Joannes Baptista Guadagnini Pla centinus fecit Mediolani 1740

  • Hallo zusammen,


    vorab die Information; ich bin ein absoluter Nicht-Fachmann auf dem gesamten Gebiet der Musik, folglich bitte ich schon mal im Voraus um Verzeihung, wenn ich bestimmte Teile des Instruments irrtümlich falsch bezeichne und mich als Kunstbanause oute ;)


    Typische Geschichte: Bei Aufräumen des Kellers ist mir das folgende Familienerbstück in die Hände gefallen. Die Geige sieht zwar aus als wäre sie ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden (Saiten gerissen etc.), bei einem Blick in das "Innere" kam jedoch Staunen auf.


    "Joannes Baptista Guadagnini Pla centinus fecit Mediolani 1740"


    Nach anfänglich groben Recherchen über den vermeidlichen Geigenbauer bin ich auf dieses Forum gestoßen und erhoffe mir ein Paar Informationen. Ich bin mir darüber im Klaren, dass man auch als Experte anhand von ein Paar Bildern keine 100%tigen Auskünfte geben kann, ich bin jedoch für jegliche Äußerung (Tip, Ratschlag etc.) dankbar!


    Grüße Viola

  • Das ist auf jeden Fall ein ungewöhnliches Holz der Zargen und des Bodens. Ist das Vogelaugenahorn? Ungewöhnlich ist auch, dass der Boden einteilig (und nich, wie meistens, aus zwei Teilen zusammengesetzt) ist.

  • zweifellos eine schönere Arbeit. Es sind mir solche Geigen mit Vogelaugenahornböden mit unterschiedlichsten Zetteln (Amati, Guarneri und die üblichen verdächtigen) aus Markneukirchen bekannt. Die entstammten gehobeneren Manufakturen.
    BTW: Es gibt jetzt auch sehr viele aus China.
    Ich denke mir, 500-1000? sind durchaus drinnen. Es muss aber bewusst sein, das Vogelaugenahorn zwar toll ausieht, bei den Musikern aber nicht so beliebt ist.

  • Zitat

    Original von yxyxyx
    Es muss aber bewusst sein, das Vogelaugenahorn zwar toll ausieht, bei den Musikern aber nicht so beliebt ist.


    Warum das denn? Hat dieses Holz irgendwelche nachteiligen Eigenschaften?

  • Es geht das Gerücht, dass Vogelaugenahorn klanglich weniger gut sei. Ich persönlich mag dieses Holz sehr. Aber ich hatte mal eine Geige aus diesem Holz, die hat einen Bodenstimmriss gehabt. Aufgrund der unregelmäßig verlaufendenden Holzfasern war das kaum reparabel...


    Vogelaugenahorn ist sehr teuer, und die meisten Geigen, die ich gesehen habe und die aus Vogelaugenahorn waren, hatten einteilige Böden. Das mag mit den unregelmäßig verlaufenden Holzfasern zusammenhängen, evtl. bekommt man da mit zweiteiligen Böden keinen vernünftigen Klang hin.


    Geigen aus Vogelaugenahorn mögen selten "Konzertinstrumente" sein, haben aber viele Liebhaber, die diese wegen des besonders dekorativen Holzes sehr schätzen!

  • Obwohl es kein Original ist, finde ich die Geige auch sehr schön. Eine m. E. Besonderheit ist übrigens auch der Kinnhalter, der nicht nur falsch montiert ist, sondern auch eine außergewöhnliche Form aufweist. Das ganz Set spricht m. E. schon für eine zuindest hochwertige und gut gepflegte Amateurausstattung.
    MfG
    Rainer

  • Wieso ist der falsch montiert? Ich finde den ganz korrekt so, oder irre ich mich?


    Manche Musiker liessen sich damals Kinnhalter nach Gipsabdruck fertigen (kann man auch heute noch machen)... Das lohnt(e) meines Erachtens nach aber nur, wenn man die Geige zumindest semiprofessionell spielt(e) (z.B. in einem Tanzorchester, als Kaffeehausmusiker,...). Oder der Vorbesitzer hatte viel Geld übrig ;)