Leopold Widhalm

  • Hallo,


    ich habe eine Widhalm - Geige und möchte wissen, wie viel sie wert ist! Sie ist von 1774 oder 1754, bin mir nicht ganz sicher, weil ich sie gerade nicht da habe.


    Hab ein paar Bilder geschossen, wie viel könnte sie denn wert sein, falls sie ein Original ist und wie viel wenn sie ein Nachbau ist?


    Vielen Dank im Vorraus, Oleander!

  • Hallo Rainer,
    schade, dass sie nicht echt ist.Für uns ist diese Geige trotzdem wertvoll, da sie schon ca. 70 Jahre im Familienbesitz ist.
    Woran erkennst du das eigentlich?
    Trotzdem vielen Dank für deine prompte Antwort.
    Liebe Grüe
    Oleander

    • Offizieller Beitrag

    Im Germanischen National Museum in Nürnberg kann man etliche Widhalms vom Vater und von den Söhnen anschauen. Die sehen doch deutlich anders aus als das hier gezeigte Instrument. Meistens ist der Lack rötlich und sie sind viel schöner, feiner und kunstvoller gearbeitet. Besonders typisch bei Widhalm-Geigen ist, dass in der Schnecke die Rille der letzen Windung recht Stumpf ausläuft. Hier ist der Unterschied auf den Bildern hier in diesem Thread deutlich zu sehen. Natürlich ist das allein kein Merkmal für die Echtheit, da man das ja leicht nachmachen könnte. Soll nur ein Hinweis sein. Ein Besuch des Museums und der dortigen Instrumentensammlung lohnt sich allemal.
    Widhalm Geigen können zwischen 10 und 30 T? bringen. Wobei der Vater (Leopold Widhalm) die größere monitäre Wertschätzung genießt. Die Geige sind für den heutigen Konzertbetrieb nicht so gut geeignet, das sie nach Stainer gebaut, und damit recht hochgewölbt sind. Kunsthandwerklich sind die Geigen der Widhalms hervorragend und man kann nur jeden beglückwünschen, der eine oder mehrere in seiner Sammlung hat!

  • Mal eine Frage, ganz ernst gemeint:


    Wenn man eine Geige kopiert, wie hier eine Widhalm, wieso lackiert man
    die so schwarz am Boden? Und diese wilden Flecken auf der Decke?


    Genauso: Wieso hat die Original-Widhalm diese weißen Stellen am
    Boden? Die sieht man ja auch bei neuen Geigen. Schräg und extra-
    vagant. Andere lackieren ebenmäßig und dunkeln nur die Vertiefungen
    ab.


    Würden mich da so ein wenig die Hintergründe interessieren.


    Reine Abnutzungserscheinungen können es ja kaum sein, da es genug
    uralte Geigen gibt, die immer gespielt wurden und einwandfreien Lack
    besitzen, der angeblich original ist und höchstens nachgeölt wurde.

  • Ja, es ist sicher richtig und wichtig, sich Gebrauchsspuren genau anzuschauen und zwischen vorgetäuschten und echten zu unterscheiden:
    Echte sind typischer Weise rechts oben auf der Decke, an der Zarge und am Boden von der häufig verschwitzten linken Hand zu finden.
    Da alte Geigen oft lange ohne Kinnhalter und ohne Stütze gespielt wurden, sind echte Abnutzungsspuren auch im Bereich der Auflage des Kinns und oft ausgeprägt auch am Boden im Auflagebereich der Schulter zu finden.
    Alle anderen "abgenutzen" Stellen, die beim Spielen üblicher Weise nicht belastet werden, sind zumindest sehr verdächtig auf nur vorgetäuschte Gebrauchsspuren. Gerade viele einfache böhmische Geigen sind schon auf den ersten Blick als Imitationen zu entlarven, die "Widhalm" von Oleander zumindest auf den zweiten.
    MfG
    Rainer

  • Du meinst, das bei der "echten" Widhalm sind nur Abnutzungen?


    Die Geige muss da ganz schön arg auf dem Tisch rumgeschaukelt sein,
    bis sich so ein großer Fleck in der Mitte abnutzt. Und auch der Lack an der
    Schulterauflage... da muss jemand eine Kleidung wie Reibeisen gehabt haben.
    Es gibt wie gesagt genug Geigen, die diese Stellen nicht haben und mindestens
    genauso viel gespielt wurden.


    Nimm mal als anderes Beispiel diese Geige hier. Allein von der Lage kann das
    keine Abnutzung sein. Da wurde einfach wieder "extravagant" lackiert.
    http://www.geige24.com/shop/ar…Mahr_Bubenreuth_2008.html
    Oder wie soll so ein Boden zustande kommen?


    Ich habe selbst eine über 200 Jahre alte Geige. Von solchen Flecken ist
    nichts zu sehen und auch Abrieb gibt es kaum. Und der Lack ist Original.
    http://www.artemedia.de/instru…/Johann-Josef-Stadelmann/

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Original von Fiddler
    Nimm mal als anderes Beispiel diese Geige hier. Allein von der Lage kann das
    keine Abnutzung sein. Da wurde einfach wieder "extravagant" lackiert.
    http://www.geige24.com/shop/ar…Mahr_Bubenreuth_2008.html
    Oder wie soll so ein Boden zustande kommen?
    ]


    Das ist ganz einfach: Diese Geige ist von Walter Mahr alt imtitiert lackiert. Manche Musiker wollen ein Instrument was neu aussieht, manche eins was "alt" aussieht. Ist also eine reine Geschmackssache.


    Was die Abnutzung am Boden bei alten Geigen angeht noch folgende Betrachtung: Die Geigenkästen früher waren nicht oder kaum gepolstert. Die Geigen hatten einen flacheren Halswinkel, sodass die Schnecke nicht am Boden auflag sondern nur der Instrumentenboden was auch eine stärkere Abnutzung zur Fogle hatte.


    Was die Abnutzung an der Decke angeht: ein stoppeliger Bart eines Wirtshaus-Fiddlers kann da schon eine Menge anrichten...


    Warum manche zweifellos sehr alte Geigen diese Abnutzungen nicht haben, ist schwer zu sagen. Man hätte eben dabei sein müssen all die Jahrhunderte... 8)