Französische Meistergeige circa 1780

  • Liebe Geigenfreunde,
    ich bitte um Ihren Sachverstand, dem als Grundlage nur
    die Bilder und die Beschreibung zur Verfügung stehen, wie sie mir beim Kauf vorlagen. Die Bilder geben das Instrument sehr gut wieder!


    Können Sie mich auf grobe Fehler - die sich aus den beschränkten Informationen selbst ergeben - hinweisen, die ich hätte beachten sollen!!
    Könnte die Violine ihr Geld wert sein?
    Ist Volpelière bekannt?
    Welcher Geigenbauer ist in Brandenburg Berlin zu empfehlen?


    Ich bedanke mich!!!



    Fine antique french master violin made circa 1780.
    Nice violin of the french 18th century school, probably made circa 1780 in Paris or Mirecourt. The violin was made after Stradivari and the workmanship is of the highest level, with a gorgeous choice of woods (the top made of spruce of a very regular and narrow grain, the back made of one piece of beautiful maple of irregular curl). The ribs, neck and head are of the same woods, and the violin is in our opinion original in all parts. The f holes are very nicely carved, the purfling is regular, and the head is a pure 18th century beauty, masterly executed. The varnish is of a delicate yellow-brown colour.
    The violin is in a very good condition, with an artistically restored soundpost crack on front, a few other repairs, and the name of an early owner "Volpelière" which has been faintly engraved on varnish under the neck button. Otherwise the violin is in a beautiful and immediate playing condition.
    The violin has a very nice 18th century french voice, soft and subtile, very sensitive, not extremely powerful but resonating and easy to play, highly suitable for a chamber music repertory. A beautiful instrument proposed for an attractive price!
    The violin comes with a certificate from our workshop, including a 5000€ valuation.
    The dimensions are :
    Body lenght : 355 mm
    Upper bouts : 162 mm
    Middle bouts : 116 mm
    Lower bouts : 199 mm

  • Die Zurückhaltung der Forenmitglieder bei diesem Thema (Französische Meistergeige circa 1780) freut mich, denn Sie wollen keine Fehler machen, was die Qualität des Forums ausmacht!!


    Es geht mir aber nur um eine Meinung auf sehr eingeschränkter Beurteilungsgrundlage, wie ich sie selbst beim Kauf hatte:" Ich bitte um Ihren Sachverstand, dem als Grundlage nur die Bilder und die Beschreibung zur Verfügung stehen, wie sie mir beim Kauf vorlagen."


    Oder: "Hätten Sie die Violine mit den vorhandenen Informationen gekauft!?"
    Oder: " Was ist bei französischen Meistergeigen um 1780 unbedingt zu beachten?"
    Oder: " Was spricht eindeutig gegen eine französische Meistergeige um 1780!?"


    M.f.G.
    Schüffelgen

  • Es ist immer schwierig, einem Gutachter zu widersprechen, der ein Instrument in natura gesehen hat. Aber ich sehe eine Diskrepanz zwischen Bildern und Beschreibung. Dazu muss ich etwas ausholen.


    Geigen haben sich Stradivari ein wenig entwickelt. Bis zum Beginn des 19. Jahrhundert hat man die barocke Bauform verwendet; manchmal spricht man auch von "alter Mensur". Nach der französischen Revolution hat sich die Musikszene verändert. Anstatt überwiegend in kleinem Rahmen vor Fürsten zu spielen, wurde Musik zunehmend in großen Konzertsälen für großes Publikum aufgeführt. Dafür waren barocke Geigen zu leise. Deshalb hat man (unter anderem) den Hals verlängert und so die Saitenspannung erhöht um einen größeren Klang zu erzielen. Außerdem hat die Form des Halses und seine Befestigung am Korpus ein wenig verändert (vorher war keilförmig und meistens festgenagelt, heute ist er flach und mit einem "Trapezprofil" ohne Nagel in den Korpus integriert). Beim Umbau einer alten Geige auf "neue Mensur" wurde üblicherweise so viel ursprüngliches Holz erhalten wie möglich: Heißt: Man hat den Wirbelkasten vom alten Hals getrennt und an den neuen Hals angeleimt. Das hinterlässt eine deutlich sichtbare Spur, die ich auf den Bildern aber nicht erkennen kann (was allerdings auch an den Bildern liegen könnte). Am Ansatz des Halses am Korpus sieht es anders aus; da glaube ich eine anschäftertypische Fuge zu erkennen (allerdings bin ich mir auch da nicht hundertprozentig sicher, es könnte auch ein Schatten sein).
    Was vom Hals zu erkennen ist, entspricht eindeutig der modernen und nicht der barocken Bauweise. Wenn kein Anschäfter vorhanden ist, spricht das gegen 1780, wenn einer da ist, könnte die Entstehungszeit hinkommen; aber dann kann man nicht behaupten, die Geige sei "original in all parts". Von daher bin ich nicht sicher, ob man dem Gutachten wirklich glauben kann; oder ob es überhaupt ein Gutachten und nicht eher eine Beschreibung aus einem Auktionskatalog ist...
    Trotzdem ist es eine schöne Geige, die - wenn die Klangeigenschaften treffend beschrieben wurden - durchaus 5000€ wert sein kann. Ich bin allerdings mehr Spieler als Investor, für mich steht im Vordergrund ob mir der Klang gefällt und das kann man nicht anhand von Papier und Bildern abschätzen.

  • Sie bekommen von mir ein "Triple As" für feinsinnig, genau und wohlwollend!!


    Die Violine ist von


    Mathias Renner
    2 Impasse Michel Colucci
    31140 Montberon, Midi-Pyrénées
    France métropolitaine


    gekauft und auch ich meinte immer eine Anschäfterfuge zu erkennen und dann doch wieder nicht! Sie treffen den Punkt genau, wobei ich gehofft hatte, dass dieser Punkt doch nicht notwendig wäre! Ich gehe nun zum Geigenbauer!!!


    M.f.G.
    Schüffelgen