Hals schief und Griffbrett zu flach

  • Bei deinem seitlichem Bild des Bassbalken ist Anfang und Ende des Bassbalken nicht zusehen. Normalerweise klebt ein Bassbalken sehr fest. Kannst du noch mal Bilder von den Stellen machen an denen sich der Bassbalken abgehoben hat?


    Beim Entfernen eines Bassbalkens muss man sehr aufpassen damit man die Decke nicht verletzt.

    Hattest du nicht geschrieben du hättest den Bassbalken mal abgenommen? Und dann wieder neu verleimt? Wenn er jetzt vorne und hinten ab steht hast du vielleicht sehr flüchtig gearbeitet? Wenn du ihn ganz weg machst könntest du wenigstens den Riss kontrollieren.

    Wenn der Riss sauber verleimt ist könnte man ihn falls notwendig mit Belegen sichern und danach die Eigenelastizität der Decke prüfen. Dann müsstest du mit der Kreidetechnik einen neuen Bassbalken einpassen und überlegen, ob du ihn unter Spannung oder ohne Spannung einklebst . Zuvor könntest du die Deckendicke durchmessen und einen Plan erstellen. Die Überlegung wäre dann, ob man an der Decke irgendwo was abnimmt oder aufdubliert. Bei einer wertvollen Geige wird man den Boden genauso kontrollieren. Ist natürlich die Frage ob man so einen Aufwand betreiben soll wenn man schon auf halbem Weg ist. Manchmal ist aber der Weg das Ziel😉……

    Und vergiss nicht das Geige spielen und Geschichten erzählen…

    …e la vita è troppo breve per bere e mangiare male….🎻

  • Chiocciola unten ein vorher- nachher-Bild jeweils vom oberen und unteren Ende. Ich hatte es schlimmer in Erinnerung.

    Ich hatte außerdem nicht verstanden, dass ich den Riss auch belegen muss, wenn er unter dem Bassbalken verläuft. Es leuchtet mir noch immer nicht ganz ein und ich hoffe, es hält... Jedenfalls hatte er sich auch ohne Bassbalken nicht bewegt, ich hab ihn trotzdem gereinigt und neu verleimt.

  • Fedele, dass man Bassbalkenrisse unter dem Bassbalken belegen sollte, hatte ich geschrieben, aber Du meintest, der Riss ginge nicht weit unter den Bassbalken. Du wirst ja sehen, ob es jetzt hält. Der Bassbalken selbst ist nicht breit genug, um den Riss sicher halten zu können. Deshalb macht man Belege, die man dann aus dem Bassbalken aussparen muss.


    Dass die Enden des Bassbalkens sich nach oben gebogen haben, heißt nur, dass er unter Spannung eingeleimt war und die Leimung sich (durch veränderte Temperaturen und/oder Luftfeuchtigkeit) gelöst hat. Das kannst Du einfach wieder festleimen.

  • dass man Bassbalkenrisse unter dem Bassbalken belegen sollte, hatte ich geschrieben,

    ja, ich hab aber falsch gedacht und bin davon ausgegangen, dass das dann der fall wäre, wenn der Riss neben dem Balken sei, da, wenn er darunter verläuft, ja auch der Balken ihn wie ein dicker Beleg stabilisieren würde. Ich versteh noch nicht ganz, welche Kräfte hier wie wirken, das interessiert mich.

    Chiocciola meinte,d er Riss könnte auch durch die falsche Montage des Halses entstanden sein. Nachdem ich den nun anpasse, sollte danach diese Einwirkung wegfallen.

    Druck vom Steg und vom Saitenzug verstehe ich auch so weit, glaube ich: Wenn sich dementsprechend die Decke spannt, müsste an den Enden des Bassbalkens ebenfalls ein Zug wirken. Daher hat er sich dort acuh gelöst - auch am unteren Ende ohne Riss.

