Geige ohne Zettel. Hersteller? Eventueller Wert?

  • das Alter der Geige würde ich um 1930 oder etwas später einschätzen. Die Geige benötigt anscheinend nur einen kleinen Aufwand um sie wieder spielbar zu machen. So wie Sie jetzt da steht wäre der um 200 bis 300€. Ist Spiebar und hat einen sehr guten Klang könnte es auch 600 bis 900€ werden. Sollte in der Geige noch ein Hinweis auf einen Hersteller zu finden sein könnte es den Preis nochmal beeinflussen.

  • Sächsische Geige um 1900, Wert jetzt 150-300, Wert je nach Klang im guten Zustand 500-2000 Euro. Letzteres aber eher beim Verkauf über einen Geigenbauer, und nur bei wirklich entsprechendem Klang.

  • Ihr Instrument hat starke Ähnlichkeit mit meiner alten Violine. Wenn Geigenbauer diese in den Händen halten kommen sie ins Schwärmen, einer sagte: "verkaufen Sie dieses Instrument niemals". Ihr Instrument ist in einem guten Zustand. Ergänzende Restaurierungen lohnen wahrscheinlich. Es fehlen Frontalaufnahmen von allen Seiten. Es scheinen 2 kleine Bodenstimmrisse in der oberen Hälfte zu sein, Gott sei Dank nicht in der Gegend des Stimmstockes. Wenn die Risse gesichert sind, werden sich möglicherweise keine Probleme mit der Stabilität ergeben. Es kann ein Meisterinstrument sein, zumindest vom Lack her. Halsansatz schon älter, 2. Hälfte des 19 JH ? Bitte Vorsicht mit der Einschätzung, Zeit lassen, mehrere Geigenbauer fragen. Saitenwahl nur mit niedriger Zugkraft. Alte Instrumente können einen Ton tiefer gestimmt, phantastisch klingen, das habe ich auch bei alten Gitarren festgestellt. Das Holz fängt dann an zu "singen". Die alten Mittenwalder Geigen sind nach meinem Empfinden eineinhalb Töne tiefer gestimmt, um die Decke zu entlasten. Finanziell gesehen kann das Instrument eine gute Wertanlage sein ohne langfristigen Wertverlust wie bei so vielen Instrumenten.

    Bitte befassen sie sich ausgiebig mit diesem Instrument. Vielleicht versuchen Sie mal das Geigenspiel?

    Viele Grüße.

  • @Saturn:


    1. Nein, das ist kein Meisterinstrument. Auch vom Lack her nicht. Eine gute Manufakturarbeit aus Sachsen, um 1900.


    2. Da gibt es Tausende sehr ähnliche Geigen, manche klingen toll (...wie Ihre!), viele klingen solide bis gut (gerade wenn man sie wie Du schreibst etwas runterstimmt oder weichere Saiten nimmt), einige haben deutliche klangliche Schwächen, Das sieht man den Geigen von Aussen aber nicht an.


    3. Bodenstimmrisse heissen so, weil sie in Stimmstocknähe sind. Sonst sind es keine Bodenstimmrisse, sondern Bodenrisse. ;)


    4. Halsansatz: Der ist modern, also nach 1800. Ob nun 1870 oder 1900 oder 1920 ist nicht zu sagen, da gerade die Sachsen gerne die „Stiefelhalsform“ (also die „flache“ Kehlung) noch lange verwendeten. Irgendwann um 1900 (1880-1920) wäre aber auch meine Einschätzung.