Viele Geigen aus Erbe eines Geigenbauers

  • Liebe Mitglieder,


    unsere Familie erbte vor über 15 Jahren ca. 25 Geigen und 2 Bratschen vom Großvater, der Geigenbauer war. Wir sind erst seit letztem Jahr an einem Verkauf interessiert. Einige sind reparaturbedürftig, aber ca. 8 Stück sind wohl besser. Wir kennen und nicht aus, aber eine Bratsche hat ein Wappen und scheint aus dem 17.JH zu sein. Sie wurde in eirem teureren Koffer aufbewahrt. Eine andere Geige hat eine Expertise aus Zürich (Guarnerius Modell, Frankreich). Ich habe Fotos von der Bratsche beigefügt und hoffe auf einen ca. Wert von jemandem, der sich besser auskennt. Vielleicht ist auch ein Interessent im Forum?


    Vielen Dank vorab und freundliche Grüße,


    Fizzie


    P.S. vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass der Geigenbauer auch Musiker war und im Orchester (u.a Berlin) gespielt hat.

  • lt. Zettel und Stil ist das eine Cortesi. Das war ein ganz großer italien. Meister aus der Vor-Cremoneser Zeit! Er lebte Ende 1500 bis Anfang 1600.
    Seine Modelle mögen grob erscheinen, sie waren aber für den Renaisanceklang prägend.
    Ganz markant an seinem Modell ist seine extreme Bauchigkeit, die diejenige von Stainer sogar übertrifft.
    Wenn Sie sagen, dass das eine französ. Kopie offensichtlich aus dem 19.Jh. ist, dann ist sie zumindest nah am Original. Das Holz erscheint mir dennoch billig
    Eine Original ist's daher wohl keinesfalls, dann wäre das ein Lotto-Gewinn!
    Ich schätze halt bestenfalls wegren ihrer Eigenheiten um die 1000?

  • Vielen Dank für die schnelle Antwort.


    Die Französische Geige "Gaurnerius Modell" war eine andere, die mit Expertise.


    Diese Bratsche soll nach Angaben eines Auktionshauses wirklich echt sein (wegen dem Wappen), aber sie ist angeblich schon 2 Auktionen nicht ersteigert worden, was uns etwas ärgert. Daher gehen wir auf eigene Käufersuche.


    Haben Sie mir einen Tipp?


    Grüße


    Fizzie

  • guter Lack, interessante Farbgebung, gutes Holzmaterial. Also was will man mehr?
    Wie Sie richtig sagen, mit den Schätzpreisen hat es so eine Crux. Solche gute Kopien werden da durchaus mit 5000? angeboten, aber ob die dann einen Käufer finden, ist eine andere Geschichte.
    Auktionen sind immer etwas schlüpfrig, daher gehen Händler nur falls sie das Instrument wirklich nicht sonst anbringen können, auf diese Verkaufsmethode.
    Realistisch hielte ich 2000?, so sie nachweislich keine Manufakturarbeit ist, für möglich.


    Die Cortesi ist original? Und niemand interessiert's?? Sie wäre damit eine der ältesten modernen Geigen überhaupt.
    Ich würde mich an ihrer Stelle Musiker, die auf Renaicance sich spezialisiert haben, anfragen. Von den Top-Orchestern würde da sicherlich ein Preis jenseits der 10000? Marke erzielbar sein -ein Originalinstrument ~400 Jahre alt!
    Cortesi, da Salo, Mariani und Tiefenbrucker gelten als die Väter der modernen Geige. V.a. Cortesi und da Salo kümmerten sich nicht viel um's Design, weil sie wußten, wo man den Ton herauskitzelt -der Rest war für sie nur Geisterbeschwörung. Daher die etwas nachlässige Schnitzarbeit.
    Verfeinert wurde die Geige dann durch Amati und in Folge seiner Kinder, Schüler und Epigonen.
    Die Initialzünder waren aber die vier Alten.

