Cello mit Löwenkopf

  • Habe ein Cello gekauft mit recht grob geschnitztem Löwenkopf und zweifarbigem "Band" an den Rändern.
    Fotos sind in den beiden folgenden Beiträgen angehängt.


    Die ausführlichen Diskussionen zu den "Stainer-Geigen" habe ich erst hinterher gelesen. Wie schätzt Ihr denn den Wert ein?


    Der Klang ist insgesamt schön, auf den hohen Saiten etwas kratziger (oder vornehmer ausgedrückt "gambenartig";), auf den unteren Saiten sehr schön und voll. Die unteren Saiten sprechen auch wunderbar an, selbst in den hohen Lagen.
    Bloß richtig laut kann man nicht spielen, da wird es dann bald zu kratzig.


    Einen ausgewachsenen Wolf hat es auch, den ich erst einmal versucht habe mit konventionellem Wolftöter auf der G-Saite zu erlegen. Der Wolf ist aber auch extrem zu hören, wenn ich das Fis oder G in der hohen Lage auf der C-Saite spiele (Oktave höher als die G-Saite - bei diesem Instrument ist man verführt, das auszuprobieren, weil die hohen Lagen auf den tiefen Saiten so gut ansprechen...).


    Naja, bin neugierig auf Eure Einschätzung des Wertes und vielleicht auf weitere Kommentare zu ähnlichen Instrumenten.
    Es macht schonmal Spaß, darauf die erste Bach-Solosuite auszuprobieren, es hat so einen "barocken, gambenartigen" Klang.


    Dank für Eure Kommentare!

  • Meinrad Frank war Schüler und Nachfolger von Havelka (zu dessen Kunden u.a. auch Leopold Mozart gehörte).
    Aber anhand des Zettels lese ich als Herstellungsjahr 1862 (oder irre ich mich da?). Da war er schon lange tod.
    Ohne den Zettel und anhand der Aufmachung würde ich sagen: nette Böhmen-Stainer mal auf Cello gemacht, die irgendwann mal vom Russlack abgebeizt worden und toll refinished worden war. Dieses Streifenmuster als Einlage passt stilistisch in die im Zettel angegebene Zeit.
    Aber ich muss sagen, in Sachen Cello bin ich nicht so firm.
    Was meinen die anderen?

  • Danke. Die stilistische Ähnlichkeit mit den im Forum reichlich vertretenen Böhmischen Geigen ist mir ja auch ins Auge gesprungen.
    Auf dem Zettel sehe ich erst einmal nur die 18. Wo hast Du denn eine 62 erkannt?
    Mich würde auch interessieren, ob der Meister Meinradus überhaupt (solche!) Löwenköpfe gemacht hat. Greifbare Instrumente, über die auch etwas zu erfahren wäre, habe ich fast nicht googeln können. Nur eine Viola d'amore im Stadtmuseum Göteborg und von der gibt's erst einmal keine Fotos.


    Über die (echten bzw. nachgedruckten) Zettel gibt es auch eine Aussage (sehr weit unten auf der folgenden Seite):
    http://www.maestronet.com/foru…hp?showtopic=323753&st=20
    Wer kann denn einen Kupferstich auf Anhieb von einer Lithographie unterscheiden...?


    Wo kann man denn Beschreibungen von einzelnen Instrumenten finden?
    Zumindest ist in dem o.a. Link nicht von Löwenköpfen die Rede...


    Es ist ja auch nicht schlimm, wenn das Cello nicht von Frank ist. Könnt Ihr über die Arbeit, das Holz etc. etwas sagen?


    Danke für Euer Engagement!

  • Ich denke auch, dass es aus Böhmen stammt und eine Stainer-Kopie werden sollte. Die Holzauswahl ist entsprechend schlicht und die Bauart einfach. Immerhin ist es über ca. 150 Jahre aber offensichtlich gut gepflegt und gespielt worden. Sehr originell istwirklich auch die Wirbelmechanik. Vermutlich sind die ideellen und evtl. auch klanglichen Qualitäten des Instrumentes aber wesentlich höher als sein materieller Wert. Was hast Du dafür bezahlt?
    MfG
    Rainer

  • Meinradus hat auch Löwenkopf-Instrumente hergestellt, soweit ich weiß. ich hatte auch mal eine löwenkopf-geige von meinrad. allerdings weiß ich nicht, ob die echt war. ein besonders hohen preis habe ich damit auch nicht erzielt, da der verdacht nahe lag, es könne sich um eine in massen gefertigte böhm-geige handeln, ist ca. 8 jahre her der verkauf (um die 300 euro). allerdings ein cello mit löwenkopf finde ich schon sehr interessant und kommt wirklich selten vor. ist der riss auf der decke, der zur stimme hochgeht, fachmässisch geschlossen (von innen quer gelasscht)?

  • Bezahlt habe ich EUR.
    Dabei ist eine Rechnung vom Geigenbauer, der die Risse fachmännsich versorgt hatte. Wie er das gemacht hat, kann ich allerdings an der Decke nicht sehen. Wie macht man das? mit Zahnarztspiegel? Es stellte sich sogar heraus, dass es "mein" Geigenbauer ein paar Straßen weiter war.