Beiträge von Hannes_F

    Bevor ich nun zur Aufnahme schreite, fällt mir noch die damalige Reklamation in die Hände, die ich dem eBay-Verkäufer damals geschickt hatte:

    "B: Objekt mit Zettel Enrico Marchetti

    Auch bei diesem Objekt befinden sich Abdrücke von weißem Holzleim auf dem Lack des Korpus sowie auf dem Griffbrett.

    Dies entspricht nicht der Objektbeschreibung durch die Fotos im Angebot.


    Weiterhin ist das Objekt in der Vergangenheit grob mit Schleifpapier oder Feile bearbeitet worden, um ein höheres Alter optisch vorzutäuschen. Dies ist durch Riefen im Lack erkennbar. Auch diese sind auf den Fotos im Angebot nicht sichtbar gewesen.


    Gesamtbewertung: Es handelt sich um ein grobes, flüchtig gebautes Objekt, das optisch (auf ungenauen Fotos) den Eindruck eines höherwertigen Instrumentes erwecken soll. Der Klang ist dünn und nasal, und auch der Austausch der Saiten durch höherwertigere kann daran nichts ändern. Ich beantrage eine Rücknahme des Objekts zum vollen Kaufpreis.


    Bitte überweisen Sie den Betrag von EUR XXX,00 auf das Konto XY."

    Leider war der Klang so unterirdisch, dass ich es damals versäumt habe, irgendeine Aufnahme damit zu machen. Zigarrenschachtel aus Pappe trifft es noch mit am besten.

    Hier nun die Fotos nach der Überarbeitung durch Chiocciola:


    Braaatsch Nennen wir es meinetwegen nicht Markt, sondern Nachfrage oder Bedarf oder Möglichkeit, und ein entsprechendes Angebot. Für mich, der alle seine Hobbies zu Berufen gemacht hat und so immerhin 25 Jahre als kleiner Selbständiger überlebt hat, ist das Wort "Markt" nicht anrüchig.

    "Jenseits finanzieller Interessen" ... das würde bedeuten, dass solche Instrumente verschenkt werden, und das erwarte ich zum Beispiel von so einem Instrument nicht. Ich erwarte hingegen, dass mindestens das Material bezahlt wird und darüber hinaus der "theoretische" Zeitaufwand zu einem "Hobbypreis". Mit "theoretisch" meine ich die Zeit, die derselbe Erbauer bei seinem sagen wir fünften oder zehnten Instrument brauchen würde ... und die Zeit, die er darüber hinaus hineinsteckt, verbucht er für sich als sein "Lehrgeld". So mache ich es jedenfalls (nicht beim Geigenbau, aber auf anderen Gebieten).

    Hätte ich geahnt, dass Ihr alle so auf BASS steht, hätte ich die unteren beiden Saiten dieser Bratsche noch etwas mehr gebürstet. ;)

    So, ich glaube, es ist Zeit, hier mal aufzulösen. Ich wollte niemanden von den geschätzten Forenmitgliedern testen oder so, sondern es ging nur darum, einmal ehrliche, spontane Eindrücke aufzufangen, ohne dass gleich bekannt wäre, dass dieses Instrument von einem Mit-Foristen gebaut wurde. Was tatsächlich der Fall ist, es handelt sich um das Werk unseres allseits geschätzten Chiocciola, der vielleicht selbst noch etwas dazu sagen wird (oder auch nicht).

    Hier meine Einschätzung: Es handelt sich in der Tat um eine kleine Bratsche, und ich würde sie vor allem dann empfehlen, wenn der Umstieg auf ein größeres Modell aus physiologischen Gründen schwierig oder gar unmöglich ist. Denn logischerweise kann ein kleiner Klangkörper besonders in den tiefen Lagen nicht genau den gleichen Wumms entwickeln wie ein großer, das ist einfach Physik.

    Gemessen daran und verglichen mit anderen "kleinen Bratschen", die ich bisher in den Händen hatte, ist jedoch hier der Klang für meine Ohren erstaunlich violatypisch, und ich mag ganz generell das Timbre, auch auf den tiefen Saiten. Positiv fällt mir auch auf, wie einige hier angemerkt haben, dass die A-Saiten nicht "plärrt", so wie es leicht bei insgesamt lauteren Bratschen schon mal vorkommen kann.

    Auch die Ansprache ist nach meiner Ansicht ausgezeichnet, und ich konnte keinen typischen Wolfston auf irgendeinem Ton der üblichen Chromatik entdecken.

    Sehr gut reagiert das Instrument auf Vibrato, man kann damit "zaubern".

    All das mag damit zusammenhängen, dass es sich hier in der Tat um eine Arbeit eines Amateurgeigenbauers (bzw.-Bratschenbauers) handelt, und zwar in einem positiven Sinn, den ich gerade beginne, schätzen zu lernen: Es handelt sich um Liebhaberobjekte, bei denen es um das Erreichen eines Ziels ankommt und nicht um einen hohe Effektivität beim Bauen. Das bedeutet: Wenn sich jemand wie Chiocciala in den Kopf gesetzt hat, eine bestimmte Qualität zu erreichen, dann nimmt er das Instrument eben auch fünf- oder sechsmal wieder auseinander, um es zu optimieren. Solch ein Aufwand ist bei einer üblichen Serienfertigung ausgeschlossen und erst wieder bei super-hochpreisigen Meisterinstrumenten üblich.

    Insofern denke ich, dass solche Instrumente eine interessante Marktnische füllen könnten: Einzelstücke, die mit viel Sorgfalt ausgearbeitet und abgestimmt wurden, wobei die Erbauer dabei nicht auf die Stoppuhr geschaut haben.

    Die Bratsche ist in Deutschland als Einzelstück gebaut. Hier ist die versprochene Klangprobe (Klang ist nicht mit EQ etc. bearbeitet).


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    Hallo Forum,

    diese Bratsche hat meinen Weg gekreutzt. Sie ist nicht mein Eigentum, aber ich durfte sie eine Weile spielen und testen. Für den Spaß an der Sache bin ich an Euren Meinungen interessiert, worum es sich hier handelt.

    Die Bratsche ist relativ klein und gemessen daran ziemlich klangstark. Hier kommen aber erstmal Bilder zum Raten.