Damit gehörst du zu der großen Schar von Linkshänder*innen, die sich mehr oder minder freiwillig damit arrangiert haben, zu Lasten ihrer angeborenen Händigkeit zu funktionieren. Linkshänder*innen sind oft erstaunlich anpassungsfähig (und leiderprobt). Alles "eine Frage der Gewöhnung"? Ja, aber zu einem sehr hohen Preis. Der nicht gezahlt werden müsste, wenn jeder Mensch seiner Händigkeit gemäß leben, arbeiten, schreiben, musizieren würde.
Ich gehöre auch zu denen, die noch rechts schreiben lernen mussten. Und als ich als Jugendliche meine ersten Saiteninstrumente spielte (Gitarre u.a.), tat ich dies auch rechtsherum, ohne mir etwas Böses dabei zu denken. Hatte aber nach wenigen Jahren zunehmend das Gefühl, dass ich an Grenzen stieß, die durch meine rechte Hand verursacht wurden. Ich verkantete, war verspannt, verhakte im Rhythmus oder bei schnelleren Läufen...
Kurzentschlossen spannte ich die Gitarre um (später auch mein Banjo etc.) und fing an linksherum zu spielen. Es fühlte sich VIEL besser an, viel stimmiger, nur leider bedeutete das auch, quasi bei Null wieder anzufangen. Die Geläufigkeit, die Routine war weg, ich konnte erstmal nicht mehr mit den anderen zusammen spielen.
Ziemlich frustriert habe ich deshalb die Saiten einige Zeit später wieder rechtsherum gespannt, obwohl ich ziemlich sicher war, dass das nicht der richtige Weg und nur die zweitbeste Lösung war.
Aber ich hatte mir damals fest vorgenommen, dass ich jedes neue Instrument, dass ich in meinem Leben noch spielen sollte, gleich richtig herum lerne!
Mittlerweile habe ich drei Geigen, alle drei linkshändig spielbar. Und ich genieße es jeden Tag. Meine Hauptgeige ist komplett grundständig linkshändig neu gebaut, eine laute mit vollem schönen Ton.