hat 35,7cm, Hals hat normale Länge. Schnecke möglicherweise angeschäftet - unter dem untersten Wirbelloch gibt es beidseitig einen dünnen Strich, wo die Maserung sich zu verändern scheint - aber ich habe da auch zu wenig Erfahrung. Wirbellöcher wurden mal repariert, was wohl für älteren Datums sprechen könnte. Maserung der Decke teils feinjährig, teils grob. Boden zweiteilig.
Die Frage ist jetzt, ob man das Geld wiedersieht, wenn man das Ding spielfertig beim Geigenbauer machen lässt.
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Ach so.. der Hals geht nicht weit ins Instrument rein, die Rippen haben womöglich Eckklötzchen, es kann sein, dass die "Randverzierung" unten nachträgich aufbracht wurde, steht im Widerspruch zur schwarzen Umrandung des Zäpfchens, die ziemlich sauber ausgeführt ist. Die Fragen für mich wären jetzt Alter, Region & ob wert, die Geige aufarbeiten zu lassen (zuerst spielfertig, darüber hinaus, falls sinnvoll). Würde mich freuen, wenn ihr mich an eurem Wissen teilhaben lasst. Ich stehe noch ganz am Anfang meines Wissenserwerbs.
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Die Unterzarge ist zwar durchgehend, es fehlt aber die "Notch", die Markierung der Mitte, wo das Loch für die Hängesaite gebohrt wird. Sie ist normalerweise bei allen Mittenwalder Geigen vorhanden. Die Schnecke scheint "bis zum bitteren Ende" gekehlt zu sein. Ob der Wirbelkasten angeschäftet ist, kann man nicht wirklich erkennen. Du hast nur ein Bild seiner linken Seite hochgeladen. Hast Du noch ein Bild der rechten Seite, eine Draufsicht (Anschäfter sieht man auch "von vorn") und von seiner Unterseite (Richtung Zarge)? Vielleicht sieht man dann mehr. Der Halsansatz in den Korpus ist auf jeden Fall modern.
Die Schnecke ist hübsch, wenn auch ungleichmäßig. Die Einlage auf der Decke wirkt echt, auf dem Rücken ist sie aufgemalt. Alles in allem sieht es nach einem eher einfachen Instrument aus, das sich mit wenig Aufwand spielbereit machen lässt.
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Danke für die Rückmeldung. Ich hoffe, die Bilder bilden das Gesuchte ab?
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eines vergessen. Spricht es dann doch eher für den berühmten Böhmischen/Sächsischen Raum und ein deutlich jüngeres Datum?
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Ach so,ja, oben Einlage echt (und unsauber) und an manchen Stellen fehlend (recht tief gearbeitet).
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Ja, der Wirbelkasten ist angeschäftet, auf der rechten Seite (im richtigen Licht) erkennt man es. Soweit ich weiß, gab es einen italienischen Geigenbauer, der die Einlage auf dem Boden nur malte. Ich tippe bei dieser Geige aber eher auf den süddeutschen Raum.
Zu Deiner Frage, ob man das Geld wieder rausbekommt, das das Spielfertig-Machen durch einen Geigenbauer kosten würde: Vermutlich nicht, es sei denn, er/sie erkennt eine besondere Provenienz der Geige. Achtung, ein Zertifikat kann dann teuer werden. Aber nur damit lässt sich dann ein realistischer Preis erzielen. Ansonsten lohnt sich das Einrichten, wenn Du die Geige selbst spielen willst.
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Vielen Dank für die Hilfe! Also gilt dann anscheinend wohl auch hier der Grundsatz, dass die Geige keinen wirklichen Wert besitzt, außer (,abgesehen von Provenienz,) sie klingt gut. Schade. Aber, dass jemand mit den Wirbeln und Anschäften den Aufwand betrieben hat, lässt ja wenigstens diesbezüglich hoffen..