Bratsche unbekannter Herkunft


  • Sorry! Hatte die Celli im Kopf. Von denen hat er ~ 80 hergestellt und 63 sind erhalten.
    Bin auch nicht allwissend.

  • violaine: Ja, das ist ganz einfach: beim Geigenbauer. Fragen Sie ihn nach einem Gutachten/ der Werteinschätzung. Fragen Sie ihn dann, ob und für wieviel er die Bratsche ankaufen würde. Der wahre Wert liegt dann dazwischen.


    Der "Wert" (also der Preis, den Sie bezahlen muessten, um ein gleichwertiges Instrument wieder zu kaufen) ist das Eine, der Verkaufswert (also den Preis, den Sie bei einem Verkauf erzielen würden) das Andere. Der Faktor, der dazwischensteht, ist der, dass man erstmal jemanden finden muss, der ein Instrument sucht, der genau SO ein Instrument sucht, der keine anderen billigeren Schnaeppchenangebote hat, und der es letztendlich kauft (und den Betrag bezahlt).

  • Zitat

    Original von Braaatsch
    violaine: Ja, das ist ganz einfach: beim Geigenbauer. Fragen Sie ihn nach einem Gutachten/ der Werteinschätzung. Fragen Sie ihn dann, ob und für wieviel er die Bratsche ankaufen würde. Der wahre Wert liegt dann dazwischen.


    DAS leuchtet mir absolut ein als elegante Methode, den aktuellen Marktwert eines Instrumentes zu erfahren. Aber ist wirklich jeder Geigenbauer der geeignete Sachverständige, v. a. wenn es um die genaue Herkunft geht? Wie gesagt, mir geht es nicht um den Verkauf, sondern darum, etwas mehr über meine langjährige Begleiterin, deren Alter ich nie erreichen werde, herauszufinden...
    lg ;)

  • Also, kein Geigenbauer der Welt wird Ihnen Tag, Stunde und Vollmondphase nennen können, da Ihre Bratsche das Licht der Welt erblickte, und Ihnen die gesamte Lebensgeschichte des Instrumentes darlegen können. ;) Aber jeder gute Geigenbauer sollte Ihnen was zur Herkunft(-sregion) und ungefähren Entstehungszeit sagen können, und da gab es ja auch hier schon eine Menge dazu. Aus welchem böhmischen Dorf Ihre Bratsche genau stammt, wird wohl nicht mehr festzustellen sein. Wenn es keinen Zettel, keine Brandmarken oder ganz außergewöhnliche Kennzeichen gibt, bleibt jede Zuschreibung, die über die Herkunftsregion hinausgeht, vage (und ist auch unseriös).


    Suchen Sie sich eine renommierte Werkstatt, meinetwegen auch ein zweite, und stellen Sie das Instrument dort vor---


    Seien Sie aber nicht zu enttäuscht, wenn man Ihnen sagt, dass es doch "nur" ein Manufakturinstrument ist, und nicht das ersehnte Meisterinstrument, und dass der Wert deutlich unter dem liegt, was Sie bisher glaubten. Sie können auch gerne ins Musikinstrumentenmuseum Markneukirchen fahren, bzw. dort anfragen- die Geigenbauer der dortigen Region kennen sich geographisch bedingt sehr gut mit sächsisch/boehmischen Instrumenten aus.

  • Na, die Idee mit Markneukirchen ist doch schonmal ein guter Tip. Das werde ich bei Gelegenheit mal tun.
    Was ich immer noch nicht verstehe (und bitte entschuldigt meine laienhaft-penetrante Nachfrage): Ganz oft lese ich hier Sachen wie: Die Form der Schnecke oder der f-Löcher ist typisch für...... Deshalb dachte ich schon, dass man so ein Instrument zumindest ungefähr einem Geigenbauer bzw. einer Familie von Geigenbauern oder auch einer bestimmten Manufaktur zuordnen kann. ?(

  • ...dann lesen Sie doch einfach die Antworten. Bereits in der 2. Antwort steht:


    "sehr gute Arbeit -geht in Richtung der Volkmanns.
    Bestenfalls könnte man eine Schule nur in natura nachweisen."


    Beim ersten Statement bin ich mir unsicher, das zweite unterschreibe ich voll und ganz, und habe das Ihnen auch wirklich lang und breit dargelegt. Die anderen antworten schon nicht mehr ;)

  • ...aber inzwischen habe ich die Bratsche zwei Geigenbauern in Markneukirchen unvorgestellt. Dort habe ich einige interressante Details erfahren, die ich jetzt mal, soweit ich sie verstanden habe und mich erinnere, sinngemäß hier wiedergebe:


    Der erste Geigenbauer meinte, eher nicht Böhmen. Die Wahrscheinlichkeit wäre hoch, dass sie aus dem Vogtland kommt, aber sie habe einige Merkmale, die dazu nicht ganz passen und die er nicht zuordnen könne. Ober- und Unterklotz seien ungewöhnlich schmal. Das Zäpfchen an der Schnecke sehr flach - vielleicht aber auch nachbearbeitet.


    Der zweite Geigenbauer meinte, nein nicht aus der Gegend von Markneukirchen, da die Einlagen nicht gleich breit sind, sondern der mittlere helle Streifen deutlich breiter als die beiden schwarzen. Eher süddeutscher Raum von der Machart her, die Holzwahl leider nichts Besonderes, aber die Verarbeitung sehr sauber, definitiv Meisterarbeit. Alles Originalteile, nichts ersetzt oder umgebaut.Das flache Zäpfchen sei seiner Meinung nachträglich abgeschliffen. Der Lack wurde wohl irgendwann mal mindestens aufpoliert, aber nicht überlackiert. Das Modell sei merkwürdig, ein bisschen Stradivari, ein bisschen Guarneri und noch was, und dann auch wieder nicht... Ein bisschen von allem habe sie, vielleicht von jemandem gebaut, der viel rumgekommen ist und Elemente aus verschiedenen Gegenden einfließen hat lassen. Definitiv ausschließen könne man Westeuropa. Italien auch eher nicht.
    Erbauungszeitraum: nach 1830, so ca. 1850+-.
    Wertschätzung (mündlich und natürlich unverbindlich) mittlerer bis oberer vierstelliger Bereich.

  • Vielen Dank für die "Auflösung".... ;)
    Böhmen und Sachsen liegen jetzt nicht so weit auseinander ;) Aber wenn selbst die regionalen Geigenbauer nicht ganz sicher sind so sie herkommt, wird es wohl niemand wissen. Wenn Westeuropa und Italien herausfallen, bleibt immer noch -neben Süddeutschland- das ganze ehemalige deutsche Reichsgebiet übrig, und auch dort gab -und gibt es!- fähige Geigenbauer. Die Preisschätzung finde ich (für ein Instrument ungeklärter Herkunft) etwas optimistisch, aber natürlich bei entsprechendem Klang durchaus angemessen. Aber übers Internet und von Fotos möchte ich den Geigenbauern da wirklich nicht reinreden!! ;) Glückwunsch zum Instrument!

  • Grundsätzlich wäre ich inzwischen bereit, sie zu verkaufen, da ich mittlerweile aufs Cellospielen umgestiegen bin. Bis vor kurzem war sie mein hauptsächlich gespieltes Instrument. Also es müsste dann schon ein wirklich guter Preis sein, damit ich mich von ihr trenne.


    Gruß