Wert der Geige

  • Liebes Forum,


    anbei einige Bilder einer Geige die seit 50 Jahren im Familienbesitz war und nun wieder in einem Kasten aufgetaucht ist.


    Sie wurde die letzen 40 Jahre nicht gespielt, scheint aber noch sehr gut erhalten zu sein.
    Da wir diese verkaufen möchten aber Laien in diesem Gebiet sind erhoffen wir und Informationen aus diesem Forum.


    Ich bedanke mich schon mals im voraus.


    Lieben Gruß

  • das ist wieder so eine Widhalm Stainer in seiner Extremform. Sie wird daher auch oft v.a. in Österreich auch Thier Geige genannt.
    Aber von Thier direkt stammend halte ich sie nicht. Die wurden massenhaft in Böhmen hergestellt.

  • Ich halte sie auch für kein Original, aber doch für eine nicht ganz schlechte Nachahmung, die bei gutem Klang schon einige hundert Euro bringen könnte. Beim Geigenbauer würde sie vermutlich mindestens 1.000 Euro kosten, in Wien wahrscheinlich sogar noch deutlich mehr :)


    MfG
    Rainer

  • Also mit "Stainer" oder "Thier" haben diese Decken- und Bodenwölbungen nichts zu tun.
    Vielleicht weiß sonst jemand noch etwas darüber? Sehr eigenwillig, ich
    habe ähnliches mal irgendwo gesehen, zusammen mit ganz neuartigen F-Löchern, weiß aber leider nicht mehr wo... ich poste, wenn ich was gefunden habe.

  • ich schließe mich den vorrednern an,
    mit thier hat das instrument nichts zutun. aber so, wie es bei vielen guten geigen, stradivari oder stainer drin steht, heißt es nicht, dass es sich um eine schlechte geige handelt. mir wäre das instrument z.b. 150,- euro wert, weil ich sie schön und sauber, trotz seiner extremen wölbung und korpusweiten-form finde. errinert mich an hopf und stainer zugleich, das ist eine typisch böhmich/sächsische geige. daran sieht man z.b. dass das instrument mehrere station durchlaufen ist. einer macht die schnecke, der andere die decke/boden. da fließen mal schnell verschiedene stile in einem instrument rein. falls sie interesse an einem verkauf haben, schreiben sie mich gern an. die bezahlung würde ich unbürokratsich veranlassen (wenn sie bereit wären, es zu versenden)


    Gruß

  • Sie haben im wesentlichen Recht. Dieser Geigentyp trägt zumindest in Österreich meist einen gefälschten Zettel von Thier, daher der Vulgoname "Thier Geige". Warum? Weiss ich auch nicht. Thier war noch eher ein Kopierer von Widhalm. Sein noch berühmterer Schüler und Nachfolger, Geisenhof, ging dann alsbald zu den Cremonesern über.
    Ich persönlich kann mich noch an zwei solcher Geigen, die mir angeboten worden waren erinnern: die erste hatte einen Reparaturzettel von Jirowsky so um 1920. Offenbar hielt der damalige Besitzer sie für etwas ganz besonderes, sodass er sie teuer restaurieren liess. Die zweite war aus dem Hause Stowasser, Graz. So um 1920 dort verkauft. Stowasser waren ursprünglich böhmische Blasmusikinstrumentenmacher,dier zuerst nach Budapest, dann nach Graz zogen. Die hatten diese Geige offenbar von ihren Verbindungen aus Böhmen erworben.


    BTW: einmal bekam ich von denen (serbischstämmige Sinits) sogar eine echte Thir angeboten. Die wollten 5000€ dafür. Wegen der kapitalen Deckenrisse hätte ich denen 2500€ gezahlt. Die jammerten mir aber die Bude voll. Paar Monate später erfuhr ich, dass sie die dann schlussendlich für 1700€ jemanden andrehen konnten. So ist halt der Geigenhandel.