Geigenbegutachtung

  • ... und hat der Decke nach zu urteilen auch schon eine bewegte Vergangenheit mit der Folge von vielen Deckenrissen hinter sich.
    Ein niedriger dreistelliger Eurobetrag bei ebay wäre evtl. noch realistisch.


    MfG
    Rainer

  • Dem Zettel im Gehäuse wurde einen qmm entnommen und hier an der Uni untersucht mit den Ergebnis 16.Jahrhundert was auch der Grund war warum ich hier im Forum diese Nachfrage stellte bevor ich die Geige entsorgen wollte.

  • diese Konservatoriums Geigen sind wegen deren Aufdruck an der Rückseite der Schnecke sogar sehr leicht als Massenware um 1900 zu erkennen.
    Was diese Zettelanalyse soll, bleibt ein Rätsel.Von Stradivari ist die definitiv nie!
    Oder glauben Sie im vollen Ernst, dass schon damals Stradivari für den anglophonen Weltmarkt seine Waren als "Concert Violin Stradiuarius" angeboten haf?


    BTW: wir hatten hiezu auch schon mal eine ähnliche Diskussion:
    originale Stradivari Geige?

  • Bei diesen Violinen gab es übrigens mehrere Qualitätstufen: conservatory violin, concert violin und grand concert violin. Allesamt stammen sie aus Boehmen, und wurden für den Export gebaut und entsprechend englisch beschriftet.


    Wenn die Uni da Papier aus dem 16. Jahrhundert gefunden haben will, sollten die ganz schnell mal ihr Prüfverfahren überdenken ;) Diese Stradivarizettel wurden massenweise gedruckt, im Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen kann man noch Originale Druckbogen bewundern....

  • Altes (handgeschöpftes) Papier wird meines Wissens von Historikern üblicherweise anhand des Wasserzeichens datiert, das ist selbst bei einem sehr gut erhaltenen vollständigen Wasserzeichen auf einem leeren Blatt für einen der wenigen Spezialisten schwierig. Und es muss schon viel Glück dabei sein, wenn auf einem 5x2cm Geigenzettel was Verwertbares drauf ist!


    Wenn die Archäologen natürlich den Zettel durch die C14-Analyse gejagt haben, die locker mal eine Abweichung von 300-500 Jahren in jede Richtung hat, wundert mich ein Ergebnis 16 Jh. eher nicht...


    Oder gibt es noch eine andere Datierungsmethode für Papier, die mir bisher unbekannt geblieben ist? Ich wäre wirklich interessiert!

  • Das mit dem Wasserzeichen ist richtig...deswegen haben ja Kunstfälscher Wasserzeichen imitiert, oder auch die Siebabdrücke... Zur Bestimmung der Echtheit älterer Zeichnungen schaut man gerne auch mal nach Stockflecken, Tintenfrass und allgemein die Verwendung "zeitgenössischer" Materialien und deren altersbedingten chemischen Reaktionen mit dem Papier, sowie Sammlerstempeln u.ä. Marken. Aber auch das haben geschickte Kunstfälscher sehr gut zu imitieren gewusst. Soweit ich weiß gibt es keine wirklich genaue Altersbestimmung von Papier, außer Wasserzeichen, Herstellungsweise, Körnung, Haderngehalt, Gilbung....also alles "Beurteilung nach Sicht".


    Geschickte Kunstfälscher nehmen übrigens altes Papier aus z.B. alten Büchern. Theoretisch kann man das auch bei einem Geigenzettel so machen, aber bei Massenware wie der obigen Geige halte ich diesen ausgefuchsten Trick für eher unwahrscheinlich.

  • Eine wahrscheinlich zuverlässigere Methode zur Bestimmung des Alters der Geige bzw. des verarbeiteten Holzes wäre die Dendrochronologie, also die Altersbestimmung nach den Jahresringen.


    Ich würde diese Methode allerdings nur dann in Betracht ziehen, wenn es sich um ein vermutlich besonders wertvolles Instrument handelt.
    Im vorliegenden Fall kann man sich den Aufwand sparen.


    MfG
    Rainer

  • Funktioniert Dendrodatierung bei Geigen überhaupt?
    Ich hatte angenommen, dass das Holz eher der Länge nach aus dem Stamm gesägt ist (Bretter) als aus den Scheiben, zumindest bei Celli (einfach von der Größe her erschlossen). Wenn für die Dendroanalyse dann nur die paar Millimeter Bodenstärke oder maximal der Halsumfang genommen werden können, zudem noch ohne eine Wuchskante, wird das wohl sehr schwer. Rechnen wir noch dazu, dass die Herkunft des Holzes vermutlich unklar ist (die Jahresringe sind regional völlig unterschiedlich), würde ich auch da nicht unbedingt ein zuverlässiges Ergebnis erwarten.
    Klar, bei Bauholz ist das heute Routine und funktioniert super, kostet auch nur noch wenige hundert Euro, aber da sind die Bohrkerne viel größer.