Bitte um Einschätzung 2er Geigen aus Familienbesitz Teil 2

  • Guten Tag liebe Forumsgemeinde


    Ich erbitte eine Einschätzung 2er Geigen aus Familienbesitz , da ich keine Vorstellungen habe mit was ich es hier zutun habe wäre ich sehr dankbar wenn ich eine Einschätzung zum Wert und eventuell der Herkunft bekommen könnte.


    Besonderes Interesse hätte ich ob mit jemand zu der Inschrift etwas sagen kann.
    Ich hoffe es sind aussagekräftige Bilder.


    Ich wäre sehr dankbar für eure Hilfe.
    Mit freundlichen Grüßen


    Hier die 2te Geige


    G.Worny

  • Hallo
    Ersteinmal vielen Dank für Ihre Einschätzung , da ich Laie bin habe ich dazu noch ein paar Fragen


    Handelt es sich um eine Replika ,denn mit "nette Böhm " kann ich leider nicht viel anfangen .
    Ich bin natürlich entäuscht zu hören , das der Zettel in der Geige wohl nicht aussagekräftig ist .
    Habe ich es richtig verstanden das bei der Geige wohl eher eine Stilrichtung festgelegt werden kann nicht aber Rückschlüsse auf den Geigenbauer möglich sind.


    In welcher Region bewegt sich der Wert der Geige ihrer Meinung nach.

  • ich schätze, es ist Böhm. Vogtland -also die Gegend zwischen Schönbach und Graslitz. Die kopierten damals so ziemlich alles, was das Zeug hielt (also der Zeitraum ca. 1850-1939).
    Der Wert ist daher ziemlich gering (~300?).
    Allerdings das ist nur so meine Einschätzung basierend auf meiner Erfahrung

  • Hallo ich finde es sehr interessant durch welche Merkmale kann man Rückschlüsse auf die Gegend und den Erbauer ziehen wenn die Inschrift nicht mehr aussagekräftig ist ?


    sind dem Zettel im inneren eigentlich noch irgentwelche Informationen zu entnehmen ?

  • Danke für ihre Meinung , das ist natürlich ein starker Kontrast zur den bisherigen Informationen , wobei ich es mir sehr schwer vorstelle , Aussagen nur anhand der Bilder zu treffen .


    Ein großes Manko ist sicherlich das die Inschrift schlecht leserlich ist.
    Was schade ist das in der Geige kein Name zu erkennen ist der zugeordnet werden kann.
    Andere Inschriften beschränken sich ja oft nur auf den Geigenbauer , Ort und Datum , was hier leider nicht der Fall ist.


    Ich hoffe das es auf diesem Weg noch zu einigen Erkentnissen kommt , und möchte mich schon eimal für die Unterstützung in diesem Forum bedanken.

  • Zitat

    Original von G.Worny
    Hallo ich finde es sehr interessant durch welche Merkmale kann man Rückschlüsse auf die Gegend und den Erbauer ziehen wenn die Inschrift nicht mehr aussagekräftig ist ?


    sind dem Zettel im inneren eigentlich noch irgentwelche Informationen zu entnehmen ?


    na ja: ein wichtiges Indiz ist diese ursprüngliche Russsfarbe. Die war v.a. im altösterr. Raum bei Wirtshausmusikern sehr beliebt und wurde daher sehr lange sehr oft verwendet.
    Weiters wurden Stainer-Geigen eher in Böhmen hergestellt, während man in Sachsen eher die Italiener nachmachte.
    Was gegen eine Meistergeige spricht, ist m.M. nach der bescheuert gefälschte Zettel. Es gab auch berühmte Meister, die einfach einen gefälschten Zettel reinklebten, aber niemand hätte den so primitiv auf alt getrimmt (wäre eigentlich eher sogar ein Indiz auf Sachsen als Herkunftsland).
    Apropos dünne Decke: es gibt da in Wien einen großen Geigenmacher (dessen Namen darf ich wegen etwaiger Verleumdungsklagen nicht nennen), dem rissen die Konzertgeiger seine Instrumente aus der Hand und berappten für jedes Ding so um die 30 kilo!
    Wegen der enorm dünnen Decken hatten die eine Klang, der sogar (angeblich) die Strads und del Gesus verblassen liess. Doch nur für vier -fünf Jahre. Danach leierten die aus oder rissen ein wie Klopapier.
    Ich hatte mal so eine Böhmen-Stainerfidel, die dieser in Form sehr ähnlich aussah, allerdings mit einer ungewöhnlich gelben Farbe. Bei der war die Decke wegen der Dünnheit eingebrochen.


    zur Illustration:



    ein auf alt getrimmter J. B. Schweitzer 1813 Zettel
    Solche Zettel gibt es zuhauf. Da wurde eine frische Fälschung reingeklebt und dann mit Polierpapier abgerieben, manchmal -wie hier- mit transparenter Ölfarbe noch gebräunt.
    Auffallend ist, dass gerade die wichtigsten Informationen (Herstellungsort, Name etc.) ZUFÄLLIG noch deutlich leserlich die Jahrhunderte überlebt haben.
    Bei dem Zettel dieser Stainer wurde zwar der Name des mutmasslichen Herstellers -eben Jacobus Stainer- weggewetzt, aber wer sonst käme bei einem "..in Absam prope Oenopontium anno 16??.." in Frage? ?(

  • Ich habe mir die Geige nochmal angeschaut , und dabei auf der Rückseite noch etwas gefunden was wie eine Markierung aussieht , wofür wurde soetwas gemacht ?
    Wir haben in der Familie nochmal gespochen und der Großvater der diese Geigen gespielt hat , spielte seinerzeit im Ärzteohrchester in Hamburg und in Göttingen in einem Ohrchester , dort hat er sich ja die Rothgeige fertigen lassen.
    Ich kann mir halt nicht vorstellen das er mit einer so minderwertigen Geige wie beschrieben wurde gespielt hat.


    Selbst wenn es sich bei der zweiten um keine Orginal Stainer handelt , kann es doch möglich sein das die Geige einen gewissen Wert hat , liegt es dabei nicht auch an den Fähigkeiten des Geigenbauers und der Ausführung ?




    Gibt es Merkmale an der Geige die es ausschließen das es eine Stainer ist.
    Wenn sie "nach" Stainer gebaut ist , muss das ja nicht zwangsläufig negativ sein.