    Er ging auch sehr leicht ab und es war kaum Leim darunter zu sehen, was wohl auch dem Reparateur bewusst war, der an beiden Enden mit einem kräftigen Patzen nachgeholfen hat, der aber oberflächlich aufgetragen nichts nutzte. Und daher konnte der Halsansatz mit seiner Hebelwirkung den riss direkt übern BB verlaufen lassen. Ich denke, dass BB-Risse meist neben dem Bassbalken verlaufen wie bei meiner dritten zu reparierenden Geige - und da ist mir die Sache mit dem Beleg vollkommen klar. Ich denke aber auch, dass Beleg als auch Aussparung im BB sehr wohl eine Auswirkung auf die Spannungsverhältnisse haben. Vor allem, wenn der Beleg an unterschiedlichen Stellen seitlich unterm BB hervorragt - meines Erachtens muss das eine massive Auswirkung mit seitlicher Streuung haben. Warum arbeitet man hier nicht auch mit Futter?

    Meine Idee, möglichst wenig einzugreifen, ist klar auch eine rationale Kosten-Nutzen-Rechnung - aber immer auch im Sinne der Sache und mit großem Interesse am Klang. Drum freu ich mich ja auch so über euch und das Forum, da ich mit euch Ursache und Wirkung besprechen kann - obwohl ich Anfängerin bin... aber das halt mit viel Technikverständnis, Gehör und Phantasie....

  • ….ich denke, euere beider Überlegungen sind richtig. Lobenswert sind auch die Bilder vor und nach der Bassbalkensanierung. Toll! Schöner Restaurationsbericht. Der Riss ist zwar nicht ganz optimal saniert (im Sinne von unsichtbar) aber er könnte halten.


    Beim Verleimen (Zumindest wenn man nicht geigerlein Handhaltetechnik verwendet😉), erst alle Teile trocken zusammen stecken und die Zulagen schon entsprechend richten, das wurde bei der ersten Bassbalken-Reparatur vielleicht vergessen, und hat sich gerächt?



    Vielleicht gibt es mal, entsprechend zu Wärmebildkamera, eine Spannungsbildkamera, mit der man die Spannungen im Corpus darstellen kann.


    Ein spannungsfreies Futter (Kreidechnik) ist recht aufwändig und wird deshalb nicht so oft gemacht. Es gibt Geigenbauer, die haben eine CNC gesteuerte 3D Fräse mit der sie statt Rissbelegen lauter kleine vorbereitete Futter setzen. Da könnte man den Busbalken dann anschließend einfacher darüber bauen.


    Und wenn der Geigenhals dann 100-prozentig!! passt!! nehmen doch viele Geigenbauer zum einkleben Titebond oder spezielle Weißkleber um über diese, über das Leben der Geige oft entscheidende Stelle, zu wachen. Es muss halt sitzen!!


    Genauso ist DEFT aus der Geigenwelt nicht mehr wegzudenken.

    Und wie soll man eine kleine Froschkante/Ecke anders sanieren wie mit einer Mischung aus Ebenholz-Staub und Sekundenkleber.🤷‍♂️

  • Ich bin nicht überzeugt von versetzten Belegen, weil man für sie nie 100% identisches Holz findet und so die Schall-Weiterleitung an diesen Stellen gestört wird. Und das völlig unnötig. Ein versenkter Beleg bzw. Futter ist nur nötig, wenn das Holz so kaputt ist, dass es ersetzt werden muss, also bei Wurmfraß oder einem Stimmriss.

    Wenn ein Beleg auf dem Holz draufsitzt, wird die Schallübertragung nicht gestört, es sei denn, der Beleg ist sehr schwer oder man setzt zu viele davon.


    Ich hab auch schon überlegt, große oder potentiell gefährliche Risse mit Weißleim zu kleben, weil man ja gerade nicht will, dass sie jemals wieder aufgehen. Ich weiß aber nicht, wie sich das klanglich auswirken würde. Bei der Hals-Oberklotz-Verbindung würde ich nur Heißleim verwenden, weil es durchaus sein kann, dass man das irgendwann wieder lösen muss.

  • Ich bin nicht überzeugt von versetzten Belegen, weil man für sie nie 100% identisches Holz findet…..


