Beiträge von geigerlein

    Ich hab mir kürzlich die Videoserie eines amerikanischen Geigenbauers über eine total zerstörte Geige angeschaut, bei der die Stimme sogar durch die Decke gebrochen war und die Decke sowie Teile von Zargen und Boden aus Einzelteilen und Splittern wieder zusammengepuzzelt werden mussten. Hier macht er ab Minute 35 auch so einen großen Beleg statt des Stimmfutters:


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    Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Mir gefällt die hemdsärmelige Art des Mannes nicht, und einige der Reparaturen hätte ich anders gemacht (z.B. nicht Beize direkt auf's Holz gepinselt oder dann die Decke komplett neu lackiert), aber vielleicht ist so ein Beleg ja ein gangbarer Weg, wenn sich das Originalholz des Risses nahtlos leimen lässt. Das dürfte den Klang weniger beeinflussen als ein Stimmfutter, aus den von abalon genannten Gründen. Der Beleg muss sich nur der Deckenwölbung genau anpassen, sonst wird das Anpassen der Stimme schwierig.

    In letzter Zeit lese ich öfter, dass man bei einem Stimmriss heutzutage nicht gleich ein Futter macht, sondern ihn leimt und mit einem Beleg sichert und dann schaut, ob er auch so hält.

    Wäre es dann eine valide Lösung, wie bei dieser Geige solche quer verlaufenden, relativ dicken Belege auf den Stimmriss zu leimen? Für mich sieht das eher nach "verbastelt" und "nicht besser gekonnt/gewusst" aus.

    Fedele, hast Du jetzt den großen Holzbeleg über dem Stimmriss nur wieder aufgeleimt? Oder auch den Stimmriss selbst geleimt? Ich würde ein richtiges Stimmfutter machen, obwohl ich auf Youtube auch schon Videos von Geigenbauern gesehen habe, die auf einen geleimten Stimmriss einfach quer zur Faser einen großen Beleg geleimt haben. Wie gut das hält und wie es sich auf den Klang auswirkt, weiß ich nicht.

    Ich kann Dich gut verstehen! Wenn die Risse fest sind und die Belege halten, gibt es keinen Grund, sie neu zu machen. Prüf nur, ob alles ordentlich verleimt ist (Belege, Reifchen), sonst kann es beim Spielen zu Klirr- oder Schnarr-Geräuschen kommen, die u.U. nur schwer zu lokalisieren sind, weil sie dann nicht von einem zu tief gerillten Obersattel oder einem lockeren Feinstimmer kommen.

    Die Vorgehensweise ist dieselbe wie bei Abalons französischer Geige (die mir übrigens immer besser gefällt...):


    Das frische Holz so grundieren, dass es dem Farbton des unbehandelten Originalholzes nahekommt. Mit transparentem Lack fixieren. Dann die Lackierung in mehreren Schichten aufbauen. Bei der sächsischen 3/4-Geige meiner Oma hab ich Safrangelb als erste Schicht genommen, weil ich weiß, dass das bei sächsischen Geigen oft gemacht wurde. Abalons französische Geige hat einen goldgelben Grund bekommen, weil der Untergrund mehr orange als gelb ist. Dann ging es mit braunem Retuschierlack (hat mehr Pigmente als normaler Lack) weiter. Dabei hab ich den Lack mit in Spiritus gelösten Farben immer so abgetönt, wie es erforderlich schien. War die letzte Schicht etwas zu rötlich, hab ich mehr Grün (manche Geigenbauer nehmen Blau) in den Lack gemischt. Der Farbton war also immer unterschiedlich.


    Zwischendurch immer vorsichtig zwischenschleifen, um eine möglichst gleichmäßige Oberfläche zu erzielen. Da der Lack dieser alten Geige eher matt ist, hab ich die letzte Farbschicht wieder mit Bims angeschliffen. Die Antikisierung hab ich mit einem mittelfeinen Rundpinsel und Ölfarbe (Vandyckbraun) gemacht. Da auch noch die Zargen so behandelt werden, werde ich wohl noch eine Schicht Klarlack drüberstreichen, wenn die Ölfarbe trocken ist, damit der Lack abriebfest ist.


    Die professionellen Restauratoren machen es wohl so, dass sie die Oberflächen mit nur wenig (in Wasser oder Alkohol?) gelösten Pigmenten färben und diese Farbschichten jeweils mit transparentem Lack fixieren. Das hab ich noch nicht ausprobiert, aber da die Geigen ursprünglich auch mit eingefärbtem Lack lackiert wurden, denke ich, meine Methode funktioniert auch, grad bei größeren Flächen.