  • Die Bratsche halte ich keinesfalls für ein Original.
    Die "Guarneri" kommt dem Vorbild zumindest äußerlich schon recht nahe, was aber über den Wert noch nichts aussagt. Auch aus China gibt es inzwischen sehr schöne Kopien aller berühmter alter Meister schon ab ca. 500 Euro).
    Wer so eine Geige kauft will in der Regel aber nicht nur eine schönes Kunstwerk bzw. Sammlerstück, sondern auch einen entsprechend ausgezeichneten Klang.
    Diesen unterstelle ich mal bei beiden Instrumenten als zumindest überdurchschnittlich, sodass der realistisch erzielbare Wert - je nach tatsächlichem Klang - für jedes Instrument irgendwo über 1.500 Euro bis maximal ca. 5.000 liegen dürfte. Was war denn der Einstiegspreis des Auktionshauses?
    MfG
    Rainer

  • Betreff: Cortesi
    ehrlich würde es mich auch wundern, wäre die Cortesi ein Original. Weniger wegen ihrer schlampigen Verarbeitung, viele Cortesis waren so, weil es ihm nur interessierte gut klingende und stimmstabile Geigen zu bauen, sondern weil sie für ein mutmasslich 400 Jahre altes Instrument einfach zu gut erhalten aussieht. Sie wurde augenscheinlich nie besonders aufwändig restauriert.
    Könnten Sie Fr. Fizzie anführen, wer sie als Original einschätzte? Gibt es dazu eine Expertise?


    PS: das Emblem erinnert weniger an ein Wappen, sondern mehr als eine Anspielung auf den berühmten Balkon von Verona. Aber Shakespeare war zu Cortesis Zeiten sicherlich noch in Italien kein Begriff.

  • Zunächst vielen Dank für die Antworten. Dass die Bratsche nicht echt ist, beweist mir, das das Auktionshaus kein besonderes Wissen hat. Anscheinend sind bei beiden Aukionen nur sehr güsntige Geigen verkauft worden. Jetzt möchte der Laden alle 25 Geigen pauschal günstig abkaufen. Darin etnhalten sind auch ein paar Geigen mit Zettel wie Testore,Paul Serdet,Rossi, Keller,L.J.Germain, Lavaza, Breton,Brugère..


    Die Bratsche hatte einen Katalogpreis von ? 20.000,00 (Zettel Cortesi fecit piroso 1590), die Geige "Guarnerius" ? 15.000,00 (Zettel Joseph Guarnerius fecit Cremona anno 1740 IHS) Die anderen lagen auch jenseits der
    ? 2.000,00- ? 7.000,00. Das Problem ist, ich glaube alles erst wenn es tatsächlich einen oder mehrere Käufer gibt. Die Geigen wären beinahe im einen Sperrmüllcontainer gelandet!


    Wie komme ich an die Daten der erwähnten Musiker, die eventuell Interesse haben? oder soll ich alle in Ihr Verkaufsforum stellen?


    Viele Grüße


    Fizzie

  • Das Autkionshaus ist keines der renommierten Häuser, es ist auch ein Geigenbauer in Süddeutschland, dessen Name ich erst nicht nennen möchte da die Geigen momentan noch vor Ort sind. Die Bratsche soll ein Professor der Musikhochschule besichtigt und angeblich mit einem Original verglichen haben. Eine C-14 Probe (oder so ähnlich?) wurde meines Wissens angedacht aber nicht gemacht. Der Professor soll eventuell auch Kaufinteressiert sein. Viel mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Wir überlegen jetzt noch ob, wir an das renommierte Auktionshaus Bongartz gehen, was halten Sie davon?


    Grüße


    Fizzie

  • Wäre die Cortesi wirklich echt gewesen, was eine Sensation gewesen wäre (die wäre auch kunsthistor. von äußerst großem Interesse!), dann hätte ich Ihnen Nikolaus Harnoncourt empfohlen. Sein Concentus Musicus hat sich dem "Originalklang" verschrieben und die hätten Ihnen die 10 000 oder 20 000 ? nachgeschmissen.
    So empfehle ich Ihnen einfach mit 1 ? Ausruf an den Höchstbietenden auf Ebay o.ä.
    Sorry!


    PS: für den Sperrmüll wären alle Geigen allerdings doch zu schade.