Beiträge von Hannes_F

    Braaatsch Ja, die Farben, die Frage ist sehr berechtigt. Kommt auf den Bildschirm an, bei mir sieht es auf jedem Gerät anders aus. Vielleicht sollte man eine Farbkarte mitfotografieren?
    Die Geige ist schon im orange-gelben Ton, aber nicht grell. Wahrscheinlich sind die Farben in den Fotos zu gesättigt, oder diese sind teilweise etwas zu dunkel. Bei direktem Licht, wie auf den Bildern weiter hinten in der Galerie, fängt die Farbe jedoch tatsächlich an, zu leuchten.

    Ich habe jetzt die Farben der Bilder so eingestellt, dass sie auf meinem iPhone in etwa dem Original entsprechen. In der Galerie (Link) konnte ich sie neu hochladen, den Originalbeitrag oben kann ich nicht mehr editieren.

    Hilft das?

    Hallo,

    hier nochmal ein neues Geigenrätsel. Ich stelle diese Geige nicht vor, weil ich eine Wertangabe bräuchte oder weil ich sie verkaufen wollte (will ich nicht). Zweieinhalb Gründe gibt es für diese Vorstellung:

    1. Wertschätzung der (meist unbekannten) Geigenbauer
    Ich bin einfach ein Fan des Geigenbaus, und mich interessiert auch jenseits der "alten Italiener", wer sich die ganze Mühe mit diesen Instrumenten gemacht hat, welche Schulen und Traditionen es gibt, welche Formen und Auffassungen, usw..

    2. Wertschätzung der Expertise hier im Forum
    Ich lese gerne die Informationen, die hier zum Thema Geigenbau ausgetauscht werden und versuche, davon zu lernen.

    (3. Fotografie: Ich liebe gute Fotos von Geigen und versuche, dies ebenfalls zu erlernen.)

    Die hier vorgestellte Geige habe ich mal gekauft, weil sie doch schon etliche schwere Schäden hatte, und doch hatte sich jemand offensichtlich die Mühe gemacht, sie wieder zu reparieren. Da bin ich neugierig geworden. Ich hatte die Gelegenheit, sie vor dem Kauf anzuspielen, und mir gefiel der Klang. Außerdem empfand ich den Anblick als sehr ästhetisch und insbesondere die Schnecke interessant. Jedenfalls habe ich noch nie eine Schnecke gesehen, die hinten so elegant schmal ausgeführt war.

    Ob das Instrument eine Meisterarbeit ist, kann ich vom Baulichen her nicht bestimmen, doch hat das Instrument für mich etwas Eigenes, Individuelles, und das gefällt mir sehr. Die Geige hat mit einer Bodenlänge von 365 mm den längsten Korpus in meiner kleinen Sammlung. Den "altitalienischen" Zettel betrachte ich als unerheblich, bei mir heißt sie einfach "Blümchengeige" aufgrund des kleinen Tattoos :-).

    Falls Ihr mir etwas zur Herkunft und zum Alter dieser Geige sagen könntet, würde ich mich wieder sehr freuen.
    (Mir ist bewusst, dass die Geige einen Bodenstimmriss hat, und daher werde ich nicht mit ihr in der Welt herumreisen. Aber zu Hause verwende ich sie.)

    Den chinesischen Feinstimmer an der A-Saite habe ich montiert, der hat keine Aussagekraft.

    Galerie:
    https://www.hannesfoto.de/20200830Geigenraetsel2/n-m9W55T/

    Beste Grüße, Hannes

    Halsmensur: 132 mm
    Bodenlänge: 365 mm
    Hüfte: 209 mm
    Taille: 114 mm
    Schulter: 114 mm
    Zarge unten: 30 mm
    Zarge oben: 28,5 mm

    @Norbert
    Ja, das Angebot ist in diesem Fall irreführend gewesen, denn aufgrund des Textes hatte ich tatsächlich alte eine Wiener Orchestergeige erwartet - was sie nicht ist. Der Verkäufer schrieb, er selber verstehe nicht so viel von Geigen und versteigere lediglich einen Nachlass im Auftrag der Familie ... muss nicht so sein, könnte aber. Wäre die Geige nun klanglich daneben gewesen, dann hätte ich den Kauf angefochten.
    Der Verkäufer schrieb im Nachhinein allerdings auch, dass er den Stimmstock für den Transport selbst umgelegt habe. Das spricht wiederum etwas dagegen, dass er nicht viel von Geigen verstehe, denn wer besitzt schon einen Stimmsetzer ...

