Hi-Tech Feinstimmwirbel für Darmfreunde

  • Liebe FreundInnen des alten Klangs,
    seit Januar diesen Jahres spiele ich auf einer wundervollen alten vogtländischen Geige ("meine Prinzessin") von ca. 1800 mit alter Mensur.
    Meine zweite alte Geige (Hopf) hatte ich hier im Forum vorgestellt.
    Nach 15 Jahren Kunststoffsaiten (dieser immer leicht "sägende, schnarrende" Ton - egal mit welcher Marke, so meine Erfahrung) wollte ich für meine "Prinzessin" wieder Darmsaiten verwenden. So erinnerte ich mich an die guten alten Pirastro Eudoxa und bestellte sie beim Geigenbauer.
    Darmsaiten im Feinstimm-Saitenhalter geht ja nun gar nicht (habe ich nach kurzem Versuch festgestellt), was nun? Mein Geigenbauer empfahl die neuen Wittner Feinstimmwirbel, das sind Wirbel mit einer unsichtbaren Zahnrad-Übersetzung im Inneren. "Die Zukunft des Stimmens."
    Ich hab erstmal ein paar Wochen überlegt und wieder auf die herkömmliche Weise am Wirbel gestimmt, schön mit Kraft und Schmackes. Aber ehrlich, es hat mir doch den Spaß an der Sache versaut, jaa, früher haben wir das alle gemacht, aber früher sind die Leute auch mit der Postkutsche gefahren und haben kalt geduscht.
    Schließlich hab ich mir gedacht: Probier's doch mal! Und mir die neuen Feinstimmwirbel einbauen lassen.
    Was soll ich sagen, ich kann sie nur weiter empfehlen für alle Freunde des Darmsaitenklangs!!! Ich habe ihn wieder, den wunderschönen samtweichen Ton, und die Saiten sind 1-2-3 problemlos gestimmt. :]
    Für Kunststoffsaiten würde ich diese Wirbel nicht unbedingt nehmen, da tut's ja auch der Feinstimm-Saitenhalter.
    Hat hier noch jemand Erfahrungen gemacht mit diesen Feinstimmwirbeln? Ich bin auf den ersten Saitenwechsel gespannt. Dafür gibt es eine Kurbel, wie ich sie auch schon für Gitarren gesehen habe.
    Beste Grüße, Sommervogel

  • Wenn Dir diese Wirbel gefallen schön. Aber für mich sehe ich den Bedarf nicht. Aber ich hatte auch nie einen Feinstimmersaitenhalter sondern einen ganz normalen, in den für die E-Saite ein Feinstimmer eingebaut ist (englisches Modell, weil der klassische sich ins Deckenholz drückt).
    Meiner Erfahrung nach ist es sowohl bei Synthetik als auch bei Darmsaiten nicht wirklich problematisch, sie über den Wirbel zu stimmen und "Schmackes" braucht man meiner Ansicht nach dafür auch nicht. Wenn Wirbel kaum bewegt werden, setzen sie sich irgendwann fest und knarzt und poltert und man mehr Kraft und es wird schwieriger präzise zu stimmen. Aber wenn man sie öfters benutzt und ihnen ab und an etwas Wirbelseife gönnt, laufen sie ganz rund und leicht. Ich schätze es ist eine Frage der Übung, aber "1-2-3 problemlos gestimmt" ist bei mir auch mit normalen Wirbeln und ganz ohne Feinstimmer. Wirklich notwendig sind Feinstimmer meiner Ansicht nach nur wenn man Stahlsaiten benutzt.
    Wobei es schon einen Aspekt gibt, der Feinstimmerwirbel interessant macht: Die Tatsache nämlich, dass sie die Wirbellöcher nicht verschleißen. Bei wertvollen und viel gespielten Geigen könnte das ein guter Grund sein, auf Feinstimmerwirbel zu wechseln. Aber für mich als Amateur, der der seine einfache Manufakturgeige nicht so fürchterlich viel spielt, ist dieser Faktor nicht so bedeutend.
    Aber das ist natürlich meine ganze persönliche Sicht und soll niemanden, der sich diese Wirbel kaufen möchte, davon abhalten.

  • Eine andere Möglichkeit ist, die Wittner Ultra Wirbel zu verwenden, konventionelle Wirbel, aber aus Hi-Tec-Verbundwerkstoff gefertigt. Die lassen sich gut stimmen, und sie sind sehr Teperatur- und Wetterstabil. Der Verschleiss am Wirbelloch ist sehr gering.