Ca. 120 Jahre alte Geige aus dem Erzgebirge

  • hi, die sieht mir ehrlich gesagt verdächtig neuwertig aus. die wirbellöcher scheinen nicht gerade für ein 120 jahre altes instrument beansprucht worden zu sein. zudem sehe ich keine gebrauchsspuren. hätten sie jetzt nicht erzgebirge erwähnt, würden die meisten wohl ( mich eingeschlossen) ohnehin auf sachsen tippen. scheint jedenfalls ein ordentliches schülerinstrument zu sein. ohne herstellernachweis werden sie bei einer auktion kaum mehr wie 250,- euro dafür erzielen


    gruß

  • Habe die Geige vor ca. 15 Jahren von meiner Großmutter bekommen. Sie hat das gute Stück von einer Familie, die sie sehr gut kannte. Das genaue Alter kenne ich nicht, aber die 120 (+/- 10) stimmen zu 100 %. Das Instrument wurde schon immer sehr pfleglich behandelt und wurde verhältnismäßig sehr wenig beansprucht. Wo genau die Geige herkommt weiß ich leider auch nicht. Eben nur dass sie irgendwo im Erzgebirge gefertigt wurde. Als sie vor 10 Jahren beim Restaurieren war, schätzte der Geigenbauer den Wert auf ca. 2000 Euro. Sie lag dann auch einige Zeit zur Kommision in seinem Laden, fand aber keinen Käufer. Ein anderer meinte der richtige Käufer würde dafür wohl zwischen 1500 und 2500 Euro bezahlen. Es sei ein sehr gut verarbeitetes und erhaltenes Liebhaberstück. Außerdem meinten beide Geigenbauer dass es sich wohl um keine Massenware handle, sondern eher um das Werk eines wahrscheinlich eher unbekannten Geigenbauers. Habe dann immer wieder versucht sie zu verkaufen. Allerdings gestaltete sich das als recht schwieriges Unterfangen. Habe mit mehreren Instrumentenhändlern gesprochen und verhandelt. Sie waren eigentlich allesamt begeistert von dem Instrument und seinem tadellosen Zustand, meinten aber auch, dass sich der Markt für derartige Liebhaberstücke einfach sehr verändert hat und es schwierig wäre dafür den richitgen Käufer zu finden. Das gute Stück auf Auktionsplattformen zu versteigern/verkaufen war für mich bisher keine Alternative, da ich sie nicht "verschenken" will und man auf ebay und co. wohl kaum 1000 euro für ein unbekanntes instrument bezahlt dass man nur anhand von Bildern kennt. Werde mich in nächster Zeit wieder verstärkt um den Verkauf bemühen. Drum wollt ich mir jetzt soviele Meinungen wie möglich einholen.


    Danke bis hierhin. Schönes Wochenende noch.

  • ich schliesse mich Albers Meinung an. So von der Art ist es keine wirklich aufregende Geige -bestens Doppel A gradiges Ahorn und auch nicht hochgradig engjährige Fichte. Sie wurde zwar mal professionell restauriert, aber das treibt den Wert ncht mehr in die Höhe.
    Wie befürchtet, seit dem Internetboom werden vogtländ. Geigen massenhaft angeboten, sodass die Preise richtiggehend kollabieren. Ich selber bekam mal für eine hochprofessionell aufgepimte Placht aus Böhmen gerade mal 160€ auf der Bucht.
    Mag sein, dass man sie wenigstens einer Schule zuordnen könnte (Hopf, Gläser, Klingenthal etc.), dann wäre durchaus ein praktikabler Preis erzielbar. So??
    Wurde versucht im Hohlraum irgendeine Signatur zu finden (Bleistiftmarke, Brandmarke etc.)?

  • Ich finde das Instrument recht hübsch, und finde auch die Decke ganz in Ordnung, gemessen an durchschnittlichen Sachsengeigen ist die Decke schon gut feinjährig... Das Problem ist der massive Preisverfall durch das Überangebot von Geigen in diesem Preissegment- die Chinesen holen auf und drängen auf den Markt, und über das Internet gibt es einfach ein riesige Auswahl, dementsprechend viele Glücksritter und auch Eltern/Schüler/... welche glauben, eine 59,99-Fiedel "reicht für den Anfang". Die Foren sind voll mit diesen Diskussionen... Kurz: immer weniger Schüler kaufen Geigen in diesem Segment, und immer mehr chinesische Geigen überschwemmen den Markt (und holen qualitativ sehr auf!). Viele Schüler kaufen nicht mehr beim Geigenbauer, sondern billig im Internet- für viele Geigenbauer ist der "Schülermarkt" sehr eingebrochen (daher will auch keiner mehr auch gute Schülergeigen ankaufen...).


    Eine Werteinschätzung per Foto wird dem Instrument sicher nicht gerecht- wenn man schätzt was das Instrument im Internet/ bei Ebay bringt landet man bei 200-300 Euro. Der eigentliche Wert wird aber in diesem Preissegment sehr vom Klang bestimmt, und den können Ebaykäufer (und auch wir im Forum) nicht testen. Daher bietet keiner einen guten Preis, weil er "die klangliche Katze im Sack" kauft.


    Ich würde Ihnen raten, die Geige privat zu verkaufen: regionale Kleinanzeige, Aushang in der Musikschule, in Schulen/Waldorfschulen, an der Uni, Volkshochschule,.... Bieten Sie ein Probespiel an, und haben Sie Geduld...