    Fiddler Danke für die Blumen :)
    Ja, sie ist klanglich auf der harten Seite. Das ist aber in dem Rahmen gerade OK für mich, weil ich in diesem Fall ohnehin nicht "die eine" klanglich optimale Geige suche, sondern eine gesunde Mischung aus hellen und dunklen. Diese Geige ist in Bezug auf die Helligkeit an der Obergrenze dessen, was ich noch gebrauchen kann. Das ist aber auch den Dominant-Saiten geschuldet, ich werde hier wahrscheinlich irgendwann auf Evah Pirazzi oder Violino wechseln.
    Da ich eine Reihe von Geigen verwende, würde ich diese nicht auswählen, wenn es darum geht, einen Wohlfühlklang aus nächster Nähe zu erzeugen. Das geht zwar, macht aber doch Mühe, und ich stelle Euch als nächstes eine Geige vor, bei der das viel einfacher geht.

    Braaatsch
    Danke für Deinen Hinweis, aber in diesem Fall habe ich kein Bedürfnis, den Kauf rückgängig zu machen.
    Es gab schon einen anderen Fall, von dem ich vielleicht einmal extra berichte, da habe ich das versucht (allerdings erfolglos), aber hier nicht.
    Sagen wir so, ich würde diese Geige momentan nicht rausrücken, wenn mir jemand EUR 950 dafür bieten würde, also ist für mich alles in Ordnung :)

    @ Norbert
    Ich hatte diese Geige schon länger beobachtet, sie war zu einem Festpreis mit außerdem möglichem Preisvorschlag bei eBay angeboten. Ich weiß es nicht mehr genau, meine aber, dieser Festpreis ging immer weiter runter. Jedenfalls, als er bei EUR 1150 angelangt war, habe ich EUR 950 angeboten.

    Ich hoffe, das bringt Deine Beobachtungen nicht zu sehr durcheinander :)

    @ Braaatsch
    Danke für Eure wertvollen Beiträge, und bitte versteht meine kleine augenzwinkernde Bemerkung nicht als Kritik :)
    Um den Preis ging es mir hier auch gar nicht, aber schon um Eure Einschätzung zur Herkunft und Bauweise. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen!

    Ich persönlich habe eine "Schmerzgrenze", und zwar EUR 1000, oberhalb derer ich grundsätzlich kein Instrument ohne Ausprobieren oder Rückgaberecht kaufe. Der Bereich von 300 - 1000 EUR ist für mich insofern interessant, als dass man Glück haben und ein wirklich brauchbares Instrument erwischen kann, oder man greift auch mal total daneben. Ich versuche, langsam ein Gespür dafür zu entwickeln. Meine "Maßstab" im Preisbereich von EUR 300 - EUR 2000 sind Geigen aus der Werkstatt von David Lien, von denen ich mehrere Qualitätsstufen habe. In diese Skala reiht sich die "Krausch"-Geige mit den EUR 950, die ich dafür ausgegeben habe, nach meinem Dafürhalten sehr würdig ein, und man hätte rein vom Klang und von der Spielbarkeit her auch das Doppelte dafür ausgeben können.

    Ein bisschen bedenklich finde ich, dass die Erfordernisse des Marktes offensichtlich gute Geigenbauer dazu bringen, in ihre Geigen fragwürdige Zettel einzukleben und noch fragwürdigere Abnutzungsspuren reinzurubbeln. Es wäre doch viel schöner, wenn sie mit Stolz ihren Namen hineinschreiben könnten: "Dieses Instrument habe ich gemacht". Und wenn es Werkstattinstrument Nr. XY ist, auch gut. Ich würde es ihnen wünschen, und für mich hätte so ein Instrument mit bekannter und glaubwürdiger Herkunft immer etwas mehr Wert als eines mit einem offensichtlich falschen Zettel.

    Hallo und vielen herzlichen Dank für Eure Einschätzungen. Sie bestätigen meinen eigenen Eindruck.

    Als ich die Geige erhielt, war der Stimmstock umgefallen und ich konnte zunächst erst einmal nur vom optischen Eindruck ausgehen. Mit dem Instrument in der Hand war mir gleich klar, dass die Abnutzungsspuren "per Design" zugefügt sein mussten. Das hatte ich auf den etwas unscharfen Bildern des Angebotes so nicht erkannt. Entspechend konnte es sich also nicht um eine längere Zeit im Orchester gespielte Geige handeln, und ich war zunächst ziemlich enttäuscht. Andererseits sah ich auch, dass das Deckenholz wohl ziemlich gut sein könnte, und zu schwer oder zu leicht war die Geige auch nicht.

    Also fuhr ich zu meinem Geigenbauer, um die Stimme wieder aufstellen zu lassen und auch, um seine Meinung zu hören. Er tippte ebenfalls auf "sehr neues Instrument", und ich konnte förmlich seine Denkblase sehen "warum kaufst Du bloß so einen Schrott ...?".

    Als der Stimmstock dann aufgestellt war und ich die ersten Töne auf der Geige spielte, bekamen wir allerdings große runde Augen. Wer auch immer dieses Instrument gebaut hat, er oder sie kann das richtig gut.