    Ich hab auch schon überlegt, große oder potentiell gefährliche Risse mit Weißleim zu kleben, weil man ja gerade nicht will, dass sie jemals wieder aufgehen. Ich weiß aber nicht, wie sich das klanglich auswirken würde. Bei der Hals-Oberklotz-Verbindung würde ich nur Heißleim verwenden, weil es durchaus sein kann, dass man das irgendwann wieder lösen muss.

    Ich bin auch nicht überzeugt, ich gebe nur wieder was ich in der Praxis bei Geigenbau an sehe. 🥳. Die eigene Holztransplantation von Iris Carr wären dann schalttechnisch auch fragwürdig?


    Zum Weiẞleim beim Hals Einbau sagte der Geigenbauer nur lapidar: ich kriege den Weiẞleim mit ein paar Tricks zur Not auch wieder weg. Außerdem sollte das Hals Holz heute so gut gelagert sein, dass man nie wieder etwas an dem Geigenhals verändern muss. Und die optimale Geigenform\Winkel haben wir auch schon seit 200 Jahren erfunden. Viel höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Knochenleim sich unerwartet durch Witterungsverhältnisse im falschen Moment löst und meine Geige schlecht klingt. Ich weiß auch nicht was richtig ist, mir fällt nur immer mehr auf es gibt viele unterschiedliche Theorien.

  • Ich bin auch nicht überzeugt, ich gebe nur wieder was ich in der Praxis bei Geigenbau an sehe. 🥳. Die eigene Holztransplantation von Iris Carr wären dann schalttechnisch auch fragwürdig?


    Zum Weiẞleim beim Hals Einbau sagte der Geigenbauer nur lapidar: ich kriege den Weiẞleim mit ein paar Tricks zur Not auch wieder weg. Außerdem sollte das Hals Holz heute so gut gelagert sein, dass man nie wieder etwas an dem Geigenhals verändern muss. Und die optimale Geigenform\Winkel haben wir auch schon seit 200 Jahren erfunden. Viel höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Knochenleim sich unerwartet durch Witterungsverhältnisse im falschen Moment löst und meine Geige schlecht klingt. Ich weiß auch nicht was richtig ist, mir fällt nur immer mehr auf es gibt viele unterschiedliche Theorien.

    Iris Carrs Ansatz ist ja, zumindest wie ich ihn verstehe, die Geige optisch in ihren Originalzustand zu versetzen. Aber klanglich müsste theoretisch jede Holz-Ersetzung Auswirkungen haben, man kann ja nicht 100%ig den Faserverlauf treffen. Bei wenig schwingenden Teilen wie dem Zäpfchen ist das vermutlich unkritisch, im Stimmbereich aber umso mehr, weshalb hier auch passendes Holz wichtig ist.


    Ich weiß auch, wie ich Weißleim wieder lösen kann, aber am Hals sind einige Stellen so ziemlich unerreichbar, weshalb mir das zu riskant wäre. Und der Hals kann wunderbar passen, im richtigen Winkel und aus uraltem Holz sein, aber wenn er aus irgendwelchen Gründen z.B. mal bricht oder die Würmer reingehen, muss er ersetzt werden.

  • Vielleicht gibt es mal, entsprechend zu Wärmebildkamera, eine Spannungsbildkamera, mit der man die Spannungen im Corpus darstellen kann.

    ...rein theoretisch müsste es doch die Möglichkeit geben, die Geigendecke an den Rändern über einem Lautsprecher zu fixieren, ein färbiges aber nicht färbendes Pulver hineinzustreuen und mittels Synthesizer zu beschallen.... am besten ein oszillator, mit dem man ganz konkrete Sinuskurven einstellen kann (das geht auch mittels Computer) - wenn vielleicht sonst nicht viel, wäre zumindest ein vorher-nachher-verglecih möglich, am besten mittels Fotoapparat oben drüber.... das Pulver würde sich bei den jeweiligen Tonhöhen wie in einem Kundtschen Rohr entlang verschiedener resonanzbedingter Vibrationen ausrichten ... das gibts bestimmt schon. Wird das nicht verwendet?