Woher stammt diese Geige und was ist Sie Wert?

  • Guten Tag liebe Mitmenschen!


    ich habe mich neu in diesem Forum angemeldet, jedoch lese ich schon seit einiger Zeit und mit großem Interesse die Beiträge.


    Ich habe mir vor ca 3 Jahren eine wundervolle Geige gekauft, die einen recht dunklen Lack hat und einen sehr warmen, aber auch knackigen und leicht metallischen Klang hat. Ich schätze Sie sehr.
    Auf dem Innenzettel steht unter anderem Anno 1900. Und noch ein Ort sowie der Name des Geigenbauers. Ich lies Sie vor knapp einem Jahr vom Geigenbauer durchsehen, dabei viel ein sehr feiner Riss in der Decke auf, der Klotz sowie der Steg wurden erneuert und angepasst. Man sagte mir, das angegebene Alter könnte hinkommen. Ich wiollte gern mehr über dieses In strument in Erfahrung bringen, jedoch ist das nicht ganz leicht, weshalb ich hier um eure Mithilfe Bitte!!!Mir ist Bewusst, dass eine Fernanalyse immer schwer ist deshgalb möchte ich mich jetzt schon vielmals im vorraus bedanken.


    Ich werde heute Abend noch Bilder einfügen, unteranderem auch von dem Innenzettel.


    LG Danitoto

  • Hallo :)


    Nette Geige.
    Wenn ich jetzt nur nach dem Zettel gehe...
    Das auf dem Zettel ist allerdings eine Adresse und kein Geigenbauername.
    Im Blvd St-Germain hat um 1900 z.B. ein Geigenbauer namens Antoine Curtil gearbeitet. Der war nicht nur Geigenbauer, sondern auch Geiger, recht talentiert soll er sogar gewesen sein, war Student von Marsick. Der hat um 1896 im Blvd St. Germain in Paris seine Werkstatt gehabt, ist dann um 1918 Richtung Neuilly-sur-Seine weitergezogen. Infos dazu kommen aus dem Nachschlagewerk Dictionnaire Universel des Luthiers (2. Ed.) von Rene Vannes.
    Geigen von diesem Geigenbauer habe ich allerdings noch nicht gesehen.. bin jetzt im französischen Geigenbau auch nicht sehr sattelfest.
    Eine Geige wurde von ihm 2001 bei Tarisio für ca 2500$ versteigert.. angeblich in mint condition..


    Hab doch noch ein Foto gefunden.. allerdings nicht aus sehr zuverlässiger Quelle. Das schaut nicht wirklich nach dem aus was du hier gepostet hast:
    http://www.violinwatch.com/p684124.html


    Manches spricht für mich eher dass das eine deutsche Geige ist als eine französische..
    nunja, viel Vergnügen auf alle Fälle damit!


    liebe Grüße,
    pharus

  • Ich hab irgendwie noch immer nicht ganz verstanden warum fremdländische Manufaktur- oder bestenfalls Kleinmeistergeigen auch gefaked werden...


    Die Schnecke ist ja prinzipiell (von der Seite gesehen) nicht unhübsch geschnitten (von hinten eher nicht so fesch), auch die Flammung vom Boden ist schön. Die f-Löcher allerdings entbehren eher einer niveauvollen Schnittbehandlung... auch die c-bouts sind sehr böhmisch...

  • Ich denke es ging schon damals primär um Gewinnmaximierung und Täuschung: Französich verkauft(e) sich besser als böhmisch, und die Eitelkeit der Eigentümer wurde ebenfalls bedient.
    MfG
    Rainer

  • Guten Morgen,


    Wie versprochen habe ich gestern Abend noch ein paar Bilder meiner Geige ins Forum gestellt. Einige Antworten habe ich schon erhalten,jedoch bin ich noch nicht so richtig Schlau daraus geworden,wo zum Beispiel der Unterschied zwischen einer bömischen und einer französischrn Geige liegt.Das die Geige aus dieser Epoche stammt,daran scheint kein Zweifel zu sein.Ich würde jedoch gern ähnliche Geigen sehen und herrausfinden,wann Sie Wo und zu etwa welchem Preis angeboten wurden,und wo man ein solches Instrument am besten anpreist.Ich spiele Sie schon eine ganze Weile und Liebe Ihren Klang.Sie hat wirklich Ihren ganz eigenen Sound.Ich möchte Sie gern an jemand abgeben,der damit gebau so viel freude gat wie ich und dieses Instrument zu schätzen weis.Doch diesen "jenigen" findet man natürlich nicht bei ebay.Was ich noch weis,ist,dass der Vorbesitzer Sie viele Jahre im Orchester gespielt hat.Ich bedanke mich bereits im Vorraus für die tollen Antworten und das Ihr solch Informative beiträge postet.

  • der wohl auffallendste Unterschied ist einmal die Farbe. Die Österreicher (zu dem damals Böhmen gehörte) standen aus unerklärlichen Gründen auf dunkelbraune bis russschwarze Lacke, während die Franzosen schon immer eine honigbraunen-karamelligen Lack bevorzugten. Beide Lacke gefallen mir übrigens gleich schlecht. Ich will auch nicht ausschliessen, dass es Ausnahmen in beide Richtungen für die Franzosen gegeben hat (die Böhmen experimentierten hingegen mit allen möglichen Farben). Ich habe zwar noch nie eine dunkelbraune bis gar schwarze französ. Meistergeige gesehen. Das mag aber nicht heißen, dass es so etwas nicht gibt.
    Auch produzierten die Böhmen noch sehr lange Stainer, Stainer-Widhalm oder gar extrem gewölbte Renaicance-Geigen, während die Franzosen schon sehr bald die neue Cremoneser Schule übernahmen. Eine französ. Stainer-Geige habe ich definitiv noch nie gesehen (vielleicht gibt's welche von Tiefenbrucker??).
    Ihre dürfte zwar kein Stainer-Modell sein, dennoch sind die Wölbungen meist bei den böhm. konturierter als wie schon die eher flachen Mirecourter Geigen.
    Billigeres Riegelahorn zeigt oft eine stärkere Stichelung und wurde daher wenig verwunderlich oft von Manufakturen verwendet.
    Auch ist die Decke der Ihrigen breitjährig, was große Meister eher seltener verwendeten.
    Selbstverständlich hätte eine Schätzung in natura mehr Aussagekraft.
    Preislich wird, so sich der Verdacht auf Böhmen erhärtet nicht viel herausschauen. Bei einer Französin allerdings doch viel mehr.