    (Nebengedanke: Falls es solche Instrumente tatsächlich für 300 EUR auf dem Markt geben sollte, dann würde ich gerne wissen, was diese Person für 1500 EUR bauen kann .... ich hätte Interesse :) )

    Wie auch immer, ich denke, ich habe hier aus Versehen oder mit Glück eine echte, gute Geige in der Verkleidung eines VSO (violin shaped object) entdeckt. Da sie ziemlich neu zu sein scheint, könnte es sogar sein, dass sie sich klanglich mit weiterem Spielen noch entwickelt.

    Hier ist eine Tonprobe:
    http://www.strings-on-demand.com/demos/Geigenraetsel_01c.mp3

    Meine Einschätzung der Klangparameter (10 bedeutet das Maximum)
    Lautstärke (1 -10): 9
    Tonhelligkeit (1 - 10): 7,5
    Ansprache in den unteren Lagen (1 - 10): 10
    Ansprache und Nebengeräuschfreiheit in den höchsten Lagen
    G (1 - 10): 9
    D (1 - 10): 8
    A (1 - 10): 6,5
    E (1 - 10): 7,5
    Lebendigkeit bei Vibrato (1 - 10): 7,5

    Ausgeglichenheit zwischen den Saiten und Lautstärkenprofil:

    A- und D-Saite passen sich sehr gut ein. Insgesamt tendiert die Geige eher zum Diskant, d. h. in den unteren Lagen ist die Lautstärkenreihenfolge E (am lautesten), A, D, G (am schwächsten, relativ zu anderen Geigen betrachtet). Die Geige wäre dort geeignet, wo man Durchsetzungsvermögen braucht, z. B. für Klaviertrio, und könnte sich auch noch in eine 1. Geigengruppe einpassen, jedoch nicht für 2. Geigengruppe oder 2. Geige im Quartett, auch zu laut für Wohnzimmerständchen
    Besaitung: Dominant, Alter unbekannt.

    Vielen Dank für's Mitmachen, das hat Spaß gemacht!
    Hannes

    PS.: Der Zettel sagt "Georg Adam Krausch, Wien 1871", aber dass das nicht sein konnte, war nach dem Auspacken schon klar.
    Außerdem wurde der Geigen- und Lautenmacher Georg Adam Krausch im Jahr 1810 aktenkundig geschieden, das passt schon von daher nicht zusammen.



    Hallo allerseits,
    nachdem ich hier schon eine Weile still mitlese, möchte ich mich heute bei Euch mit einem Geigenrätsel vorstellen.

    Mein Name ist Hannes, ich bin Geigenspieler, und ausserdem sehe ich mir in der letzten Zeit zunehmend gerne Geigen an.

    Da ich vom Spielen herkomme, beurteile ich bisher eine Geige erst einmal über den Klang und die Funktionalität. Da ich auch nicht das notwendige Kleingeld habe, mir fünf alte Italiener hinzulegen :S bewege ich mich meistens in Preisbereichen, bei denen ich ausserdem davon ausgehe, dass der Zettel in der Geige standardmäßig nicht stimmt. Trotzdem interessiert mich natürlich das ungefähre Alter und die Herkunft einer Geige.

    Bei der hier vorgestellten Geige kann ich mir ehrlich gesagt gar kein Bild machen. Von "letztes Jahr in Rumänien oder China gebaut" bis "Mitteleuropa, hundert Jahre oder älter" könnte alles drin sein. Warum sage ich, es könnte auch ein neues Instrumen sein? Weil ich mir vorstellen kann, dass zumindest ein Teil der Optik nicht auf echter Abnutzung beruht, sondern auf einer "Antikisierung" (möglicherweise, aber hiermit kenne ich mich nicht so gut aus).

    Auffällig ist der klare, kräftige Ton, der besonders im Vergleich zu vielen anderen Geigen auf den Mittelsaiten (D und A) nicht abfällt. Die Geige liefert in live-Situationen richtig ab, ist dabei nie schrill oder hart. Auch reagiert die Geige sehr schön auf Vibrato. Diese Umstände lassen mich jedenfalls vermuten, dass es sich nicht um ein Billiginstrument handeln kann.

    Halsmensur: 132 mm
    Korpuslänge: 355 mm
    Becken: 208 mm
    Hüfte: 111 mm
    Schulter: 167 mm
    Unlackierter Hals
    Gewicht mit Kinnhalter: 491 gr
    Zettel: Vorhanden, schreibe ich später, kein "alter Italiener", aber möglicherweise dennoch irreführend.

    Situation: Ich habe die Geige neulich gekauft, nutze sie gerne, habe keine Absichten, sie wieder loszuwerden. Es interessiert mich einfach, was sie für eine Geschichte haben mag.

    Ein Bild hänge ich hier an, alle anderen habe ich in eine Galerie gepackt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr Euch kurz die Zeit nehmen würdet, kurz zu schreiben, was Ihr über die Geige denkt!

    Schöne Grüße, Hannes

    Galerielink:

    https://www.hannesfoto.de/20200827Geigenraetsel/n-ZpQdw6/