Franz Forberger Bratsche

  • Ehrlich, sind größere Bratschen teurer als kleine? Warum? Das Material kann es ja nicht sein... Ich dachte es kommt auf die verarbeitung an, und natürlich den Klang, und der ist doch mit einer kleinen Bratsche eher schwiereiger hinzukriegen, oder?

  • Ich hab da eine etwas differenziertere Meinung... Kleine Bratschen müssen nicht schlecht sein, es gibt genug Menschen mit kleinen Fingern, die größere Instrumente nur schwer/gar nicht greifen können.


    Erstens: Für viele Hobbyspieler/Amateurorchesterspieler sind die "Lautstärkeeinbußen" kleinerer Instrumente völlig unbedeutend (zumal Einstellung und Setup des Instruments den Klang mehr beeinflussen als nur die "Größenfrage"). Viele Amateure kämen mit kleineren Instrumenten besser zurecht und technisch schneller vorwärts, aber das wollen viele nicht hören. Ab 41ger gibts die "Königsklasse", und da will man mitspielen.


    Zweitens: Thema Berufsmusiker: Meine Bratschenlehrerin (professionelle Orchestermusikerin) spielt auch auf einer kleinen Bratsche- sie hat kleine Hände. Und natürlich könnte sie sicher irgendwie auch größere Instrumente spielen, aber wer mehrere Stunden am Tag spielt, und damit sein Geld verdient, überlegt sich ob er chronische Sehnenscheidenentzündungen, Arthritis/Arthrosen riskiert (und dann völlig berufsunfähig wird und pleite geht...)


    Zum Preis: bei Ebay wird er diesen Preis nicht bekommen. Auf dem freien Markt (z.B. über Vioworld, Corilon,...) wäre der Preis günstig.


    Ich hab hier schon viel über Ebayinstrumente geschrieben, und möchte den Sermon nicht noch mal wiederholen. Aber im Kurzen: Wenn du ein Instrument zum Spielen suchst, die Möglichkei hast dir das Instrument mal anzusehen/zu spielen, würde sich das wahrscheinlich lohnen. Ebay erreicht den Preis nicht, weil die meisten Käufer bei Ebay "Schnäppchenjäger" sind, für die ein Instrument ab 500 uninteressant wird. Menschen, die wirklich ein Spielinstrument suchen, schauen weniger bei Ebay als bei seriösen Händlern/Geigenbauern/... ...Sie haben nämlich oft keine Lust, sich mit billigen, aber oftmals Reparaturen (die gerne auch mal dreistellige Beträge verschlingen) verlangenen Instrumenten herumzuärgern, von denen sie nicht wissen wie sie hinterher klingen. Dieses Risiko macht Ebayinstrumente billig.


    Also, ich finde der Preis ist für dieses Instrument -sollte es annehmbar klingen- wirklich in Ordnung.

  • Also jetzt ist sie tatsächlich zum Mindestgebot von900? weggegangen. Wer von Euch hat die geboten? ;) Ich war es jedenfalls nicht...
    Vielen Dank für die Antworten, vor allem die differenzierte von Braatsch. Man lernt doch immer wieder dazu. Was ich immer noch nicht verstehe: Wie kann man nur aus Fotos auch nur ungefähr den Wert einer Geige/Bratsche ableiten?

  • ..ich wars nicht :) Ich habe es ueberlegt, weil eine Forberger Violine beim Dorotheum mal fuer ueber 3000 wegging... Da hat einer ein gutes Geschäft gemacht. Aber ich habe genug tolle Instrumente, da brauch ich die nicht auch noch :)


    Wie man sieht, wieviel ein Instrument wert ist... schwer in drei Sätzen zu sagen. Ich habe neben meinem Studium damals 2 Jahre beim Instrumentenbauer ausgeholfen, und wenn man viele verschiede Instrumente in natura gesehen hat, sagen einem auch Photos einiges (nicht alles). Aber wenn das Instrument wie dieses einen Zettel hat, kann man den als erstes googlen. Dann findet man heraus, was Vergleichsinstrumente kosten und wie diese aussehen. Dann kann man sehen, ob das Instrument ähnlich ist, oder ob es sich ganz klar um eine Fälschung handelt. Bei der Forberger Bratsche war "Fälschung" unwahrscheinlich: Die Familie stammt aus dem Böhmischen, das Instrument vom Stil und Zustand her passte völlig zur Region und zum damaligen Zeitgeschmack (Lack, Stil,...) Es ist natürlich nicht ganz ausgeschlossen, dass da jemand seinen (relativ unbekannten) Nachbarn gefälscht hat, aber da der Name Forberger nie einer der ganz Grossen war, hätte das überhaupt keinen Sinn gemacht, zumal davon ausgegangen werden kann, dass die Leute sich untereinander durchaus kannten, und so ein Schwindel schon früh aufgeflogen wäre. Da nimmt man doch zum "Kopieren" lieber den Stradivari-Zettel, den nimmt der Nachbar auch, da gibt's keinen Aerger. :) Insofern war die Bratsche höchstwahrscheinlich echt, und wenn die Geige für über 3000 verkauft wurde, kann man davon ausgehen, dass der Wert der Bratsche mindestens in dieser Kategorie gelegen hat, evtl. sogar deutlich höher, wenn sie wie beschrieben gut klingt, und als Orchesterinstrument geeignet ist.