Alte Geige

  • Zitat

    Original von hijazz
    Ich habe hier eine interessante vermutlich sehr alte Geige. Was könnt ihr darüber sagen ? Herkunft, Wert, Alter ? Leider ist kein Zettel innen drinne !


    mir fällt ein, dass mir vor einigen Monaten auch genauso ein Modell mit derselben Kontur für 500? angeboten worden war. Dieses hatte sogar einen Reparaturzettel von Jirowsky (einem der wichtigsten Wr. Geigenmachern des frühen 20.Jh) anno irgendwann aus den 1920iger Jahren drinnen. Offensichtlich hielt der damalige Besitzer die schon für eine echte italien. Renaicance-Geige. Diese scheinen aber nicht mal so selten zu sein und so weit ich informiert bin, wurden die so 2.Hälfte des 19.Jh. massenhaft in Sachsen mit unterschiedl. Qualitäten gefertigt. Manchmal hatten die auch Zettel von italien. (z.B. Cortesi) oder deutschen (z.B. Tiefenbrucker) Meistern drinnen.


    PS: kurioser Weise rettete Stainer die alte Renaicance Geige, allerdings in einer etwas gemäßigteren Form, während sich in Italien die Cremoneser Schule durchzusetzen begann.

  • Hallo allerseits,


    bin hier sowas wie ´ne "Gasthörerin",- sehr interessant hier.
    Mich würde mal interessieren, aus welchem Grunde man solche Wölbungen, wie bei der Geige von hijazz gearbeitet hat, - ist doch bestimmt aufwendiger, was wollte man damit erreichen?
    Und hat der zwischen Obersattel und Griffbrett eingelassene Knochen ? einen bestimmten Grund?


    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.


    Lou

  • Du meinst das weiße? Ich denke, der Obersattel selbst ist wohl aus Elfenbein, Mammutbein oder Knochen statt Ebenholz gemacht. Ist bei meiner Bratsche auch so. Macht im Grunde keinen Unterschied, Mammutbein soll wohl härter sein.

  • Mammut hat vor allem den Vorteil, dass es schon ausgestorben ist und daher nicht mehr unter Artenschutz stehen kann. Entsprechend harte Materialien (bei Zupfinstrumenten wird meist weißer Kunststoff verwendet) sehen auch schön aus und bieten den Saiten eine sichere dauerhafte Auflage.


    Die Deckenwölbung einer Geige ist ein weites Feld. Als alte Faustregel gilt, dass eine hochgewölbte Geige einen eher lieblichen und weichen Klang, eine flache hingegen einen eher kräftigen und harten Klang produziert. Das flache italienische Modell hat diesen "Wettbewerb der Formen" als moderne Konzertgeige gewonnen, was aber keineswegs bedeutet, dass die hochgewölbten Geigen, speziell für Kammermusik und ältere Musik nicht immer noch ihrern Wert und ihre Berechtigung hätten. Nur ist die Nachfrage - dem Zeitgeschmack entsprechend - heute kleiner. Für Neubauten bedeutet die flachere Bauweise außerdem eine Arbeitserleichterung und Materialersparnis.


    MfG
    Rainer