Kleine Entschuldigung, meine derzeitige Geige Lemböck 1865!

  • Als kleine Entschuldigung für meine voriges Anliegen meine derzeitige Geige, eine Lemböck aus 1865, Maggini-Modell (eine deren Geigenbauer, die er sehr wertschätzte und die Grundform übernahm).


    Das Holz ist sehr hochwertig, entschuldigt die Bilder, mit dem Handy gemacht :) Länge 36,9 cm!!


    Der Klang ist einer der kräftigsten, die ich je aus nächster Nähe vernommen habe, vorallem die G-Saite ist wahnsinnig kräftig, sehr dunkel, aber durchaus brilliant, weicher kräftiger Klang der D und A-Saiten und die E-Saite sehr hell , etwas schrill, aber nicht kratzig (Werde die nächsten Tage ein bisschen was aufnehmen, falls Interesse besteht, werde es gegebenenfalls auf das Forum stellen :) )


    Meine Frage nun: Ich persönlich bin mir sehr sicher, dass es eine echte Lemböck ist, war vor längerer Zeit bei 2 Geigenbaumeistern in Wien, einer meinte es ist eine, der andere meinte nein bzw gab kaum Auskunft oder Gründe an.


    Was sagt ihr dazu?


    Lg Georg

  • definitiv ein sehr schönes Stück! Auch ist bekannt, dass er sein "GL" wegen der damals schon grassierenden Fälscherwut auf seinen Geigen anbrachte. Ich würde Ihnen vorbehaltlos grünes Licht geben, wäre da nicht der Zettel, der mich etwas irritiert. ?(
    Ich besass mal eine Gitarre von ihm. Die war in etwa aus derselben Zeit und hatte einen bombastischen Zettel, wo alle seine Medillen abgedruckt waren und er in schöner Kursiv-Schrift seinen Namen selber feierte. Dieser Zettel aber erinnert mich eher an meine Gummistempel meiner Spielzeugpost anno 1970. Hm? Vielleicht waren der Druckerei die Ochsen durchgegangen, sodass er so billige Zettel auch mal machen mußte?? :D


    Aber, mag sein ein böhm. Fälscher, der die Brandzeichen imitiert?? Eher unwahrscheinlich??? :rolleyes:

  • Hoffentlich bekomme ich das mit der Aufnahme hin ;)
    Auf jeden Fall klingt sie wahnsinnig gut, das ist die Hauptsache..:) im Internet an sich findet man nicht besonders viel, es ist nur bekannt, dass er einige Maggini-Modelle gebaut hat. Also wenn wirklich ein Fälscher gewerkt hat, dann muss er an die handwerkl. Fähigkeiten von Lemböck herangekommen sein :)
    Das einzige kleine Problem ist die Übergröße von 36,9 cm (länge Korpus/boden)

  • Er hat im Laufe seiner Zeit sehr viele verschiedene Zettel verwendet (mit Medaillenangabe, Hofgeigenbaumeister, dann



    http://www.christies.com/lotfi…s.aspx?intObjectID=746256


    http://auctionata.de/o/10139/s…abriel-lemboeck-wien-1874


    http://www.amati.com/maker/inf…-in-budapest-hungary.html (Sind auch einige Geigen mit diesem Label Bekannt :) )




    ((oder auch:
    GABRIEL LEMBÖCK
    (FL VIENNA, 1840-1892)
    A VIOLIN
    VIENNA, 1857
    the table of poplar
    labelled Gabriel Lemböck fecit secundum Josephi Guarneri Cremonensis originale ex Nicolai Paganini Concertuosa Violina Viennae Anno 1857 IHS, and branded GL on the button and by the endpin
    length of back 14 1/4 in., 36.2cm))

  • Mich irritiert der Zettel auch. Das Schriftbild ist sehr ungewöhnlich für diese Zeit, und lässt mich zweifeln ob der Zettel nicht "ersetzt" wurde. Zuerst mal irritiert mich das serifenfreie Schriftbild des Zettels. Das ist zwar nicht ausgeschlossen, aber serifenfreie Schriften wurden meines Wissens nach (ich lasse mich gerne eines Besseren belehren) erst im "Bauhaus" als Seriendruckschriften richtig modern, bzw. tauchten "en masse" erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts/Anfang 20. Jahrhunderts auf. Das heisst nicht, dass es diese Schriften nicht schon vorher gab (genau weiss ich das nicht), aber während die Schlagbuchstaben zeittypisch Serifen aufweisen, wirkt der Zettel sehr modern (das, was Yxyxyx mit "Stempel der 70er Jahre beschrieb…). Mittels Schlagbuchstaben ist auch ein G L nicht allzuschwer anzubringen. Noch kurioser wirken für mich die handschriftlichen(???) Jahreszahlen-das ist keine typische Handschrift des 19. Jahrhunderts. Auch wenn dieses Detail mit der "moderner erscheinenden" Jahreszahl absolut irrelevant erscheint, so sind es m.E. genau diese Details, die auch dem "Kopierer" irrelevant erschienen bzw. entgangen sind (man lese dazu das sehr lohnenswerte Buch "Handbuch des Kunstfälschers", hat zwar nichts mit Geigen zu tun aber öffnet einem trotzdem die Augen). Von der handwerkliche Qualität (und offensichtlich der klanglichen auch) könnte die Geige "echt" sein. Ich bin dennoch skeptisch: Wenn eine Zeichnung/ein Gemälde etc. so signiert wären, ginge die Tendenz in Richtung "Kopie", egal wie gut die handwerkliche Ausführung ist. Vielleicht sind es solche Details, die auch dem zweiten Geigenbauer auffielen, ohne dass er sagen könnte, woher sein Gefühl stammt.

  • Jahreszahlen wurden oftmals per Hand hinzugefügt, Fälscher mögen dies auch getan haben, eigentlich immer, aber oft wurden sie einfach eingetragen
    Lemböck hat viele zettel verwendet, das macht es sicherlich nicht einfacher.. :)

  • Na, wenn Sie überzeugt sind, dass die Geige echt ist, ist doch alles prima...? ;) Schätzungen via Foto bleiben immer vage. Keiner kann hier alle Aspekte beleuchten, nur Bedenken äußern. Und da bleibe ich kritisch- man mag mich da pingelig nennen, dass ich mich an einer Handschrift aufhänge, aber uns bleiben nur ein paar Fotos, und da zählt jedes Detail.


    Abgesehen davon: wenn Sie glauben, die Geige sei echt und sie auch "echt" klingt ;) und es Geigenbauer gibt, die sie echt finden ist doch alles prima! Ist doch egal, wer sie gebaut hat- eine Garantie, dass sie echt ist, kann Ihnen keiner geben.